"Perser, Juden und Fliegen" - vor 30 Jahren endete der erste Golfkrieg

Iranischer Kindersoldat. Foto: Unbekannt / CC BY-SA 4.0

Im September 1980 marschierten die Truppen Saddam Husseins im Iran ein. Damit begann der achtjährige Krieg, der später als erster Golfkrieg in die Geschichtsbücher einging

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Über die Ursachen dieses Krieges wird bis heute gestritten. Zweifelsohne ist die ein Jahr zuvor begonnene Islamische Revolution im Iran, an deren Ende der Sturz der prowestlichen Monarchie stand und die Gründung der Islamischen Republik, ausschlaggebend gewesen.

Die Errichtung eines islamischen Gottesstaates, im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts, war nicht nur eine Zäsur, sondern darüber hinaus eine Provokation, ja eine Bedrohung das Gleichgewicht der Region und der Weltordnung betreffend, an einer der wichtigsten Wasserstraßen der Welt, dem Persischen Golf.

Gründe

Einige Historiker sind daher der Meinung, der Irak überfiel Iran in einer Position der Schwäche, aufgrund der innenpolitischen Wirren, der Schwächung des Zentralstaates, aus rein opportunistischen Gründen, von der Hoffnung getragen, auf rasche territoriale Gewinne im Schatt al-Arab.

Dieses wäre für Saddam die Revanche für die Regelung eines Grenzkonfliktes gewesen, den der Shah von Persien ein Jahrzehnt zuvor für sich entschieden hatte. Damals war Iran einer der wichtigsten Alliierten des Westens in der Region, weshalb man die Monarchie bei solchen Grenzgebietsfragen mit Nachdruck unterstützte.

Eine weitere Auffassung besagt, dass Saddam unter erheblichem Druck stand, weil Irans religiöse und revolutionäre Propaganda nach der Revolution darauf abzielte, die Schiiten des Iraks, immerhin die Mehrheit der Bevölkerung, gegen das laizistische arabisch-nationalistische Baath-Regime zur Revolution aufzurufen.

USA und die Sowjetunion unterstützen Saddam Hussein

Auf jeden Fall war Saddam Hussein der Aggressor, der den Iran überfiel und wurde dafür von einem beträchtlichen Anteil der Weltöffentlichkeit belohnt, in Form von massiven Waffenlieferungen aus den Rüstungsschmieden des damaligen West-und Ostblocks. Der Irak wurde ab 1980 mit Panzern, Artillerie und anderem Kriegsgerät überschüttet wie heute Saudi-Arabien vom Westen.

So wie heute Saudi-Arabien den Jemen mit diesen Waffen bombardiert und schreckliche Menschenrechtsverletzungen begeht, besetzte der irakische Diktator 1990 mit eben diesen Waffen Kuweit, was daraus schließen lässt, dass der Westen nichts dazu gelernt hat.

Weshalb wurde 1980 Saddam Hussein von Washington und Moskau unterstützt, bei seinem Feldzug gegen die Islamische Republik von Teheran? Für die USA wie auch für die Sowjets, die damals - ungeachtet des Kalten Krieges - in diesem Punkt übereinstimmten, war das Hochkommen einer islamischen Revolution eine Gefahr, die sie unbedingt ersticken, oder zumindest auf das iranische Staatsgebiet zu begrenzen gedachten.

Der "Revolutionsexport"

Den Machthabern in Teheran kam der irakische Angriff nicht ungelegen. Angesichts der schweren Wirtschaftskrise, der innenpolitischen Instabilität, führte der gemeinsame Feind zu einer gewissen innenpolitischen Mäßigung. Selbst militante Gegner des Regimes meldeten sich freiwillig, um sich den irakischen Aggressoren entgegenzustellen.

Revolutionsführer Khomeini erfand das Diktum, wonach der Weg nach Jerusalem über Bagdad führt, um seinen gewünschten Revolutionsexport theologisch zu untermauern. Aber am Ende dieses Krieges, der für beide Seiten enorm verlustreich verlief, verstummte das Gerede vom Revolutionsexport, der - vom Irak einmal abgesehen - sowieso illusorisch gewesen wäre, aufgrund des schiitischen Charakters der Revolution.

Höchstens der iranische Beitrag zur Aufbau der Hizbollah im Libanon, sei hier aus der Perspektive Teherans als gelungener Export zu vermerken. Das - durch die einseitige Unterstützung Iraks hervorgerufene militärische Ungleichgewicht - wurde im Frühjahr 1982 durch die iranische Gegenoffensive zunichte gemacht.

Die iranische Gegenoffensive

Die Iraner vertrieben die Iraker aus ihrem Land und stießen ihrerseits auf das Territorium des Feindes vor, wobei sie beinahe die lebenswichtige Verkehrsachse zwischen Bagdad und Basra durchtrennten.

Der Irak unter Hussein, damals ein säkular-arabisch-nationalistisches Regime unter Führung der Baath-Partei, instrumentalisierte früh die in der arabischen Welt tief vorhandene Vorurteile gegenüber den nichtarabischen Iranern.

Saddam Hussein schwadronierte damals sogar öffentlich von den drei Plagen, die Allah hätte nicht erschaffen sollen - nämlich "Perser, Juden und Fliegen!"

Zu jenem Zeitpunkt tauchte ein Staatsekretär aus dem Verteidigungsministerium in Washington in Bagdad auf, ein gewisser Donald Rumsfeld, um dort in gelöster Stimmung mit Saddam Hussein verstärkte Abwehrmaßnahmen gegen die unerwartete iranische Offensivkraft einzuleiten.