Saakaschwili setzt auf Trump-Rhetorik in der Ukraine
Seite 2: Saakaschwili: gute Beziehungen zu den USA
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Saakaschwili ist für seinen Reformeifer wie für seinen Eifer bekannt, mit dem er gegen politische Gegner vorgeht. "Ich tue, was immer nötig, um diesen korrupten Abschaum zu beseitigen", kündigte er nach seinem Rücktritt vom Posten des Gouverneurs an.
Als Präsident von Georgien 2004 bis 2013 ließ er Demonstrationen brutal niederschlagen, es gibt Vorwürfe von Vertrauten, die ihm einen Mord- und Prügelauftrag unterstellen. Der Krieg mit Russland um Südossetien, bei der die Offensive von Georgien ausging, wird ihm von einem Teil der Bevölkerung vorgeworfen
Andererseits konnte er Reformen umsetzen und die ehemalige Sowjetrepublik dem Westen annähern. Nach einem Ranking der Weltbank soll er innerhalb weniger Jahre das Land vom Korruptionsindex 112 auf Rang 11 herunter gebracht haben. Derzeit ermittelte die georgische Staatsanwaltschaft nach Ende der Amtszeit wegen Veruntreuung von Staatsgeldern und des brutalen Niederschlagens einer Protestdemonstration, worauf Saakaschwili 2013 in die USA emigrierte beziehungsweise flüchtete. Es wäre ein billiger Kniff, ihn so loszuwerden.
Der polyglotte Saakaschwili, der mehrfach in den USA gelebt hat, hat dort gute Kontakte, das Gehalt seiner Berater ließ er aus den USA bezahlen. Der US-Botschafter Geoffrey Pyatt in Kiew nannte die Region Odessa unter Saakaschwili ein "Laboratorium amerikanischen Engagements für eine Radikalreform gegen die Korruption".
Vor der amerikanischen Öffentlichkeit versucht sich Saakashvili als der wahre Reformer und Repräsentant westlicher Werte in Konkurrenz zu Poroschenko darzustellen. Wie etwa in einem Artikel in der New York Times, in dem er Poroschenko beschuldigt, keine Reformen zu wollen.
Zwischen Putin und Trump
Auch die russische Presse berichtet intensiv über den Georgier und zitiert in großem Umfang dessen Kritik an der Ukraine Dem Kreml kommt Saakaschwili derzeit als scharfer Kritiker des Poroschenko-Blocks eher entgegen - sollte er sich nicht zum populären Volkstribun entwickeln. Das hemdsärmlige Charisma hätte er dazu. Doch dazu bräuchte er die konkrete Unterstützung des künftigen Trump-Amerikas.
Wie sich Trump künftig zum Krisenthema Ukraine verhält, scheint noch offen. Bislang zeigte er Verständnis für die "Annexion der Krim" und will das Verhältnis zu Putin verbessern. Indiz für diesen Trend ist auch die Nominierung des russlandfreundlichen Ex-Geheimdienst-Generals Michael Flynn als Sicherheitsberater, der gern mal bei Russia Today kommentiert.
Ob dann Saakaschwili, sollte er noch vor Ort sein, Einfluss auf den US-Präsidenten als "Real Deal" der Ukraine nehmen kann? Als "einen der großartigsten Führungspersönlichkeiten der Welt" definierte Trump den Georgier 2012, als dieser noch als Präsident regierte. Doch der Trump-Freund und Kenner weiß auch, dass der amerikanische Milliardär "Verlierer hasst und das ist eine Herausforderung für die Ukraine, die gerade wie ein Verlierer aussieht". Das Ukraine-Engagement müsste der US-Politiker als "Erfolgsstory" verkaufen, im Kreml wird man entsprechend dagegen agieren.