Russland und China entwickeln gemeinsam neuen Militärhubschrauber
Das Gerät soll "stärker" als die amerikanischen Black Hawks von Sikorsky werden
Viktor Kladow, der Direktor für internationale Zusammenarbeit beim russischen Rüstungskonzern Rostec, hat bekannt gegeben, dass Vertreter Russlands und Chinas bald einen Vertrag zur gemeinsamen Herstellung eines schweren Militärhubschraubers unterzeichnen werden. Bezüglich der Fähigkeiten dieses neuen Geräts meinte Kladow, es werde etwa 15 Tonnen Nutzlast befördern können und "stärker" als die amerikanischen Sikorsky-Militärhubschrauber, aber nicht "stärker" als die russischen Mi-26 sein.
Die hauptsächlich als "Black Hawk" bekannten Sikorsky-UH-60- und S-70-Militärhubschrauber sind mittelschwere Mehrzweckhubschrauber mit einer Transportkapazität von bis zu elf Personen, die der amerikanische Rüstungskonzern seit gut 40 Jahren in verschiedenen Versionen für das US-Militär und den Export fertigt. Als AH-60L Direct Action Penetrator (DAP) ausgerüstet verfügt ein Black-Hawk-Hubschrauber über eine 30-Millimeter-Maschinenkanone M230 und über Möglichkeiten zum Abfeuern von Hellfire- und Stinger-Raketen. Als EH-60A Quick Fix kann er Radar und Funksignale stören. Außer vom US-Militär werden Black Hawks unter anderem von den Streitkräften Indiens, Israels, der Türkei und vieler arabischer Länder eingesetzt.
Der russische Mil Mi-26 wurde ebenfalls in den 1970er Jahren entwickelt, ist aber ein schwerer Transporthubschrauber, der bis zu 82 Personen transportieren kann. Zu deren Schutz ist er mit dem optoelektronischen Infrarot-Lenkwaffen-Störgerät L-370-5, Hitzefackel-Täuschkörperwerfern, NTC-Reagent L-136-Raketenanflugwarnsensoren, Otklik-Laserwarnsensoren und Pastel-Radarwarnsensoren ausgestattet. Eingesetzt werden Mi-26 außer von Russland von anderen ehemaligen Sowjetrepubliken, Indien, China und mehreren lateinamerikanischen Ländern.
"Heftiger Blitz"
Bislang nutzt die chinesische Volksbefreiungsarmee verschiedene Hubschrauber. Zu den importierten Hubschraubern zählen außer vier Mi-26 und zwanzig Black Hawks einige Hundert russische Mi-8 und Mi-17, 15 französische Aérospatiale SA 321 Super Frelon, acht Aérospatiale Gazelle, 53 Eurocopter AS350 Écureuil, 93 Eurocopter EC120 Colibri und mehrere Airbus-Eurocopter AS565 Panther.
Die französischen "Super-Hornissen", die auch die syrischen und die israelischen Streitkräfte einsetzen, sind schwere mit Kanonen und Exocet-Raketen bewaffnete, aber schon etwas ältere Transporthubschrauber. Anders als die leichten Gazellen, die nur fünf Plätze haben, können sie bis zu 25 Personen befördern. Auch der Eichhörnchen- und der Kolibri-Eurocopter sind leichte Hubschrauber. Die mittelschweren Panther-Hubschrauber befördern dagegen bis zu zehn Soldaten. Außer mit Giat-M621-20-Millimeter-Kanonen lassen sie sich auch mit Matra-Mistral-, AS-15-TT und HOT-Raketen bestücken. Mit Mk46- oder Whitehead-A.244/S-Torpedos ist sogar die Jagd auf U-Boote möglich.
Mehr oder weniger eigene chinesische Entwicklungen sind die Changhe-Helikopter. Bei ihrer Entwicklung profitierte die Changhe Aircraft Industries Corporation (CAIC) von den Harbin-Lizenznachbauten der Aérospatiale- und Eurocopter-Modelle. Der von Kamov JSC und Wu Ximing konstruierte und seit 2011 von der CAIC gelieferte "Wuzhuang Zhisheng 10 (WZ-10) ist ein Beispiel für eine bereits beendete russisch-chinesische Helikopterzusammenarbeit. Der Panzerabwehrhubschrauber, dem die Chinesen den Spitznamen Pi Li Huo ("Heftiger Blitz") gaben, verfügt neben Panzerabwehrlenkraketen auch über Fly-by-Wire-Avionik, Laserentfernungsmesser, Infrarot- und FLIR-Nachtsichtsensoren.
Chinesischer Vorsprung bei Drohnen
Ein Ausbau der russisch-chinesische Rüstungszusammenarbeit bei neuen Entwicklungen wurde vom Tecmash-CEO Alexander Kochkin bereits auf der ArmHiTec 2018 angekündigt. Er könnte unter anderem Drohnen betreffen - ein Gebiet, auf dem die Chinesen weiter sind als die Russen. Dieses Know-How ließe sich beispielsweise mit dem Vorsprung der Russen bei Raketenrampen kombinieren, die auch Drohnen starten lassen könnten.
Dem entgegenstehen könnte eine gewisse Konkurrenz der Nachbarn. Im letzten Jahr veranstalten die beiden Länder zwar ein gemeinsames Großmanöver, das vom 11. bis zum 15. September im sibirischen Transbaikalien stattfand (vgl. Russland und China demonstrieren Kooperation mit massiver Militärübung) - aber vor 50 Jahren lösten ideologische Meinungsverschiedenheiten, Rivalitäten und Grenzstreitigkeiten fast einen Krieg zwischen ihnen aus. Danach nutzte der damalige US-Präsident Richard Nixon den Streit, um sich den Chinesen anzunähern.
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