Rohstoffe im Sommerschlussverkauf
Seite 2: Die Ära der Schwellenländer als "Lokomotiven der Weltirtschaft geht zu Ende
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Ein weiterer Faktor, der nicht nur Energieträger, sondern nahezu alle Rohstoffe massiv verbilligen dürfte, stellt die konjunkturelle Abkühlung im krisengeplagten China dar, das mit den Folgen der massiven Blasenbildung und der Defizitkonjunktur in den vergangenen Jahren zu kämpfen hat (China: Der namenlose Aktiencrash). Die auf - zunehmend schuldengetriebenen - Dauerboom programmierte Volksrepublik diente aufgrund enormer jährlicher Wachstumsraten als wichtiger globaler "Verbrennungsmotor", der die Rohstoffpreise auf einem hohen Niveau hielt und so zur wirtschaftlichen Belebung vor allem in den Schwellenländern beitrug. Nun zieht die sich zuspitzende Krise in China, die sich in einer massiven Währungsabwertung des Yuan äußerte, die Rohstoffmärkte in Mitleidenschaft.
Inzwischen befinden sich viele wichtige "Rohstoffländer" in der Rezession, während die fallenden Rohstoffpreise die Währungen dieser Volkswirtschaften einbrechen lassen. Staaten wie Brasilien und Russland befinden sich in tiefen Wirtschaftskrisen, während China nur mit massiven staatlichen Interventionen die Kernschmelze seines heiß gelaufenen Finanzsektors verhindern konnte (Die Angst vor dem Crash wächst). Eine ganze Ära scheint zu Ende zu gehen, in der die boomenden Schwellenländer von bürgerlichen Ökonomen als kommenden "Lokomotiven der Weltwirtschaft" gefeiert wurden.
Die Währungen der Türkei, Mexikos, Südafrikas oder Malaysias haben aufgrund der Abwertung des Yuan, mit der Peking die Exporte anheizen will, massiv an Wert verloren, was deren Wirtschaftsprobleme massiv verstärken werde, warnte jüngst die Financial Times. Die Abwertung der chinesischen Währung deutet nicht nur auf eine fallende Nachfrage nach Rohstoffen in der Volksrepublik hin, sie wird auch zu einer verstärkten Konkurrenz zwischen den Schwellenländern führen, die sich nun verstärkten chinesischen Exportbemühungen ausgesetzt sehen werden.
Zudem führte die drohende "Zinswende" der US-Notenbank Fed dazu, dass die Kapitalströme, die während der expansiven Geldpolitik der USA in die Schwellenländer flossen und dort schuldenfinanzierte Defizitkonjunkturen (oftmals begleitet von Spekulationsblasen) beförderten, sich jetzt mit Kapitalabflüssen konfrontiert sehen, die ihre Währungen abstürzen lassen. Damit steigt die Schuldenlast der Schwellenländer, die während der Boomzeit aufgrund exzessiver Kreditaufnahmen in US-Dollar akkumuliert wurde.
Die kommende Rohstoffkrise trifft somit die Schwellenländer weitaus stärker als die verarmten Regionen der USA, in denen sich ein kurzlebiger Frackingboom etablierte: Neben den sinkenden Einnahmen aus den Rohstoffverkäufen sehen sich diese Volkswirtschaften in der Semiperipherie des kapitalistischen Weltsystems zudem mit einer massiven Währungsabwertung konfrontiert, die zur Inflation ihrer in US-Dollar aufgenommenen Schulden führt.