Pakistan: Islamisten und Kapitalisten contra Wissenschaft
- Pakistan: Islamisten und Kapitalisten contra Wissenschaft
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Korruption, Vernachlässigung der Bildung, ungerechte Wohlstandsverteilung und Missachtung der Wissenschaft sind die Hauptgründe für die Wasserkrise in Pakistan
Der Wetterdienst in Pakistan schreckte Anfang Juni zumindest einige Menschen im Land auf: Die derzeitige Dürre könne bis zu 100 Millionen Pakistaner betreffen. Im Winter sei kaum Schnee im Himalaya gefallen, und in den Monaten zwischen Januar und Mai habe es 44 Prozent weniger Niederschlag gegeben als in den Jahren zuvor. Das führte dazu, dass die Vormonsun Ernte zu großen Teilen ausgefallen sei, so die Behörde.
Auf die Wasserkatastrophe machen jedoch seit mehr als einem Jahrzehnt Wissenschaftler aus dem In- und Ausland aufmerksam. Der Autor Anatol Lieven schrieb dazu schon im Jahr 2007, dass der Wassermangel für Pakistan eine größere Gefahr darstelle als die Taliban.
Vergangenen Monat wurde zumindest auch dem Obersten Gerichts in Pakistan die Gefahr bewusst: "Die aktuellen Wahlen sind wichtig, aber das Wasserproblem anzugehen ist wichtiger", sagte Richter Sardar Tariq. Der Richter wies auch darauf hin, dass die aktuelle Regierung und ihre Vorgängerin für das Wasserproblem verantwortlich sind. Da auch die Weltbank zu dem Schluss kam, Pakistan verfahre nach dem Prinzip: bauen, vernachlässigen, wieder aufbauen.
Dabei ignorieren die Verantwortlichen alle wissenschaftlichen Fakten und strapazieren die Infrastruktur des Landes, bis sie zusammenbricht, lohnt sich einen Blick auf die Regierungsverantwortlichen seit 1988: Da wäre der Industrielle Nawaz Scharif (bis auf 18 Millionen Dollar hat er seine Vermögenswerten Familienmitgliedern überschrieben), der das Land mit seiner Familienpartei, der Muslim-Liga, seit 1990 drei Mal regierte. Ländereien, Offshorekonten und Grundbesitz in Dubai und London gehören der Familie. In London halten sich die Sharifs beinahe öfters auf als im eigenen Land.
Auch bei Krankheiten suchen sie lieber Londoner Privatkliniken auf, wohlwissend wie das Gesundheitssystem Pakistans aussieht. Die Macht in der größten Provinz des Landes, dem Punjab, erhalten sich die Sharifs seit 30 Jahren, weil sie den Großgrundbesitzern alle Wünsche erfüllen, darunter nahezu kostenloses Wasser: 96 Prozent des Wassers Pakistans wird für die Landwirtschaft benutzt. Davon versickern zwei Drittel allein schon wegen undichter Dämme. Der Wasserverbrauch in Verhältnis zum Bruttosozialprodukt ist der höchste der Erde.
Die andere Familienpartei des Landes, die Pakistan People Partei der Bhuttos, regierte ebenfalls drei Mal das Land. Sie wird derzeit vom Milliardär Asif Ali Zardari geführt, dem Witwer der ermordeten Benazir Bhutto. Riesige Ländereien in der Region Sindh nennen die Bhuttos ihr Eigen, dazu ebenfalls Offshore-Konten und Grundbesitz in Dubai und London, wo sich die Familienmitglieder am liebsten aufhalten. Auch die Bhuttos meiden die heimischen Krankenhäuser.
Dann wäre noch der Ex-General und Milliardär Pervez Musharraf, der sich im Jahr 1999 an die Macht geputscht hat. Die meiste Energie seiner sieben offiziellen Regierungsjahre verwendete er neben der Anhäufung von Reichtum auf ein Doppelspiel: Den Vereinigten Staaten gaukelte er vor, er stehe im "Kampf gegen den Terror" an ihrer Seite, während die pakistanische Armee gleichzeitig die Taliban in den Grenzgebieten zu Afghanistan aufpäppelte.
Dazu ließ Musharraf Unruhen im von Indien verwalteten Teil von Kaschmir anzetteln, in dem Armee und Geheimdienste islamische Extremisten bei Anschlägen unterstützten, was Musharraf auch öffentlich zugab. In den Vereinigten Staaten geht er ein und aus, wie übrigens tausende Angehörige der pakistanischen Armee, die entweder ihr Rentenalter in den USA verleben oder ihre Kinder dort auf die Universitäten schicken. Augenblicklich ist Musharraf gerade zu Gast in London, wo auch er eine Wohnung im Wert von 3 Millionen englischen Pfund besitzt.
Dort hat seit knapp 25 Jahren auch Altaf Hussain sein Sitz, von dem aus er sein Muttahida Qaumi Movement wie ein Feldherr führte, denn schließlich standen ihm allein in Karatschi 25.000 Mann unter Waffen zur Verfügung. Immerhin machten die britischen Behörden Altaf mit ein paar halbherzigen Verfahren wegen Geldwäsche den Prozess - er wurde aber jedes Mal freigesprochen.
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