Rekord bei Waffenverkäufen vor der Wahl
Während der Präsidentschaft von Obama verdreifachten sich nach FBI-Zahlen die Waffenverkäufe
Die Amerikaner haben in den letzten Jahren weiter aufgerüstet und sich persönlich Schusswaffen zugelegt. Dazu beigetragen hat die die nach Amokläufen und Massentötungen wiederkehrende Diskussion strengerer Waffengesetze, was Waffenlobbyisten gerne nutzten, um noch schnell Verkäufe durch Angstmache zu stimulieren und darauf zu verweisen, dass angeblich der persönliche Waffenbesitz durch die Verfassung geschützt sei, was aber in der Auslegung umstritten ist.
Nach einer vom FBI vorgelegten Statistik über die Zahl der Überprüfungen seit 1998, die für die Erlaubnis des Erwerbs von Schusswaffen von der Behörde durchgeführt werden, gab es seit 2006 einen Sprung bei den Überprüfungen. Aus deren Zahl lässt sich nicht genau die Zahl erworbenen Schusswaffen ablesen, zumal nicht die, die unter der Hand oder illegal verkauft oder weitergegeben wurden. Aber sie geben einen guten Indikator für Waffenkäufe ab. Zwischen 10 und 20 Prozent der Waffenverkäufe werden aufgrund von gesetzlichen Lücken ohne FBI-Untersuchung durchgeführt.
Nach der Statistik wurden seit 1998 253 Millionen Untersuchungen für die Erlaubnis zum Kauf einer Schusswaffe durchgeführt. Nach Schätzungen besitzen die Amerikaner privat um die 300 Millionen Schusswaffen, darunter mehr als 100 Millionen Gewehre, andere Schätzungen sagen, es seien mehr als 370 Millionen. Fast ein Drittel der Haushalte besitzt eine oder mehrere Schusswaffen. Prozentual gibt es in den USA die höchste Rate an Schusswaffen pro Einwohner.
Nach Daten des Bureau of Alcohol, Tobacco, Firearms and Explosives (ATF) schätzte ein Bericht des Congressional Research Service aus dem Jahr 2012, dass es 1996 242 Millionen Schusswaffen in den USA gegeben hat. Die Zahl wuchs danach relativ langsam an. 2000 sollen es 259 Millionen gewesen sein, 2007 - vor dem Schusswaffenboom - seien es 294 Millionen gewesen.
Interessant ist jedenfalls, dass es nach 2001, also nach 9/11, dem von der Bush-Regierung ausgerufenen Krieg gegen den Terror und der ständigen Beschwörung der Terrorgefahr mit dem erst unter Obama wieder abgeschafften Terrorwarnungscode, der immer hoch stand, offenbar kein erhöhtes Bedürfnis bei den Amerikanern gab, sich Waffen zu besorgen. Die Zahl der Überprüfungen lag in etwa konstant mit Schwankungen bei etwa 9 Millionen. Dann geschah ein erster Sprung von 8,9 Millionen auf 10 Millionen im Jahr 2006.
Damals erschütterten kaum Amokläufe die USA, erst 2007 begann wieder mit dem Amoklauf an der Virginia Tech eine neue Serie. Zahlreiche schwere Terroranschläge ereigneten sich in Afghanistan, im Irak oder in Indien. Im Irak erreichte die Terrorwelle einen Höhepunkt, was dann 2007 zur vorübergehenden Verstärkung der US-Truppen führte (surge). 2006 wurde al-Qaida-Führer al-Sarkawi getötet, auf den der Islamische Staat zurückgeht. Nordkorea testete erstmals eine Atombombe. Das Ansehen von George W. Bush ist auf einen Tiefpunkt gesunken, Ende 2006 übernahmen in Washington nach den Midterm-Wahlen die Demokraten die Mehrheit im Senat und im Repräsentantenhaus. Es zeichnete sich ein Niedergang der Republikaner und 2008 ein demokratischer Präsident ab. Da unter den Anhängern und Wählern der Republikanischen Partei der Anteil von Waffenbesitzern und auch der von Befürwortern der Gewalt höher ist als bei den Unabhängigen oder Demokraten, könnte dies der Grund sein, warum mehr Waffen beantragt und gekauft wurden.
Anfang 2007 verkündete Obama seine Präsidentschaftskandidatur zur Wahl 2008. Das ist wohl schon einer der Gründe gewesen, warum die Amerikaner 2007 bereits 11,2 Millionen vom FBI bearbeitete Waffenanträge stellten. Die Zahl schnellte 2008 auf 12,7 Millionen Überprüfungen hoch, nachdem Obama sich gegen Hillary Clinton durchgesetzt hatte und der republikanische Kandidat John McCain wenig Chancen hatte. Mit der gewonnen Wahl von Obama stiegen diese weiter an. 2009 waren es bereits 14 Millionen, 2011 schon 16,5 Millionen.
Im Wahljahr 2012 wurden bereits 19,6 Millionen Überprüfungen durchgeführt, doppelt so viel wie 2005, um dann 2015 auf 23,1 Millionen anzusteigen und 2016 auf 27,5 Millionen, wahrscheinlich aus Angst vor einem Wahlgewinn von Hillary Clinton und den gezielt gestreuten Gerüchten, sie würde als Präsidentin die Waffengesetze drastisch verschärfen oder gar das Recht auf Waffenbesitz abschaffen. Waffen wurden 2016 zu einem wichtigen Wahlkampfthema. Clinton wollte freilich nur die Hintergrundüberprüfungen verschärfen, Kriminelle und psychisch Kranke ausschließen und "assault weapons", halbautomatische Gewehre, verbieten.
Waffenlobby: "Trump braucht uns jetzt mehr denn je"
Trump hingegen wurde von der mächtigen Waffenlobby-Organisation NRA unterstützt, stellte sich hinter das von Verfassung garantierte Recht auf den Besitz von Schusswaffen und will auch das Recht, Waffen verdeckt zu tragen, erweitern. Gesetzestreue Bürger, so Position Trumps, haben das Recht, Waffen ihrer Wahl zu besitzen, der Staat dürfe nicht vorschreiben, welche dies sind.
Auffällig ist, dass im Dezember 2016 erstmals die Zahl der Untersuchungen gegenüber dem Dezember des Vorjahrs deutlich gesunken ist. Vor Weihnachten und im Januar sind normalerweise die Verkäufe am höchsten. NRA-Chef Wayne LaPierre bezeichnet die NRA in einem aktuellen Werbespot als den "stärksten Verbündeten" von Trump, der Millionen für ihn gespendet habe. Dessen Feinde - die "elitäre Klasse" - würden sich verschwören, um ihn nicht ins Weiße Haus zu lassen. Man müsse jetzt zusammenstehen: Trump "braucht uns jetzt mehr denn je".
This election was a grassroots rejection of the elite class that wants to rule America. And the only organization that has fought that fight without apology is the National Rifle Association of America. But the time for celebration is over. Our moment to make history begins now. So I ask you—the tens of millions of patriots all over this country who stood by our side in defense of Donald Trump—to stand by our side once more. Already, the forces that conspired to keep Donald Trump out of the White House are coming together to sabotage his administration. And they will spend whatever it takes to cripple his plans and inflict their revenge.
Wayne LaPierre
Mit Trump könne man die weitere Bewaffnung der Bevölkerung vorantreiben, so die Botschaft: "Wir können Gesetz und Ordnung an die Grenzen und in die Innenstädte bringen und ein für alle Mal das absolute Scheitern von schusswaffenfreien Zonen beenden". Das Recht, eine Schusswaffe "zur Verteidigung der Familie" zu besitzen, wird unmittelbar mit der "persönlichen Freiheit" gleichgesetzt, die man für Generationen sichern will. Und natürlich mit Trumps Wahlversprechen, Amerika wieder groß zu machen - mit der Schusswaffe in der Hand.