RWE und Vattenfall: KWK-Umlage gefährdet Energiewende
Die beiden Energieunternehmen warnen, dass eine geplante Novelle das Ende stromnetzstabilisierender Pumpspeicherkraftwerke bedeuten könnte
Das Bundeskabinett hat gestern die Entscheidung über eine Gesetzesnovelle zur Kraft-Wärme-Kopplungs-Umlage (KWK-Umlage) verschoben, die auf einen Beihilfedeal von Sigmar Gabriels Wirtschaftsministerium mit der EU-Kommission basiert und die Energiewende durch die Subventionierung kombinierter Strom-Wärme-Produzenten vorantreiben soll. Den Energieunternehmen Vattenfall und RWE zufolge hat die Novelle jedoch eine Nebenwirkung, die diese Energiewende gefährdet: Laut Vattenfall-Geschäftsführer Tuomo Hatakka verachtfacht bis verzehnfacht sie die KWK-Umlage für Pumpspeicheranlagen und macht deren Betrieb so bis 2021 um zusammengerechnet 120 Millionen Euro teurer.
Deshalb denkt Peter Apel, der Geschäftsführer der Vattenfall Wasserkraft GmbH, angeblich nicht nur über die Stilllegung einzelner Pumpspeicher wie dem am Wurzelberg im Thüringer Schiefergebirge gelegenen Goldisthal nach, sondern warnt sogar vor dem "Ende der Pumpspeicher in Deutschland", in die das Unternehmen nach eigenen Angaben seit 2012 50 Millionen Euro investiert hat und die mit insgesamt sieben Gigawatt so viel Leistung liefern wie sieben große Kohlekraftwerke.
Bei RWE fürchtet man sich nicht nur zusätzliche Kosten von jährlich sechs Millionen Euro pro ein 1000-Megawatt-Pumpspeicher, sondern warnt zusätzlich davor, dass der Referentenentwurf aus dem Wirtschaftsministerium auch neue Speichertechnologien wie Power-to-Heat oder Power-to-Gas und sogar große Batteriespeicher wesentlich verteuert und damit ausbremst. Für die Energiewende wäre das insofern problematisch, als Speicher notwendig sind, um das Stromnetz auch dann zu versorgen, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht.
Pilotanlage aus Windrädern und Pumpspeicher
Aber nicht nur bei Power-to-Heat, Power-to-Gas und Batterien gibt es technische Fortschritte, sondern auch bei den Pumpspeichern: Im baden-württembergischen Gaildorf errichtet man derzeit gerade eine Pilotanlage aus vier Windrädern und einem 16-Megawatt-Pumpspeicherkraftwerk, die sich die Tatsache zunutze macht, dass Windkraftanlagen häufig auf windreichen Bergrücken errichtet werden, wo auch ein natürliches Gefälle zur Verfügung steht. Weil das Gaildorfer Pumpspeicherkraftwerk (für das neue Rohre und andere Komponenten entwickelt wurden, die man standardisieren könnte) in nur einer halben Minute hochgefahren werden kann, eignet es sich besonders gut dazu, mit vielen schnellen Starts und Stopps das Stromnetz zu stabilisieren.
Kritik aus der Union
Der Grund, dass die Kabinettsentscheidung gestern verschoben wurde, war, dass ein anderes Ministerium kurzfristig Änderungsbedarf anmeldete. Darüber, welche Ministerium das war und um welche Änderungen es konkret geht, gibt man keine Auskunft, meint aber, dass die Frage bereits in der Sitzung man nächsten Mittwoch wieder auf dem Kabinettstisch landen könnte.
Neben den Warnungen aus der Energiewirtschaft waren in den Tagen davor auch Stimmen aus der Union laut geworden, die eine Reform der Mechanismen fordern, mit der die Energiewende bewerkstelligt werden soll. Grundlage der Kritik war unter anderem eine von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) in Auftrag gegebene Studie des Instituts für Wettbewerbsökonomik an der Universität Düsseldorf, der zufolge der CO2-Ausstoß in Deutschland trotz Kosten in Höhe von 150 Milliarden Euro heute noch so hoch ist wie 2009 (vgl. Wer zahlt für die Energiewende?).