Plädoyers im NSU-Prozess: Bundesanwaltschaft kann vieles nicht erklären

Seite 2: Schusswaffen, Munition und Sprengstoff

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In der Habe des Trios wurden insgesamt 20 Schusswaffen gefunden, außerdem Munition und Sprengstoff. Wozu wurde das alles gebraucht? BAW: Das konnte nicht nachvollzogen werden.

Acht der 20 Schusswaffen, darunter die Dienstpistolen der beiden Polizisten von Heilbronn, lagen im Wohnmobil in Eisenach, wo auch die toten Böhnhardt und Mundlos lagen. Warum nimmt jemand Waffen aus deinem Polizistenmord mit zu einem Banküberfall, außerdem Teil der Beute aus einem anderen Überfall? Spekulation der BAW: Sie wollten nicht in die Wohnung zurückkehren und begaben sich auf eine Flucht. Nur: Warum und wohin?

Die zwei Uwes haben für Ausspähungen, Überfälle und Anschläge Fahrzeuge angemietet. Eine Vielzahl habe aufgeklärt werden können, so die BAW. 15 Mietzeiten seien 17 Taten zuzuordnen. Das heißt umgekehrt: Elf oder sogar 12 Taten sind nicht zuzuordnen.

Im Brandschutt der abgebrannten Wohnung in Zwickau wurden Stadtpläne mit zahlreichen handschriftlichen Kennzeichnungen gefunden. Für die BAW Belege für die Täterschaft. Allerdings räumt sie ein: Etliche Markierungen, beispielsweise Sterne, hätten nicht entschlüsselt werden können.

Ausspähungen wie Tatverübung ginge auf das Konto der zwei Männer, so die BAW in ihrem Plädoyer. Zschäpe habe die Wohnung als Rückzugsort gesichert, "Stallwache" gehalten. Einen Nachweis, dass sie bei Ausspähungen selber dabei war, habe die Beweisaufnahme nicht erbracht. Diese Darstellung ignoriert aber zwei Zeugenaussagen zu Dortmund und Berlin. Eine Dortmunderin hatte geschildert, wenige Tage vor dem Mord am 4. April 2006 Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe zusammen mit einem national gesinnten Nachbarn gesehen zu haben.

Und in Berlin war im Mai 2000 einem Wachmann, der die Synagoge in der Rykestraße sichern sollte, Zschäpe in Begleitung von Böhnhardt, Mundlos und zwei weiteren Personen aufgefallen. Atemberaubende Antwort der BAW: Zschäpe habe bemerkt, dass der Wachmann sie angestarrt und erkannt habe. Deshalb habe das Trio danach Abstand davon genommen, zu dritt Anschläge zu verüben oder Auskundschaftungen vorzunehmen. Und der Synagoge sei so ein Anschlag erspart geblieben.

Kontakt zu vielen anderen Personen

Bis zuletzt hatte das Trio Kontakt zu vielen anderen Personen, die von ihrer Untergrundexistenz wussten. Die Emingers halfen bei Autoanmietungen. Mit Max-Florian B. traf sich Mundlos, der dessen Name trug, regelmäßig für Absprachen. Matthias D. hatte Wohnungen angemietet, die die drei nutzten. Holger Gerlach stellte einen Reisepass zur Verfügung. Der Angeklagte Gerlach hatte vor Gericht zwar ausgesagt, aber verschwiegen, dass Zschäpe im Juni 2011 den neuen Reisepass für Böhnhardt persönlich bei ihm in Hannover abgeholt habe. Er habe Zschäpe schonen und entlasten wollen, so die Anklagevertreterin Greger.

Eine eigene konspirative Struktur um das Trio herum also. Und dennoch bleibt die Bundesanwaltschaft bei ihrem einsamen Drei-Täter-Konstrukt.

Nebenklageanwälte quittierten den Auftritt Anette Gregers hinterher mit Kopfschütteln. Was die Anklage bisher vorgelegt hat, ist dürftig. Ihre Nettovortragszeit beläuft sich bisher auf viereinhalb Stunden. Wenn sie bei ihren angekündigten 22 Stunden bleibt, wird ihr Plädoyer vor der Sommerpause, die am 2. August beginnt, nicht zu Ende sein. 4