Quadratische Bonsaikatzen im Selbstbauset
Hoax regt Tierschützer auf
Bonsaibäume kennt man inzwischen schon, doch was sind die Bonsaikatzen, die durch das Internet geistern und die Tierschützer auf den Plan rufen? Die Herstellung wird auf der Homepage von Bonsaikitten ausführlich beschrieben. Wenn man dann noch eine regelmäßige rektale Ernährung und die Entsorgung der Fäkalien sicher stellt, erhält man nach wenigen Wochen ein niedliches quadratisches Kätzchen - versprechen zumindest die Webseiten-Betreiber. Was schon auf den ersten Blick als Satire zu erkennen ist, erregt dennoch die Gemüter vieler User und vor allem der Tierschützer. Dabei sollte jeder Webseitenbesucher bei einem Abbild mit einem Baby und einem Mac-Cube sofort die Hoax entlarven. Dennoch ermittelt angeblich selbst das FBI inzwischen gegen die Betreiber.
"Ich bin vorhin beim surfen auf eine Internetsite gestossen, die meines erachtens ein Fall für den Tierschutzverein ist. Die Site heisst: www.bonsaikitten.com. Bisher habe ich noch nie von den so genannten Bonsaikatzen gehört. Doch was ich da gesehen habe brach mir als "Katzenmami" fast das Herz. Die stecken die Kleinen in ein viel zu kleines Glas um das Wachstum zu beeinflussen. Darin stecken sie dann bis zu einer Woche oder länger!!! Es gib 2 Löcher in dem Glas. Bei dem einen bekommen sie Luft, Futter und Wasser und beim anderen könne sie ihr Geschäft verrichten. Das das jemand mitansehen kann ist mir unbegreiflich. ..." (Quelle: Forumsbeitrag)
"So züchtet man Bonsaikatzen. Wo bleibt denn da der Tierschutz?", schreibt ein User im Handy-Kult-Forum. Doch die Nachricht ist zugleich zensiert worden, denn der Webmaster schreibt in der gleichen Forumsmitteilung "Sorry, aber aus Gründen des Tierschutzes und des guten Geschmacks habe ich die Links entfernt." Die Aufregung um die so genannten Bonsaikatzen zieht sich inzwischen durch das ganze Internet. Überall finden sich aufgeschreckte Hinweise auf diese "Perverse Ideen kranker Menschen".
So zumindest übertitelt die Aktion Tierschutz einen Bericht über die Katzen. Zwar hatte der Autor auch Bilder dieser makaberen Website auf seiner Seite, doch diese lassen sich mittlerweile nicht mehr aufrufen. In typisch propagandistischer Weise wird die Überschrift in großen roten Lettern gesetzt. Mit ganz kleinen Buchstaben findet sich dann aber doch folgender Hinweis: "An dieser Stelle weisen wir ausdrücklich darauf hin, dass nachfolgende 'Bonsai-Kitten'-Bilder als Fake ins Netz gestellt wurden. Dennoch ist es teilweise aus der betreffenden Internetseite nicht deutlich erkennbar und dient dazu, beschriebene perverse Ideen nachzuahmen. Diese Seiten gehören nicht ins Netz."
Obwohl es wirklich für fast jedermann ganz schnell als Hoax zu entlarven ist, wird hier offen die Zensur der Webseite gefordert. Man vermutet Nachahmer, die diese Art von Humor in die Tat umsetzen könnten.
Hallo Katzenfreunde
mit dieser Ketten-Email möchten wir um deine Mithilfe bitten. Es geht um eine Tierschutz-Aktion gegen die so genannten "BONSAI-KITTEN" Hierbei werden kleine junge Katzen in Gefäße Gezwängt und so qualvoll in eine gewünschte Form gezüchtet. Wie immer man das nennen kann - Ich kenne keinen Namen für solch eine Qual." (Quelle: Tierinformation)
Ähnliche Gedanken hegte man wohl auch im Massachusetts Institute of Technology (MIT) und löschte die Seiten kurzerhand. Dort war die ursprüngliche Heimat der Bonsaikitten. Inzwischen ist die Website aber wieder im Netz verfügbar, was nun eher als Protest gegen die massiven Zensurbemühungen und Drohungen zu verstehen ist. Mitverantwortlich für die Webseite soll ein Student unter dem Pseudonym "Dr. Michael Wong Chang" sein. Inzwischen beginnt wohl sogar das FBI gegen den Studenten zu ermitteln und will vom MIT die wahre Identität des Dr. Wong Chang erfahren. Er will bereits eine ganze Flut von Todesdrohungen erhalten haben. Gegenüber Focus sagte erin einem Interview: "Eine überraschende Zahl von Leuten - wir zumindest fanden es überraschend - sagte uns, dass wir schlimmer als Hitler seien, denn Hitler habe wenigstens nur Juden umgebracht, während wir kleine Kätzchen killen."
Die ganze Aufregung versteht dieser nicht, ist seine Website doch ursprünglich nur aufgebaut worden, um die Katzenliebhaber ein wenig zu schockieren und die "Scheinheiligkeit" der Gesellschaft und der Tierschützer zu entlarven. Der Scherz scheint aber in eine ungewollte Richtung auszuarten, denn im Forum finden die Katzenhasser eine Plattform zum Austoben. Insofern fühlen sich die Tierschützer wiederum bestätigt und fordern umso drastischer Konsequenzen. Dabei sollte man doch gerade im fernen Amerika Katzengeschichten kennen: War da nicht auch einmal ein Katzenliebhaber, der seine Katze nach dem Baden in der Mikrowelle trocknete? Daraufhin sah das Gericht den eigentlichen Schuldigen nicht in dem Besitzer, sondern im Hersteller der Mikrowelle, der daraufhin zu einem Schadensersatz von einigen Millionen verurteilt wurde. Der Hersteller soll in seiner Gebrauchsanweisung nicht explizit das Trocknen von Katzen verboten haben.
Wang pocht inzwischen auf seinem "Recht der freien Meinungsäußerung" und versteht die Hetzjagd nicht, zumal die Katzen eben nicht in die abgebildeten Gläser gesteckt wurden, sondern alles per Grafiksoftware manipuliert wurde.
Inzwischen haben die Tierschützer noch eine weitere Webseite aufs Korn genommen. Dort werden Bilder von gescannten Katzen im Internet veröffentlicht. "Weg mit solchen Seiten" fordert der Tierschutz und unterstreicht: "Gerade Katzen sind sehr sensible und schreckhaft. Und auch hier zeigen uns dumme Menschen wieder einmal, wie sehr sie das Recht der Tiere mit Füssen treten." Eine entsprechende Petition der Humane Society of the United States (HSUS) fordert inzwischen die Entfernung der Website.
Im Focus-Interview kündigt Chang schon ein neues Projekt an, was sicher ähnliche Aufmerksamkeit erregen soll: "Das ist noch immer streng geheim. Alles, was ich dazu sagen kann ist, dass es wieder dem Thema folgen wird, nach dem das Recht auf Freiheit absolut ist und sich nicht der Befürwortung durch die Allgemeinheit unterziehen muss." Organisierte Tabuverletzung also zur Aufmerksamkeitserzeugung - oder doch eher Verteidigung der Meinungsfreiheit mit spektakulären Mitteln?