Polemisches Anti-Islam-Video wurde gelöscht
Diskussion über Islamkritik auf YouTube
Bei YouTube findet man fast alles: Propagandafilme der verschiedensten politischen Richtungen, Videos, die den Irakkrieg oder den dortigen Widerstand gegen die US-Truppen verherrlichen, Filme gegen und für George W. Bush und so weiter und so fort. Bei YouTube herrscht also weitgehend Meinungsfreiheit, auch wenn sie mal weh tut. Doch Filme, die den Islam kritisieren, scheint man offenbar nicht zeigen zu dürfen.
Diese Erfahrung zumindest machte der YouTube-User Nick Gisburne, der dort das Video „Islamic Teaching“ veröffentlichte. Es enthält ausschließlich – aus dem Kontext gerissene - Zitate aus dem Koran, in denen auf recht drastische Weise zum Kampf gegen die Ungläubigen aufgefordert wird. Beispielsweise: „Kill disbelievers wherever you find them. If they attack you, then kill them. Such is the reward of disbelievers.“ Oder: „War is ordained by Allah, and all Muslims must be willing to fight, whether they like it or not.“ Alles Zitate also, die die andere Seite des angeblich so friedliebenden Islams zeigen und die man auf allen anti-islamischen Websites aufführt, um sie als direkte Handlungsanweisungen zu interpretieren.
Dieses Video wurde von YouTube ohne Vorwarnung gelöscht. Genau wie Gisburnes Account. Als Begründung wurde genannt, dass der Film ungeeignete Inhalte („inappropriate content“) transportiere. Ein Vorwurf, der sonst fast ausschließlich bei Gewalt verherrlichenden oder pornografischen Filmen erhoben wird. Zuvor hatten YouTube-User den Film übrigens „geflagged“, also als ungeeignet gekennzeichnet. Ein Urteil, das dann von den zuständigen YouTube-Mitarbeitern bestätigt wurde. Mittlerweile haben andere User Gisburnes Video wieder online gestellt. Dazu schreibt QueeeeNoftheHonEBZ: „im uploading this video in protest to censorship on youtube. this video was created by Nick Gisburne. youtube has deleted NG's account over this video. Atheist dream will never die, it just multiplies, (...) and upload this video in protest.“ Bisher wurde dies von YouTube toleriert.
Dagegen ist Gisburnes Versuch, sich erneut bei YouTube anzumelden, gescheitert. Bei YouTube heißt es dazu schlicht und ergreifend: „This user account is suspended.“ Sucht man dann nach Filmen von „NickGisburne2000“, werden nun zahlreiche Solidaritätsvideos aufgelistet, die Benutzer aus Protest – wie dies in solchen Fällen üblich ist – gepostet haben. Es wurde auch Dutzende von Kopien des gesperrten Videos gepostet.
Gisburne ist bisher offensichtlich ein Einzelfall, der sich einer YouTube-Gruppe mit dem Namen United Muslims verdankt. Ähnlich anderen religiösen, politischen oder weltanschaulichen Interessengruppen ruft sie ihre Mitglieder dazu auf, islamkritische Filme zu „flaggen“, was bekanntlich ein von YouTube vorgesehenes Feature ist und keineswegs nur von Muslims benutzt wird. Von der Gruppe war auch eine Liste mit Leuten zusammengestellt worden, die aus ihrer Sicht mit ihren Filmen gegen den Islam angeblich „Hate Speech“ betreiben. Ein sehr schwammiger Begriff, der auf Gisburnes polemisches und einseitiges Video wohl nicht wirklich anwendbar ist.
This is a list of users who have been reported to have violated YouTube terms of use by producing Hate Speech. this is true to the best of my knowledge. For this reason we are requesting that users producing hate speech and videos produced by them containing hate speech are flagged, because we will not tolerate such ridiculous attacks against us and our religion.
Wesentlich konkreter äußert sich dazu ein Mitglied der United Muslims, superpalestinianguy, was allerdings die teils scheinheiligen Aufregung der islamkritischen YouTube-Mitglieder nicht dämpfen und zu einer vernünftigen Diskussion führen kann: „Do not flag anyone (or there videos) If all there doing is insulting muslims. However if they say something such as "kill muslims" "beat up muslims" Or make fun of people who die in videos about people who died then flag them. We really need to get used to people insulting our religion.“
Mittlerweile haben die Religionswächter der United Muslims eingelenkt und die Namensliste offline gestellt. Dazu schreibt Gruppenmitglied BregyptianMuslim: „Also to those involved, consider it a goodwill symbol; we have taken the list down no harm done I believe – now it's your turn.“ Ein Grund für diese Entscheidung ist unter anderem ein Text auf digg.com, der auf diese Liste hinwies. BregyptianMuslim erklärt – eigentlich wenig fanatisch - , dass man die Liste begonnen hatte, nachdem jedes Video von Islam-Kritikern geflagt worden war, um alle pro-islamischen Videos von You Tube zu verbannen.
Die auf der Liste genannten User wehren sich inzwischen mit recht eindeutigen Videos und schaukeln die Auseinandersetzung damit weiter hoch: The Great Satan ~ LOL!, Community Warning 2 oder Public Enemy Number One. Dort wird nun teilweise richtig Islam-Bashing betrieben, was mindestens teilweise nahe an "hate speech" heranreicht.