Russland nimmt neuen Weltraumbahnhof in Betrieb
Vorerst keine bemannten Flüge
Nach einem abgebrochenen Versuch am Mittwoch startete gestern die erste Sojus-Rakete vom ostsibirischen Weltraumbahnhof Wostochny aus, in den das Land umgerechnet 5,3 Milliarden Euro investierte, um sich vom nach dem Ende der Sowjetunion zu Kasachstan gehörigen Baikonur unabhängig zu machen, für dessen Nutzung die zentralasiatische Republik jährlich knapp 100 Millionen verlangt.
Mit der Rakete wurden drei Satelliten in Umlaufbahnen zur Erde gebracht. Bis 2020 soll der neue Weltraumbahnhof zu einem regulären Lasttransportbetrieb übergehen: Als Zwischenziel werden bis 2018 jährlich zehn Starts mit einer Nutzlast von bis zu acht Tonnen angepeilt. Später sollen dann Angara-5P-Trägerraketen in Wostochny starten - und ab 2025 auch atombetriebene Nuklon-Weltraumfahrzeuge.
Zur Beförderung von Personal der internationalen Raumstation ISS darf von Wostochny vorerst nicht genutzt werden, weil die USA und andere Teilnehmerländer Sicherheitsbedenken geltend machen. Sie fürchten offiziell, dass Sojus-Kapseln im Ochotskischen Meer oder im Pazifik landen und dort vor dem Eintreffen einer Rettungsmannschaft untergehen könnten. Ein anderer Hintergrund könnten die politischen Spannungen sein, die seit Beginn der Ukrainekrise 2014 zwischen Russland auf der einen und den USA und ihren Verbündeten auf der anderen Seite bestehen.
ISS-Nachfolger doch mit russischer Beteiligung?
Im Dezember 2014 hatte die russische Weltraumbehörde Roskosmos - wahrscheinlich auch wegen dieser Spannungen - verlautbart, sie prüfe einen Ausstieg aus der ISS und den Bau einer eigenen Raumstation (vgl. Roskosmos prüft Bau neuer Weltraumstation). Im März 2016 meinte der Roskosmos-Chef Igor Komarow dann, er gehe davon aus, dass es einen ISS-Nachfolger geben werde, an dem sich viele Staaten beteiligen - auch solche "die noch am Anfang der Erkundung des Weltraums stehen". Dazu könnte beispielsweise Indien gehören, wo die örtliche Weltraumagentur ISRO gestern den letzten Satellitenbaustein für das nach dem amerikanischen GPS und dem russischen Glonass dritte Navigationssystem in Betrieb nahm - vor dem lange angekündigten europäischen Galileo.
Musk will 2018 zum Mars
In den USA setzt man währenddessen auf private Raumfahrtanstrengungen wie die von Elon Musk, der am Donnerstag auf Twitter ankündigte, dass er mit seiner Firma SpaceX nicht erst irgendwann, sondern bereits zum nächsten astronomisch günstigen Zeitpunkt 2018 eine Sonde zum Mars schicken will, die einen bemannten Marsflug vorbereiten soll.
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