Protest gegen die Braunkohle

Blockade der Kohlestraße im Mai. Foto: Alle Dörfer bleibenTim Wagner/CC BY-SA-2.0

Die Energie- und Klimawochenschau: Von Blockaden, "Schulstunden" an der Tagebaukante, bedrohten Dörfern im Rheinland und anderswo, neuen Hitzerekorden und einem Mut machenden Beispiel aus den USA

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Dem von RWE beherrschten rheinischen Braunkohle-Revier westlich von Köln steht ein ereignisreiches Wochenende bevor. Im dortigen Städtchen Viersen startete gestern das Protestcamp von "Ende Gelände". Das lose Netzwerk organisiert seit einigen Jahren in den verschiedenen Braunkohlerevieren Aktionen des zivilen Ungehorsams wie Blockaden von Kraftwerksbahnen oder die Besetzung von Braunkohlebaggern. In diesem Jahr steht der Tagebau Garzweiler im Visier.

Im benachbarten Aachen wird es am Freitag eine internationale Schülerdemonstration geben, zu der die neue Schulstreikbewegung Fridays for Future aufruft. Teilnehmer aus 16 europäischen Ländern werden erwartet, unter anderem aus Italien, Frankreich, Spanien und Polen. Gemeinsam will man für den Ausstieg aus der Kohle, energischen Klimaschutz demonstrieren und dafür, dass die Regierungen endlich die in den Klimaschutzverträgen eingegangenen Verpflichtungen ernst nehmen. Auch Organisationen der Wissenschaftler, Eltern und Künstler wollen sich beteiligen.

Unterricht an der Tagebaukante

Für Samstag sind dann diverse Aktionen am Rande des Tagebaus in der Nähe des Dorfes Keyenberg geplant, das für den Braunkohleabbau abgerissen werden soll. Die Bewohner werden in solchen Fällen enteignet, sofern sie nicht freiwillig dem Verkauf ihrer Häuser und Grundstücke zustimmen. (Und natürlich löst das anders als die Kampagne gegen die Deutsche Wohnen bei keinem bürgerlichen Politiker Empörung aus.)

Im Rheinland sind sechs weitere Dörfer bedroht, hinzu kommen drei Dörfer im Umland von Leipzig und zwei in der Lausitz. Ein Teil der Betroffenen hat sich im Bündnis "Alle Dörfer bleiben" zusammengeschlossen. Dieses veranstaltet am Samstag unter dem Motto "Kohle stoppen! Klima und Dörfer retten" gemeinsam mit Fridays for Future, Campact, dem Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND), den NaturFreunden und Greenpeace einen Aktionstag. Geplant sind unter anderem eine "Schulstunde" mit Klimawissenschaftlern an der Tagebaukante, eine symbolische Sitzblockade zwischen dem Tagebau und Keyenberg, eine Demonstration sowie ein Fahrradkorso.

Ich bin hier geboren und kämpfe schon lange gegen den Tagebau-Garzweiler und RWE. Für mich bedeutet es viel, an diesem Wochenende gemeinsam mit tausenden Menschen für den Erhalt unserer Dörfer, Wälder und Äcker sowie für Klimagerechtigkeit zu kämpfen. Die Kohle ist von gestern, sie bedroht das Klima und die Lebensgrundlagen unserer Kinder. Das muss gestoppt werden.

Britta Kox, "Alle Dörfer bleiben", Bewohnerin des vom Tagebau bedrohten Dorfs Berverath

Europas größter Klima-Killer

Die Kohlegegner bezeichnen die Region in einer Erklärung als die größte CO2-Quelle Europas. Das ist sicherlich nicht aus der Luft gegriffen. Allein die drei im Revier stehenden RWE-Kraftwerke Niederaußem, Weisweiler und Neurath sind für rund zehn Prozent der deutschen CO2-Emissionen verantwortlich. 2018 haben sie rund 75 Millionen Tonnen CO2 in die Luft geblasen. Und dann wären da noch Blei, Arsen, Feinstäube, Schwefeldioxid, und noch manch anderer Schadstoff.

Daher fordert das Bündnis den Ausstieg aus der Kohle bis spätestens 2030. Man könnte den Anfang mit der Braunkohle machen, die wegen der Trägheit der Kraftwerke ohnehin den schwankend liefernden Solar- und Windkraftanlagen im Wege steht. Das hätte den Vorteil, dass keine weiteren Dörfer weichen müssten und durch den schnellen Wegfall einer großen Emissionsmenge mehr Spielraum für weitere, voraussichtlich schwierigere Klimaschutzmaßnahmen gewonnen würde.

Natürlich muss es eine Absicherung für die Beschäftigten geben. Dafür würde - sofern der politische Willen vorhanden wäre - das als Strukturhilfe vorgesehene Geld allemal reichen, das demnächst in die Braunkohlereviere fließen soll. Zusätzliche Mittel könnten über eine CO2-Steuer aufgebracht werden.

Dieses Wochenende protestieren wir im Rheinischen Revier mit Aktivist*innen aus ganz Europa und zeigen, dass die Klimakrise nur gemeinsam gestoppt werden kann. Das Rheinische Revier ist die größte CO2-Quelle Europas und der Ort, an dem unser aller Zukunft zerstört wird. Wir brauchen einen schnellen Kohleausstieg und das Ende aller Subventionen in fossile Energieträger statt den Konzern RWE, der die Realität der Klimakrise verkennt und dessen Geschäftsmodell in der Vergangenheit steckengeblieben ist.

Carla Reemtsma, Fridays for Future

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