Sabotage an Bahnstrecken: "Kurze Unterbrechung der Reibungslosigkeit"

Entschleunigung nach dem Geschmack der Bahn-Saboteure? Bild: Chianti / CC BY-SA 3.0

Eine Gruppe bekennt sich zu Brandstiftungen entlang mehrerer Hauptstrecken der Bahn und stellt sie in Zusammenhang mit dem G-20-Gipfel in Hamburg

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Zum Auftakt der Arbeitswoche kam es auf mehreren Bahnstrecken in Deutschland zu teilweise erheblichen Störungen. Betroffen waren Fernverkehrszüge, Regionalverkehrszüge wie auch der S-Bahnverkehr im Großraum um Leipzig, Dresden, Chemnitz und in Halle (Saale). Auch Niedersachsen, Bremen, Thüringen, Köln, Berlin, Hamburg und die Strecke zwischen Bochum und Dortmund werden in einem FAZ-Bericht als Orte genannt, wo es zu Problemen und Beeinträchtigungen kam.

Die Störungen betrafen demnach einen ziemlich großen Raum, auch zeitlich waren sie von einiger Wirkungskraft. Laut Angaben der Deutschen Bahn, so die FAZ, wurde damit gerechnet, dass sie den ganzen Montag dauern. Die Bahn bemühe sich um einen Ersatzverkehr.

Dies soll die Kritik am Kapitalismus schärfen. Mit "kurze Unterbrechung der Reibungslosigkeit anlässlich des G20-Gipfels in Hamburg" ist ein Bekennerschreiben auf linksunten.indymedia.org überschrieben.

Während im FAZ-Bericht das Operative Abwehrzentrum (OAZ) der sächsischen Polizei von Brandanschlägen in Kabelschächten an Zuggleisen mittels Brandbeschleuniger ausgeht und damit zitiert wird, dass es "möglicherweise" einen Bezug zum G20-Gipfel in Hamburg am 7.und 8.Juli gebe, klärt eine Gruppe(?) namens "Shutdown G20 - Hamburg vom Netz nehmen!" auf linksunten über Tathergang, Motiv und den größeren Kontext auf:

Heute Morgen haben wir die Kabelstränge entlang mehrere Hauptstrecken der Bahn in Brand gesetzt. Die Bahn nutzt die Kabelkanäle neben den Gleisen nicht nur für die interne Signalübermittlung sondern vermietet die Schächte auch an andere Datennetz-Betreiber.

Wir unterbrechen die alles umfassende wirtschaftliche Verwertung. Und damit die so stark verinnerlichte Entwertung von Leben. Wir greifen ein in eines der zentralen Nervensysteme des Kapitalismus: mehrere Zehntausend Kilometer Bahnstrecke. Hier fließen Waren, Arbeitskräfte, insbesondere Daten.

"Shutdown G20"

Als Ansatzpunkt der Aufmerksamkeits-Aktion werden "Maschine und Maschinisten" genannt. Es gehe darum, dass die Maschine nicht rund läuft. Im Gegensatz dazu steht für die Aktionisten das G-20-Treffen der "Maschinisten" mit genau dem Ziel, "dass die Maschine möglichst rund läuft". Zur Erweiterung der Kontextsensitivität wird Afrika als Referenzgebiet in die mit Brandbeschleunigern aufgestresste Alltagsproblematik ("Wann und wie komme ich zur Arbeit?") hineingeholt, um den Blick zu erweitern.

Und es geht um Afrika, als neokoloniale Erweiterung der Maschine. Nicht mehr nur zur Erbeutung von Rohstoffen, sondern zur Erschließung neuer Verwertungsmöglichkeiten, neuer Märkte, neuer Arbeitskräfte.

"Shutdown G20"

Und es geht um ein Fernziel: "Wir werden die Maschinisten nicht aufhalten, noch nicht". Einstweilen, so die Ergänzung, werde aufzeigt, "wie es möglich ist, die Maschine zum Stottern zu bringen". Beim Gipfel Anfang Juli soll dann der massenhafte Widerspruch der ganzen Welt sichtbar werden.

Die Ermittlungen des OAZ und der Bundespolizei dauern an. In den Kommentaren unter dem Aufklärungsposting sind eine Menge kritischer Stimmen zur Aktion zu lesen.