Pest oder Cholera?
Seite 3: In den USA sind Kohlekraftwerke unbeliebt
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Aber es gibt auch einige angenehmere Nachrichten. Während in den USA einerseits neue Anlagen für den Kohleexport gebaut werden, aber andererseits auch der Widerstand gegen das "Mountain top removal" steigt (Kohleförderung - nicht lang graben, gleich sprengen), wird es im Inland offensichtlich immer schwieriger, neue Kohlekraftwerke zu bauen.
So berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf die Umweltorganisation Sierra Club, dass in den USA seit 2001 150 Pläne für Kohlekraftwerke gestoppt wurden. Das neueste Mitglied im Club der verhinderten Kraftwerksbesitzer ist die Purdue-Universität im Bundesstaat Indiana, die ein kleineres Kraftwerk für den Eigenbetrieb plant. Das soll nun mit Gas befeuert werden, was zwar weniger Treibhausgase emittiert, aber - siehe oben - aufgrund der Herkunft des Gases auch alles andere als unbedenklich sein wird.
Laut Sierra Club ist in den USA seit zwei Jahren nicht mehr mit dem Bau eines neuen Kohlekraftwerkes begonnen worden. Andererseits würden aber in den kommenden Jahren 50 alte Kohlekraftwerke vom Netz gehen. Nach Angaben des vom Sierra Club betriebenen Coal tracker sind derzeit noch 41 Kohlekraftwerke in der Planung oder bereits im Bau.
Kohlekosten
Die US-Uni gab als Grund für ihre Entscheidung unter anderem an, dass Erdgas günstiger sei. Hierzulande sind die Verhältnisse allerdings komplizierter, aber nicht, weil die Kohle günstiger wäre - im Gegenteil: der heimische Bergbau muss mit rund zwei Milliarden Euro im Jahr subventioniert werden -, sondern weil der Erdgaspreis an den des Erdöls gekoppelt ist. Und er steigt, wie oben erwähnt.
Aber auch die Kohle wird teurer werden. In Australien haben unabhängige Fachleute darauf hingewiesen, dass künftig das Risiko von Umweltkatastrophen Eingang in die Lieferverträge und damit auch in den Preis finden muss. In einem wärmeren Klima sei mit mehr Überschwemmungen wie den jüngsten im Nordosten des Landes zu rechnen (siehe "Biggest cyclone in living memory"). Bei den Minengesellschaften möchte man allerdings diese Diskussion lieber nicht oder zumindest nicht öffentlich führen.
Für den australischen Steuerzahler werden die jüngsten Wetterkapriolen ziemlich teuer werden. Neben den Kosten für die Aufräumarbeiten vermindern sich auch die staatlichen Einnahmen. Schon jetzt ist zum Beispiel klar, dass dem Bundesstaat Queensland für den Rest des Finanzjahres, das am 30. Juni endet, jeden Tag umgerechnet 2,1 Millionen Euro verlorengehen, die es aus Abgaben auf die Kohleförderung bezieht. Die australische Regierung plant daher eine Sondersteuer für die Behebung der Flutschäden, die umgerechnet rund 1,4 Milliarden Euro umbringen soll. In der Bevölkerung stößt die Maßnahme überwiegend auf Zustimmung, und zwar vor allem bei den jüngeren Wählern und bei den Frauen.
In Queensland hat derweil das Aufräumen begonnen, wie ein Foto-Essay auf der Internetseite der Zeitung The Australian zeigt.