Paypal will Kampf mit Google aufnehmen
Auch die Sparkassen und die Volks- und Raiffeisenbanken möchten eigene Apps auf den Markt bringen
Am 26. Juni führte Google sein Bezahlsystem Google Pay auch in Deutschland ein (vgl. Google will den Deutschen das Bezahlen via App schmackhaft machen). Der Zahlungsdienstleister Paypal will nun auf diese Herausforderung reagieren, wie CEO Dan Schulman dem Handelsblatt sagte. Mit einer neuen Version seiner App soll man seinen Angaben nach "künftig […] genauso bezahlen können wie mit Google Pay".
Einen Paypal-QR-Code-Leser, wie Schulman ihn dazu ankündigte, gab es allerdings schon in der Vergangenheit (vgl. PayPal rückt dem Bargeld zu Leibe) - aber er floppte. Inwieweit sich die Neuauflage von den 2013 und 2016 (vgl. PayPal versucht's mal wieder) unternommenen Anläufen unterscheidet, und ob das bezüglich der Akzeptanz Auswirkungen hat, wird sich zeigen.
150 Milliarden Dollar im Jahr für "unnötige Gebühren und Zinsen"?
Der 60-jährige Paypal-CEO preist die Angebote seiner Firma als Spargelegenheit für Leute ohne Bankkonto. Bei seiner ohne Quelle aufgeführten Behauptung, dass alleine Amerikaner ohne so ein Bankkonto 150 Milliarden Dollar im Jahr für "unnötige Gebühren und Zinsen" ausgeben würden, hat er sich aber möglicherweise geirrt. "Das wären [nämlich] gut 13.000 Dollar pro Monat und Haushalt ohne Bankkonto", wie der Finanzblogger Norbert Häring vorrechnet. Bei Paypal war dazu gestern niemand für eine Erklärung der Zahl erreichbar.
Nachvollziehbarer sind dagegen die Wartezeiten und bürokratischen Hindernisse, die Schulman seinen Angaben nach erlebte, als er testweise versuchte, 24 Stunden ohne Kreditkarte und Bankkonto auszukommen. Dass man einen Scheck nicht annimmt, weil dort anstatt seines vollen Vornamens "Daniel" die Abkürzung "Dan" steht, hätte ihm auch in Deutschland passieren können (vgl. "Sie konnten Ihre Identität nicht nachweisen").
Bargeld wird Schulmans Einschätzung nach erst nach den Kreditkarten verschwinden
China, wo Schulmans Informationen nach "95 Prozent der Menschen mobil bezahlen", weist seinen Worten nach "den Weg" in die Zukunft der Finanztransaktionen, die er auch für andere Länder kommen sieht, wenn es "in fünf Jahren sechs Milliarden Smartphones auf der Welt geben" wird. Einen "Siegeszug des digitalen Bezahlens" hält er deshalb für "unvermeidbar", fügt aber an, dass es "bis zum Ende des Bargelds noch sehr lange dauern" werde. Viel früher verschwinden werden seiner Einschätzung nach Kreditkarten.
Um mit Google mithalten zu können, will Paypal nach dem schwedische Mobilkassenhersteller iZettle "für ein bis drei Milliarden Dollar im Jahr […] weiter sehr spezifische Fähigkeiten hinzukaufen". "Wenn es strategisch und finanziell passt" ist Schulman zufolge "auch ein größerer Deal" möglich. Auf so einen Größeren Deals sei sein Unternehmen jedoch "nicht angewiesen", weil es stattdessen auch Partnerschaften mit Firmen wie Alibaba oder großen Geldhäusern eingehen könne. Die in Deutschland bestehende Kooperation mit der Deutschen Bank will er ausbauen.
Deutsche Geldinstitute wollen Verbraucher zu ihren eigenen Bedingungen zum mobilen Zahlen bewegen
Außer Google und Paypal versuchen in Deutschland (nach als gescheitert geltenden Anläufe der Telekom, O2s, Vodafones und des Otto-Versands) auch die Sparkassen und die Volks- und Raiffeisenbanken, Verbraucher zu ihren Bedingungen zum mobilen Zahlen zu bewegen: Die beiden Geldinstitutgruppen mit breiter Kundenbasis haben Google deshalb die Zusammenarbeit verweigern und für den Sommer eigene Apps angekündigt. Während es Google immerhin gelang, die Commerzbank als Partner zu gewinnen, ist sich Apple bislang noch mit gar keinem deutschen Geldinstituten einig geworden (vgl. Google Pay: Mini-Start in Deutschland).
Sehen Sie sich dazu auch die #heiseshow vom 5. Juli an: Mobile Payment - Naht das Ende des Bargelds?
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