Rohstoffe: Kupferpreis auf Rekordhoch
Die Nachfrage nach dem Edelmetall ist hoch. Sie wird auch wegen der Energiewende nicht abreißen. Wie eine stagnierende Förderung die Preise explodieren lässt.
Seit 1987, als die seinerzeit von der UN einberufene Weltkommission für Umwelt und Entwicklung ihren sogenannten Brundtland-Bericht vorgelegte, ist der Begriff der Nachhaltigkeit in aller Munde. Tonnenweise Papier wurde mit der Einsicht bedruckt, dass die Menschheit nachhaltig wirtschaften müsse.
Allein, auch 36 Jahre später kann davon kaum die Rede sein. Nachhaltig wirtschaften hieße, dass wir mit dem Planeten und seinen Ressourcen so umgehen würden, dass auch künftige Generationen und alle Menschen in einem angemessenen Wohlstand leben können.
Doch das ist offensichtlich nicht der Fall, auch nicht, wenn wir mal vom Elefanten im Raum, der Klimakrise, absehen. Nicht nur, dass wir die Energierohstoffe schon so weit verbraucht haben, dass zum Beispiel neue Erdölfelder nur noch dort zu finden sind, wo die Förderung schwierig, für die Umwelt besonders gefährlich und teuer ist, nämlich unter dem arktischen Ozean und am Rande der Tiefsee – wenn man nicht, wie im kanadischen Alberta eine halbe Provinz entwalden, umpflügen und zur toten Wüste machen will.
Auch Erze und andere mineralische Rohstoffe sind endlich, nicht zuletzt solche, die für die Energiewende und die Elektrifizierung der Energieversorgung besonders wichtig sind, wie zum Beispiel Lithium, seltene Erden und Kupfer. Was Letzteres angeht, habe es auf der Mitte April abgehaltenen Welt-Kupfer-Konferenz große Sorge gegeben, dass nicht genug gefördert werde, berichtet die in Beirut betriebene Nachrichtenplattform Al Mayadeen.
Angesichts des hohen Kupferpreises, der zurzeit an den Börsen erzielt werden kann, ist das bemerkenswert. Vor dem russischen Angriff auf die Ukraine hatte er einen historischen Höchststand von nicht ganz 10.000 Euro pro Tonne erreicht und hat sich nach einem kurzen Einbruch im letzten Sommer seitdem schon wieder erholt. Derzeit bewegt er sich bei über 8.000 Euro pro Tonne, was immer noch ein Preis deutlich über allem ist, was vor Anfang 2021 für das Edelmetall gezahlt werden musste.
Der mit Abstand größte Kupferproduzent ist Chile. Rund 25 Prozent der globalen Reserven liegen dort und etwa ebenso hoch ist der Anteil des Landes an der weltweiten Förderung. Dennoch hat dort der hohe Preis nicht zu einer wesentlichen Steigerung der Produktion beigetragen, wie die International Copper Study Group in ihrer jüngsten Presseerklärung feststellt. Im benachbarten Peru, dem nach Chile zweitgrößten Kupferlieferanten, hätten verschiedene lokale Proteste sogar zu einem leichten Rückgang der Förderung geführt.
Die weltweiten Reserven, das heißt, die bekannten und unter derzeitigen Verhältnissen ökonomisch abbaubaren Vorkommen, wurden 2018 laut Bundesanstalt für Geowissenschaften auf 839 Millionen Tonnen geschätzt. Die werden bei einer Förderung auf derzeitigen Niveau von etwas mehr als 20 Millionen Tonnen pro Jahr in 40 Jahren aufgebraucht sein.
Das heißt zwar noch nicht, dass damit alles Kupfer aus der Erde geholt wäre. Die vermutlich vorhandenen Ressourcen sind deutlich größer. Nur sind diese schwerer abzubauen und entsprechend teurer, und meist wäre ihre Förderung auch noch schädlicher für die Umwelt als der Kupferbergbau ohnehin schon ist. Außerdem müssen sie natürlich erst einmal gefunden werden.
Derweil wird der Kupfermarkt von Beobachtern, die die Beiruter Journalisten zitieren, als „eng“ bezeichnet. Einer wachsenden Nachfrage entspricht keine entsprechende Zunahme der Förderung. Um neue Gruben zu erschließen und die Förderkapazitäten damit auszuweiten, wäre als Anreiz ein Preis von nicht ganz 14.000 Euro pro Tonne Kupfer notwendig. Gute Aussichten für die Förderländer, weniger gute für die von Importen abhängigen Industrieländer.