Paradise Papers: Für dumm verkauft
Seite 2: Die Verlierer
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Zu den Verlierern dieses ganzen Irrsinns zählen kleine Unternehmen, Angestellte und Staaten wie beispielsweise Deutschland - also wir ehrliche dumme Steuerzahler. Kein auch noch so abwegiges Konstrukt, ausgearbeitet von hochpreisigen Kanzleien rund um den Globus, wird außen vor gelassen, um die Gesellschaft zu hintergehen und unvorstellbare, absurd hohe digitale Geldbeträge zusammenzuraffen, um diese dann in Steueroasen aufzutürmen.
Wie viele Billionen heute in Steueroasen lagern, kann niemand mehr sagen, denn selbstredend wird weiterhin die Identität eben dieser Personen und Unternehmen von den dortigen Gesetzen geschützt. Es wird nach wie vor mit Strohmännern als Verwalter von Briefkastenfirmen gearbeitet und zu versteuernde Gewinne im Milliardenbereich werden unter anderem vollkommen legal in steuerfreie Lizenz- und Patentgebühren verwandelt. Es werden unvermindert Briefkastenfirmen gegründet, oftmals nur mit dem Ziel Steuern zu minimieren oder völlig zu vermeiden.
In unserem Buch "Kapitalfehler" haben wir aufgezeigt, dass beispielsweise die Inter IKEA Holding in Luxemburg im Jahre 2010 bei 2,5 Milliarden Euro Gewinn exakt 48.000 Euro Steuern bezahlt hat. Genauso viel musste auch eine kleine Schreinerei mit einem Gewinn von 160.000 Euro in Deutschland Gewerbesteuer bezahlen. Wie kann das sein? Weil EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Junckers Luxemburg ca. 300 Konzerne in seine Steueroase namens Luxemburg eingeladen hat. Alleine das ist ein triftiger Grund, warum die EU niemals funktionieren kann.
Rechnungen von Amazon
Als legal verteidigte dieser nach den Luxemburg -Leaks-Enthüllungen das Vorgehen seines Heimatlandes Luxemburg. Offensichtlich seien Steuergeschenke an Firmen in Ordnung. Juncker wird nach wie vor von unseren Politikern unterstützt, anstatt vom Hof gejagt. Mittlerweile setzt sich Juncker anscheinend für Steuergerechtigkeit ein (für wie blöd halt man uns?) ... Warum kommt denn bitte die Rechnung, wenn Sie etwas von Amazon bequem von ihrem Sofa bestellen, nicht aus einer deutschen Stadt sondern aus Luxemburg?
Ganz einfach weil Amazon dank Luxemburg pro Jahr 250 Millionen Euro Steuern spart. Amazon Gründer Jeff Bezos ist nicht ohne Grund heute, mit 90,6 Milliarden Dollar, der reichste Mensch der Welt. Diese Option der Steueroptimierung besteht leider für einen kleinen Unternehmer oder Angestellten nicht. Wer heute behauptet kleine Unternehmen müssen eben effizienter werden, damit sie gegen internationale Konzerne im Wettbewerb bestehen können, kann nicht ganz sauber sein.
Faire Löhne und Steuerdumping
Würden Kleinunternehmer dieselben Steuervermeidungsoptionen haben wie eben diese Großkonzerne, dann würde nicht ein Laden nach dem anderen zumachen, und unserer Städte würden nicht alle von Filialisten dominiert werden. Wie soll sich ein Unternehmen, das faire Löhne bezahlt und hier ordentlich seine Steuern bezahlt, sich gegen dieses Steuerdumping durchsetzen?
Der Wettbewerbsvorteil ist uneinholbar. Das ist der Tod des Einzelhandels und des deutschen Mittelstandes. Irgendwann werden alle deutschen Städte dominiert werden von großen Konzernen. Dass das Euro-Land Italien mittlerweile zur Steueroase für Superreiche verkommen ist, schlägt dem Fass den Boden aus.
Dort muss der Geldadel pauschal 100.000 Euro für im Auslandland erwirtschaftete Kapitalerträge bezahlen, ohne auch nur eine kostspielige Steuererklärung auszufüllen. Italien gibt sich mit einem Multiple Choice Fragebogen zufrieden.
Da kann nicht einmal mehr das Kanton Zug in der Schweiz mithalten. So lange es innerhalb der EU keine einheitlichen Steuersätze, sondern Steueroasen wie Malta, in dem kritische Journalisten in die Luft gesprengt werden, Niederlande, Irland, Italien … gibt, kann und wird sie nicht langfristig bestehen. Heute ist die EU ein Big Deal für Großkonzerne und Superreiche und ein schlechtes Geschäft für uns Steuerzahler.
Wir können die Phrasen unserer Politiker nicht mehr hören, dass man in einer globalen Welt nichts gegen Steueroasen unternehmen zu können. Harald Schuhmann bringt es auf den Punkt: "Tatsächlich sind die Steuerfluchtzentren de facto nichts anderes als ex-territoriale Zonen in den Datenspeichern der Banken. Gäbe es in den USA oder in der Euro-Zone den politischen Willen, ließe sich deren parasitäres Geschäft von heute auf morgen beenden. Die Parlamente müssten nur beschließen, dass Banken, die Geschäfte mit Firmen auf der Isle of Man, den Kaiman-Inseln und anderen steuerfreien Zwergstaaten betreiben wollen, kein Konto mehr bei der EZB oder Federal Reserve bekommen, folglich also nicht mehr in Euro oder Dollar handeln könnten. Sofort würden alle internationalen Banken dieses Geschäft einstellen, und der Spuk wäre vorbei." Das sehen wir genauso.
Unser Steuersystem fördert die Großkonzerne und zerstört Kleinunternehmer und rasiert den Durchschnittsbürger. Nirgendwo in der Eurozone außer in Belgien sind die Abgaben so hoch wie in Deutschland. In Deutschland zählen Bürger mit einem Einkommen von 53.666 Euro bereits als Spitzenverdiener. Alles darüber hinaus wird mit 42 Prozent Steuern gnadenlos abgezockt, während uns Geldadel und Großkonzerne lachend den erhobenen Mittelfinger zeigen.
Rekordsteuereinnahmen durch die Vielen
Die Politik jubelt über die Rekordsteuereinnahmen über die "dummen Schafe" namens Steuerzahler, während Großkonzerne und Superreiche ihre gigantischen Gewinne lieber selbst behalten. Die Einnahmen der Bundesrepublik könnten ohne Steueroasen 32 Prozent höher liegen als bislang. Die Einnahmen der von BRD bezuschussten EU würden um ca. 60 Milliarden Euro pro Jahr höher liegen. Dies bedeutet, dass unserer Steuern massiv gesenkt werden können!
So lange die von Politikern gemachten Gesetze Superreiche und Konzerne schützen, anstatt uns vor eben diesen. So lange Geld die Welt regiert wird Steuergerechtigkeit nichts anderes als eine Illusion bleiben und unsereins der Dumme sein. Die Praktiken der Konzerne und Superreichen mögen legal sein. Dennoch sind sie hochgradig asozial.
Da die Politik offensichtlich nichts unternimmt, sondern lieber den Sozialstaat zerstört, uns Kleine schröpft und dann noch die Frechheit besitzt, sich über Rekordsteuereinnahmen zu erfreuen, ist es an der Zeit, den Politikern der Konzerne und den Konzernen selbst den Finger zu zeigen. Was wäre denn, wenn wir sie nicht mehr wählen würden?
Die Politiker mit unserem Wahlschein und die Konzerne mit unserem Geldschein dadurch, dass wir ihre Produkte nicht mehr erwerben und Dienstleistungen nicht mehr nutzen. Wie viele Enthüllungen werden noch benötigt, bis die große Menge aufwacht?
Leider wird sich auch dieses Mal nichts ändern und keiner der Protagonisten wird nachhaltige Konsequenzen befürchten müssen. Die einzigen, die daraus lernen, sind die Täter und ihre Handlanger. Sie werden noch kompliziertere und trickreichere Modelle entwickeln, um nicht abermals aufzufliegen.
Die beiden Ökonomen, Querdenker, Redner und Honorarberater Matthias Weik und Marc Friedrich schrieben 2012 gemeinsam den Bestseller Der größte Raubzug der Geschichte - warum die Fleißigen immer ärmer und die Reichen immer reicher werden. 2016 veröffentlichten sie ihr Buch Kapitalfehler - Wie unser Wohlstand vernichtet wird und warum wir ein neues Wirtschaftsdenken brauchen.. Ihr aktuelles Buch Sonst knallt's!: Warum wir Wirtschaft und Politik radikal neu denken müssen, das sie gemeinsam mit Götz Werner geschrieben haben, steht ebenfalls weit oben in den Bestsellerlisten.
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