Ressourcenhunger bleibt unbegrenzt

Seite 2: Wie kann Ernährungssicherheit gewährleistet werden?

Mit einer Veränderung von Wirtschaftsweise und Konsum könnte etwa die Ernährungssicherheit gewährleistet werden. "Laut einer Berechnung des UN-Umweltprogramms könnten – prognostiziert auf die Fleischproduktion im Jahr 2050 – die Kalorien, die bei der Umwandlung von pflanzlichen in tierische Lebensmittel verloren gehen, im Jahr 2050 theoretisch 3,5 Milliarden Menschen zusätzlich ernähren", so Wenzl.

Hinzu kommen weitere Aspekte einer eklatanten Ungleichheit. Die Nichtregierungsorganisation Oxfam hat herausgearbeitet, dass das reichste Prozent der Menschheit für 16 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist und dass sich der Reichtum der zehn vermögendsten Menschen während der Covid-19-Pandemie noch verdoppelt hat. Sie besitzen zusammen mehr als die ärmsten 3,1 Milliarden auf diesem Planeten.

Und auch um den Zustand des Planeten zu bewerten, gibt es mittlerweile feinere wissenschaftliche Methoden als das zu Anfang der 1970er-Jahre zugrunde gelegte Modell World3.

"Die Wissenschaft ist seither um ein Vielfaches weitergekommen, es gibt die Berichte des IPCC, Berichte zum Stand der Biodiversität und seit Neuestem auch zum Chemikalieneintrag", sagt Christine Wenzl.

Allein die Sachstandsberichte des Weltklimarats IPCC basieren auf Zehntausenden wissenschaftlicher Studien und Modelle. Und die Problematik des Klimawandels war 1970 noch nicht auf breiter Ebene erkannt – wenngleich die Ölindustrie bereits bedenkliche Studien über den Treibhauseffekt von Kohlendioxid vorliegen hatte, aber nicht mit der Öffentlichkeit teilte.

Doch der Klimawandel stellt nur eine der Grenzen dar, die im Konzept der "Planetaren Grenzen", seit 2009 am Stockholm Resilience Centre entwickelt, abgebildet werden. Erst kürzlich haben wir an dieser Stelle berichtet, dass mit der Umweltverschmutzung durch Chemikalien (auch als "neuartige Substanzen" bezeichnet), allen voran Plastik, die fünfte der neun planetaren Grenzen überschritten wurde.

Derweil ist ein Abkommen zur Begrenzung der Plastikverschmutzung in Sicht. Bis Ende 2024 soll ein Entwurf für ein solches rechtsverbindliches Abkommen vorliegen. Die Direktorin des UN-Umweltprogramms (Unep), Inger Andersen nannte es die wichtigste multilaterale Umweltvereinbarung seit dem Pariser Abkommen.

Die globale Plastikproduktion ist von zwei Millionen Tonnen im Jahr 1950 auf 348 Millionen Tonnen im Jahr 2017 gestiegen. Eine weitere Verdoppelung bis 2040 wird prognostiziert. Sie steht gleichermaßen für einen verschwenderischen Verbrauch von Ressourcen – in erster Linie Erdöl – wie für eine beispiellose Verschmutzung jedes Winkels des Planeten, da Plastik sich kaum abbaut, sondern nur zu immer kleineren Partikeln zerfällt. Sie steht auch für ein ziemlich sinnloses Wachstum, da sehr viel Plastik für Einwegverpackungen und -produkte hergestellt wird.