Sabotage an Nord-Stream-Pipelines: Verdacht bestätigt sich
Seite 2: Dominanz der NATO in der Ostsee
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Die Diskussionen von NATO-Strategen ist aufschlussreich und könnte darauf hindeuten, dass der Sabotageakt ein willkommener Anlass ist, um weitreichendere strategische Ziele zu erreichen.
Schon in der Vergangenheit wurde die Ostsee als "maritimer Hinterhof" der NATO angesehen. Im Jahr 2017 führten China und Russland einen gemeinsamen Seemanöver in der Ostsee durch, der die NATO beunruhigte. Damals hieß es in einem Aufsatz der Zeitschrift "SIRIUS – Zeitschrift für Strategische Analysen":
Wenn sich die noch im Entstehen begriffene Marinekooperation zwischen China und Russland weiter vertieft und sich bilaterale russisch-chinesische Manöver in den Heimatgewässern von NATO- Staaten häufen sollten, dann könnte dies bedeuten, dass die begrenzten Ressourcen der NATO- Marinen zunehmend an ihre Belastungsgrenze stoßen. Beschattung und Überwachung chinesischer und russischer Kampfschiffe bedeutet immer öfter, dass Einheiten entsendet werden müssen, die dringend an anderer Stelle benötigt würden.
In der Ostsee sei längst ein neuer Kalter Krieg im Gange, hieß es auch im Juni im Norddeutschen Rundfunk (NDR). Alle Anrainerstaaten rüsteten massiv auf, um jede Bewegung russischer Flugzeuge und Kriegsschiffe argwöhnisch zu verfolgen. Gerade um die Inseln Bornholm und Gotland würden immer wieder Verletzungen des Luftraums oder der Territorialgewässer gemeldet.
Vor diesem Hintergrund wäre es auch eine deutliche Schlappe für die NATO, wenn die russische Marine unbemerkt vor Bornholm operieren und Gasleitungen sprengen könnte.
Aber die Strategie der NATO zielt darauf ab, die Ostsee zu einem NATO-Binnenmeer zu machen. Wenn Schweden und Finnland in das Kriegsbündnis aufgenommen würden, wäre dieses Ziel erreicht – bis auf zwei kleine Ausnahmen: Kaliningrad und die Region Leningrad.
Wie die NATO die Sabotage der Nord-Stream-Pipelines im eigenen Interesse nutzen kann, dazu hat der US-Thinktank "Center for Strategic & International Studies" (CSIS) hat am Donnerstag eine Studie veröffentlicht. Fünf Empfehlungen werden dem Kriegsbündnis gegeben.
Auch hier ist interessant, dass nicht die Ermittlungen abgewartet werden, sondern eine russische Täterschaft unterstellt wird, auf die es zu reagieren gelte.
In Punkt 2 heißt es, die NATO sollte ihre Truppenpräsenz in der Nord- und Ostseeregion ausbauen. Es sollte eine "Ständige Maritime Gruppe" aufgebaut werden, die deutlich größer und stärker ist als die bestehenden Einsatzgruppen.
Die Ostsee solle noch stärker überwacht und die ständige Marine- und Luftpräsenz soll ausgebaut werden. Das soll nicht unter Führung der Ostseeanrainer geschehen, sondern unter der Führung der Briten.
Als der US-Außenminister Anthony Blinken davon sprach, die vermeintliche Sprengung der Pipeline biete auch eine strategische Chance, dann dürfte er auch das gemeint haben, was in dem CSIS-Papier aufgeführt wurde: Die US-Dominanz in der Ostsee könnte ausgebaut und die russischen Möglichkeiten minimiert werden.
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