Polizeifunk
Fehlerkontrolle statt Verschlüsselung beim Datenfunkprotokoll von Motorola
Ein gewöhnlicher PC, ein HF-Scanner und 3MB Freeware reichen, um das MDC-4800 Datenfunkprotokoll von Motorola abzuhören.
"Wenn Sie der Ansicht sind, es sei interessant, Polizeifunk abzuhören, dann sollten Sie sich diese Datentranskipts einmal ansehen". So schrieb Kryptographie-Grösse Bruce Schneier am Mittwoch nachmittag in seinem Newsletter, Der Überprüfbarkeit halber fügte er gleich die Adresse bei, auf der die Freeware zum Entschlüsseln des auch von europäischen Polizeibehörden genutzten Motorola-Datenfunks zum Download freisteht.
Der MDT Monitor benötigt neben einem gewöhnlichen PC mit Soundcard nur einen - um wenige hundert Euro auch in Europa erhältlichen - Hochfrequenz-Scanner mit digitalem Ausgang.
Der Screenshot legt denn nahe, dass die Software vor allem für das Abhören der oben angeführten Spezialkanäle geeignet ist. Das Datenbild gewordene Protokoll der polizeirelevanten Ereignisse in irgendeiner US-Metropole während knapp zehn Minuten reicht von Einbruch bis zum Verdacht auf Herzinfarkt. Aus Gründen des Datenschutzes hat der unbekannte Autor des MDT Monitors die Namen der Amtshandelnden unkenntlich gemacht.
Im Grunde weiss man über die Herkunft des Programms nicht mehr, als dass zwei Menschen namens Bonzo und Beepman geholfen haben, wobei letzterer ebenfalls auf einem Geocities-Server ein ähnliches Programm namens WinFLEX zum Dekodieren von Pagersignalen offeriert.
Irgendwo findet sich mit dem Hinweis, man möge vor dem Einsatz überprüfen, ob dies im eigenen Lande statthaft sei, eine Aufstellung vor allem in den USA gebräuchlicher Datenfunkfrequenzen, wobei auch einige europäische gelistet sind.
"Die sogenannte Verschlüsselung durch Motorola", so Schneier schlussendlich, sei "weniger zur Geheimhaltung" geeignet, vielmehr ähnele "es einem Protokoll, das zur Fehlerkontrolle dient."
Erich Möchel ist Herausgeber des newsletters quintessenz.