Politbarometer: AfD legt trotz Chemnitz zu
Grüne und Linke verlieren, gleichwohl sehen 76 Prozent im Rechtsextremismus eine Gefahr
Die Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen wurde vom 28. bis 30. August geführt, also nach den Vorfällen in Chemnitz. Bei der Sonntagsfrage konnte einzig die AfD um einen Punkt zulegen, die sich hinter die Rechtsextremen gestellt hat. Union und SPD liegen unverändert bei 31 bzw. 18 Prozent. Auch die FDP hält sich bei 8 Prozent.
Die Folge des Mords oder Totschlags in Chemnitz aber scheint zu sein, dass Grüne und Linke jeweils einen Punkt verlieren und 14 bzw. 8 Prozent zurückfallen. Die Afd behauptet sich dagegen als drittstärkste Partei mit 17 Prozent, einem Prozent mehr als letzten Monat.
Verständlich ist das nicht, wenn 76 Prozent sagen, sie würden Rechtsextreme als "große Gefahr" für die Demokratie betrachten. Bei den AfD-Sympathisanten sind es nur 34 Prozent, was auch darauf hinweist, dass hier mit den Rechtsextremen und Völkischen sympathisiert wird.
Gerne wird immer gesagt, hier sammeln sich die besorgten Bürger, die irgendwie Angst hätten vor den Ausländern. Wenn man sich Chemnitz - und auch Pegida - betrachtet, wirken die Menschen weniger ängstlich als aggressiv. Sie wollen "ausrasten", wie Gauland rechtfertigend sagte. Sie sind auf Krawall aus, auf Abenteuer, auf Unterbrechung des langweiligen normalen Lebens, wozu ein Feindbild benötigt wird.
Sie fühlen sich als Avantgarde eines diffusen Neuen, das aber das alte Nationalsoziale ist, mit der Abwertung anderer Menschengruppen wird eine imaginäre Einheit. Wenn man immer nur die vermeintlichen Sorgen dieser erregten und rassistischen Menschen, die sich mit Rechtsextremisten gemein machen, aufnehmen soll, verdrängt man deren Lust auf Subversion und deren Ausrichtung auf autoritäre Strukturen. Die beschworene Angst vor den Ausländern ist der Kitzel, der benötigt wird. Gewalt und Menschenverachtung werden zumindest rhetorisch inszeniert, man lebt gefährlich, ist bedrohte und unerdrückte Opposition. Und je gefährlicher und dämonisierter Politik und Medien die Rechten darstellen, desto größeren Aufschwung erhalten sie als die scheinbare Alternative.