Ruhm für einen Dollar

Der größte Kurzfilm aller Zeiten

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Woran erkennt man echte Cineasten? Nun, sie bleiben nach Ende eines Films andächtig im Kino sitzen und schauen sich den oft endlosen Abspann an. Das müssen nun auch bald die Zuschauer machen, wenn sie den geplanten Film The 1 Second Film bei der Uraufführung sehen möchten. Wie der Titel schon verrät, dauert der eigentliche Film exakt eine Sekunde, die aus 12 Bildern „komponiert“ ist, die 2001 bei einer Veranstaltung von Hunderten von Leuten gemalt worden sind.

Danach folgt natürlich wie immer der Abspann. Doch der ist in diesem Fall rund 90 Minuten lang. Genannt werden nämlich die Leute, die diesen Film ermöglicht haben. Und mit einer Geldspende von mindestens einem Dollar darf jetzt immer noch jeder einmal in die Rolle eines Filmproduzenten schlüpfen, dessen Name dann natürlich auch gezeigt wird. Die Reihenfolge der Namen richtet sich übrigens nach der Höhe der Spende. Wer beispielsweise 21 Dollar zahlt, dessen Name taucht noch vor Roland Emmerich (20 Dollar) auf. Und mit 13 Dollar ist man auch noch gut im Geschäft, also vor Prominenten wie Pierce Brosnan, Spike Jonze oder Bill Pullman.

Aber nicht nur während des laufenden Abspanns kann man für ein paar Sekunden seinen preiswert erkauften Produzenten-Ruhm genießen, sondern inzwischen wird der Film auch bei der Internet-Kinodatenbank Imdb.com geführt - und genannt werden tatsächlich alle Produzentennamen, eine schier endlos lange Liste. Die Idee zu diesem ungewöhnlichen Projekt stammt vom Animationsfilmer Nirvan Mullick, der damit den größten („biggest“) Kurzfilm aller Zeiten realisieren möchte. Und natürlich heimlich hofft, damit in die Filmgeschichte einzugehen. Viel Geld wird er dabei allerdings nicht verdienen, weil der erhoffte Gewinn an die „Global Fund for Women“-Stiftung in den USA gehen soll, die Aktivitäten im Bereich Frauen- und Menschenrechte unterstützt. Außerdem ist nur eine einzige Aufführung geplant, danach soll der Film bei einer Auktion versteigert werden.

Die Resonanz scheint jedenfalls enorm zu sein. So preiswert ist Ruhm eben noch nie zu haben gewesen, auch wenn er in diesem Fall nur sehr kurzlebig ist. Und noch etwas zeigt dieses Projekt. Zwar kann nicht jeder Künstler sein, aber mit ein bisschen Geld kann wirklich jeder Kunst produzieren.