Post aus Kuwait

Hurra, bald sind wir durch irakisches Geld reich!

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Eigentlich dürften wir darüber gar nicht reden. Und erst recht nicht schreiben. Schließlich ist die Mail ausdrücklich "vertraulich", der Inhalt entsprechend brisant, und Geld können auch wir natürlich gebrauchen. Trotz all dieser Bedenken hat jedoch mal wieder unser journalistischer Ehrgeiz über unser Portemonnaie gesiegt. Und so verraten wir nun ein Geheimnis, das wohl nicht nur den US-amerikanischen Geheimdienst interessieren wird.

Die Spur, auf die wir per Mail gestoßen worden, führt direkt nach Kuwait. In diesem idyllischen Wohlfahrtsstaat, wo sich Shell und Esso gern gute Nacht sagen, hält sich im Augenblick Aziz Ahmed versteckt. Ein prominenter Iraker, der seine Heimat verlassen musste, nachdem die amerikanische Armee dort einmarschiert ist und bekanntlich über die Truppen Saddam Husseins schnell obsiegt hat.

Das allerdings wäre überhaupt keine Meldung wert, wenn der gute oder vielleicht auch böse Ahmed nicht ausgerechnet der Bruder von Tariq Aziz wäre, also von dem früheren stellvertretenden Ministerpräsident des Iraks, der sich Ende April in Bagdad den amerikanischen Truppen gestellt hat.

Was Tariq Aziz den Besatzern oder seinen Befreiern erzählt hat, wissen wir nicht, aber eins wird der schlaue Wüstenfuchs den glatzköpfigen US-Boys garantiert nicht verraten haben; und zwar dass er vor seiner Verhaftung 46 Millionen Dollar beiseite geschafft hat. Damit die nicht verloren gehen, bittet uns nun sein Bruder per Email um Hilfe und verspricht uns zum Dank einen Batzen Geld.

"I have been working for my brother for past 15 years. My brother have the sum of [46 million Dollars] with me ,which to be send to Europe which has been done already. I have decided to find somebody who can help me to secure the money or establish the money in Europe.Actually my brother has more than that with me. I don't want my identity to be exposed to outside the world, I am now hiding in Kuwait. I know nothing goes for nothing we will be negotiating after you contact my lawyer. This is my lawyer E-mail address."

Klingt gut, und dennoch werden wir uns nicht bei seinem Rechtsanwalt melden, sondern freuen uns stattdessen über die blühende Phantasie und erstaunliche Flexibilität, mit denen die Betrüger der so genannten Nigeria-Connection ihr kriminelles Handwerk nun schon seit 15 Jahren ausüben (15 Jahre Nigeria-Connection). Obwohl immer noch ein paar Naivlinge dieser Welt auf deren Versprechungen reinfallen, sind uns ihre - jetzt auch im wahrsten Sinne des Wortes - Geschichten aus 1001 Nacht immer noch lieber als der übliche Spam, der täglich massenhaft und beleidigend blöd in unserem elektronisches Postfach liegt. Und besonders ärgerlich ist zurzeit der hirnlose Partnerschaftsvermittlungsquark, mit dem uns fast täglich der 1. Vorsitzende des VBS und bekennende Legastheniker, ein gewisser Gerd Dormbach, belästigt. Aber das wäre ja ein ganz anderes Thema...