Papua-Neuguinea: Südpazifisches Erdgas, chinesische Interessen
Seite 2: Papua-Neuguinea: Erster Pazifikstaat an der neuen Seidenstraße
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Um die Einkommenslücke aus dem Erdgasgeschäft zu schließen und die sich abschwächende Wirtschaft wiederzubeleben, hat sich Papua-Neuguinea nun verstärkt an China gewandt. Die Regierung schuldet der staatlichen Export-Import-Bank von China nun 1,9 Milliarden US-Dollar an günstigen Krediten für Infrastrukturvorhaben, das entspricht fast einem Viertel ihrer Gesamtschulden.
Chinas aktuelles Wirken in Papua-Neuguinea wird spätestens Mitte November 2018 für die Welt sichtbarer werden, wenn sich die Führer der Pazifik-Anrainer, darunter US-Präsident Donald Trump und Chinas Präsident Xi Jinping, in der Hauptstadt Port Moresby beim Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftskooperationsforum (APEC - Asia-Pacific Economic Cooperation) treffen. Unter anderem das Kongresszentrum war von chinesischen Arbeitern errichtet und mit chinesischen Zuschüssen bezahlt worden.
Papua-Neuguinea gilt als Entwicklungsland und als eines der am wenigsten erschlossenen Länder der Welt. Es ist seit langem auf ausländische Hilfen angewiesen. Außerhalb von Port Moresby gibt es nur eine minimale Infrastrukturausstattung. Chinesische Kredite haben jetzt geholfen, den Überseehafen und den Flughafen von Lae zu sanieren. Die Stadt war als koloniales Erbe aus der ehemaligen deutschen Missionsstation Lehe hervorgegangen und ist heute die zweitgrößte Stadt Papua-Neuguineas. Nach dem Ersten Weltkrieg zog mit den Australiern eine neue Kolonialmacht ins ehemalige Deutsch-Neuguinea ein. Der Süden des heutigen Papua-Neuguinea war nach britischem Intermezzo Australien nach dessen Unabhängigkeit zur Verwaltung überlassen worden.
Die Regierung Papua-Neuguineas hat sich in der Vergangenheit bei der Kolonialmutter Australien um Hilfen bemüht. Australien wird ebenfalls beim APEC-Gipfel präsent sein und deckt etwa ein Drittel der dort anfallenden Kosten, schließlich wolle das Land der "natürliche Partner der Wahl" für Papua-Neuguinea und andere pazifische Länder sein, so Australiens Außenministerin Julie Bishop.
Chinas Präsenz ist jedoch ungleich deutlich wahrnehmbarer. Im November 2017 hatten die Chinesen versprochen, Straßen im Wert von 3,5 Milliarden US-Dollar zu bauen, eine Verpflichtung, die China zum größten Unterstützer des Landes machen würde. Außerdem haben die Chinesen in Nickelminen, Kraftwerke und andere Projekte investiert. Auch von hier bezieht China Erdgas.
Bei einem Besuch des papua-neuguineischen Premierministers Peter O'Neill im Juni 2018 in Peking war Papua-Neuguinea als erster pazifischer Staat der One Belt One Road-Initiative (OBOR) beigetreten, dem chinesischen Zukunftsprojekt zum Aufbau eines globalen Netzwerks von Häfen, Straßen, Eisenbahnen und Pipelines. Für China ist das Programm eine Möglichkeit, Geschäfte und Handel sowie seinen strategischen Einfluss auszuweiten (An der maritimen Seidenstraße).
All dies gibt einigen anderen Akteuren Anlass zu Bedenken. Vor allem Vertreter der westlichen Welt beobachten argwöhnisch, wie Peking seinen Einfluss im Pazifik weiter ausbaut. Das chinesische Außenministerium erwidert auf in diesem Sinne vorgebrachte Einlassungen, dass die im Pazifikraum geleistete Unterstützung an keine politischen Bedingungen geknüpft seien und nicht auf Dritte abzielen. Beim IWF weist man darauf hin, dass die pazifischen Staaten einschließlich Tonga, Samoa und Vanuatu mittlerweile beträchtliche Schulden gegenüber China aufgehäuft haben und dem Druck der Rückzahlung ausgesetzt sind. Papua-Neuguinea ist keine Ausnahme. Erst im April 2018 hatte Standard & Poor's die Kreditwürdigkeit von Papua-Neuguinea von B-Plus auf B herabgesenkt und auf das sich verlangsamende Wirtschaftswachstum und auf das steigende Staatsdefizit verwiesen.
Bei all dem sind die Chinesen jedoch keine Neulinge auf der Insel, eingewanderte chinesische Händler haben hier eine längere Tradition. Seit dem Zweiten Weltkrieg waren sie mit Migrationswellen verstärkt ins Land gekommen. Ihre Beziehungen zu den Einheimischen gestalten sich jedoch nicht immer einfach: 2009 wurden Ressentiments gegen vor Ort etablierte chinesische Geschäfte zum Auslöser von Unruhen.
Profiteure im Handelsstreit USA - China?
Sollten die PNG LNG-Projektpartner die Probleme rund um ihre Erdgasförderung in den Griff bekommen, könnten sie aus dem laufenden Handelsstreit zwischen den USA und China Kapital schlagen - das orakeln zumindest Beobachter.
China hatte am 23. August 2018 Handelszölle auf eine zweite Tranche von US-Gütern erhoben, die erstmalig auch auf Energieträger wie Propan, Butan, Naphtha, Kerosin und Kohle abzielen, eine Reaktion auf neue US-Handelszölle auf chinesische Güter, die am selben Tag in Kraft traten. Aufgrund der Übersichtlichkeit der Palette importierter Waren aus den USA und dem daraus resultierenden Mangel an Optionen könnten Energieträger wie Erdgas in einer möglichen nächsten Zollrunde verstärkt in den Fokus chinesischer Revanche-Zölle rücken, auch wenn die Chinesen darauf lieber verzichten würden.
Denn Erdgas ist der Rohstoff für den politisch gewollten Umstieg von Kohle- auf Gasfeuerung. Erst 2018 war China mit 34,9 Millionen Tonnen zum größten Erdgas-Importeur der Welt aufgestiegen. Rund die Hälfte aller Käufe kam in verflüssigter Form ins Land, und der LNG-Sektor legt hier weiter rasch zu. Die USA waren 2017 der fünftgrößte LNG-Exporteur Richtung China. 1,53 Millionen Tonnen im Vorjahr erscheinen angesichts der Gesamtmenge nicht sonderlich bedeutend, doch aufgrund der prognostizierten Nachfrage und sich andeutenden Problemen in anderen wichtigen Lieferländern gewinnt die Diversifizierung der Bezugsquellen an Bedeutung.
Angesichts einer möglichen Verschärfung des Handelsstreits arbeiten chinesische Importeure von US-Energierohstoffen bereits an einer Umstrukturierung ihrer Käufe, wie der globale Rohstoffdatenanbieter S&P Global Platts Anfang August 2018 berichtete.
Das würde vor allem Folgen für den Spotmarkt haben, auf dem die kurzfristigen Geschäfte abgewickelt werden und auf dem im Falle der Erhebung von Sonderzöllen gerade im Winter mit Verknappungen zu rechnen sein wird. Bis heute ist China ein guter Kunde der auf dem Spotmarkt in Asien verkauften Frachten von Cheniere Energy aus den USA. Hier könnte dann Erdgas aus Papua-Neuguinea einspringen und US-LNG teilweise ersetzen. Ein Vorteil: aufgrund der geografischen Nähe zu den wichtigen Märkten in Nordasien können die Insulaner schnell auf Lageveränderungen reagieren.
Im Jahr 2017 hatte das PNG LNG-Projekt insgesamt 110 LNG-Ladungen verschifft, von denen 23 auf den Spotmarkt kamen, unter anderem von den 290 Meter langen LNG-Tankern PAPUA und KUMUL transportiert. Die Schwesternschiffe sind die bis dato größten jemals in China gebauten Erdgastransportschiffe. Sie werden vom japanischen Konzern Mitsui im Auftrag von PNG LNG betrieben.
Und auch außerhalb des Spotmarktes rechnen Beobachter aufgrund des US-amerikanisch - chinesischen Handelszwistes mit möglichen Reibungen: Erst im Februar 2018 hatte die CNPC-Tochter PetroChina zwei LNG-Lieferverträge mit Cheniere über eine Liefermenge von zusammen 1,2 Millionen Tonnen jährlich abgeschlossen - über eine Laufzeit von 25 Jahren.