Pariser Klimaziele ade?
Welch ein Jubel als im Dezember 2015 alle Regierungen der Welt dem Pariser Klimaabkommen zugestimmt hatten! 195 Regierungen und ein großes Ziel: Klimaschutz!
Die Welt hatte sich vielleicht zum ersten Mal als eine große Weltfamilie verstanden. Aber wo bleibt die Umsetzung der guten Absichten?
Eine gewichtige Antwort auf diese entscheidende Frage gibt jetzt der Weltklimarat (IPCC) in einem neuen Bericht: Das ehrgeizige Ziel des Pariser Abkommens wird wahrscheinlich ("zu 66%") nicht erreicht. Ziel ist, die Erderhitzung nicht mehr als um 1,5 Grad gegenüber 1870 steigen zu lassen.
Also: Ausstieg aus der Kohle und Schluss mit der Ölförderung, Schluss mit der Pyromanie! Und rasch rein in die Erneuerbaren Energien, zu 100%. Keep the coal in the hole and the oil in the soil. Lasst Kohle und Öl dort, wo die Weisheit der Natur sie nicht zufällig abgelegt hat - unter der Erde!
Klimaschutz? Aus der Traum!
Eher werden drei bis fünf Grad Erderhitzung in Kauf genommen als 1.5 oder zwei Grad angestrebt. So die Zwischenbilanz des IPCC-Berichts, welcher der taz vorliegt.
Das 1,5-Grad-Ziel ist für die Inselstaaten, aber auch für die vielen Millionenstädte an den Küsten existentiell. Sie sind vom Untergang bedroht, wenn das Pariser Ziel nicht erreicht wird. Jeder dritte Afrikaner oder halb Bangladesch mit 168 Millionen Menschen werden betroffen sein. Schon das 1,5-Grad-Ziel bedeutet absolute Armut für über 100 Millionen Menschen, so die Studie. Heute sind in Afrika bereits 18 Millionen Klimaflüchtlinge unterwegs.
Die Folgen des Versagens beim Klimaschutz: Mehr starke Stürme, dramatische Eisschmelze an den Polen, verheerendes Artensterben. Wenn schon der bisherige Klima-Musterschüler Deutschland seine Klimaziele nicht mehr ernst nimmt, wie dann die Erdölstaaten oder die Kohle-Exporteure?
Nach den enttäuschenden Klima-Absprachen der Groko-Sondierer werden auch andere Länder ihre Klimazusagen beim Pariser Abkommen kaum umsetzen. Zwar reden alle ganz anders als der Klimaskeptiker Donald Trump, aber alle handeln genau wie Trump.
Im Jahr 2007 hatte Angela Merkel noch gesagt: "Die Klimafrage und die Energiefrage sind die Überlebensfragen der Menschheit." ("Der Klimawandel ist eine Schicksalsfrage für die Menschheit", Zeit Online, 15. November 2017)
Doch ein Land, in dem die Politik sogar zu feige ist, eine Geschwindigkeitsbegrenzung für PKW wie in den USA, in Frankreich, der Schweiz oder Österreich einzuführen, wird beim Klimaschutz natürlich schon lange nicht mehr ernst genommen. "Freie Fahrt für freie Bürger", ist eben wichtiger als Klimaschutz, weniger Verkehrstote und die Zukunft unserer Kinder und Enkel. Die häufigste Unfallursache in Deutschland ist überhöhte Geschwindigkeit.
Sind wir noch zu retten?
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