Sabotage an Nord-Stream-Pipelines: Verdacht bestätigt sich

Bild: FactsWithoutBias1, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

Ermittlungen zur mutmaßlichen Sabotage an den Gasleitungen läuft – ohne Russland. Dessen Außenministerium protestiert gegen den Ausschluss. Was wir bislang wissen und warum die USA darin eine strategische Chance sehen.

Nach ersten Untersuchungen gehen schwedische Behörden davon aus, dass "schwere Sabotage" die Ursache für die Lecks in den Nord-Stream-Pipelines sein könnten.

Man könne nun bestätigen, dass es in schwedischen Gewässern Detonationen gegeben habe, die zu erhebliche Schäden an den Leitungen führten. Das teilten sowohl die Strafverfolgungsbehörde als auch der schwedische Sicherheitsdienst am Donnerstag mit.

"Die Untersuchungen am Tatort haben den Verdacht auf schwere Sabotage erhärtet", hatte Staatsanwalt Mats Ljungqvist erklärt. Am Tatort sei Beweismaterial entnommen worden, das jetzt untersucht werde.

An den beiden Pipelines, Nord Stream 1 und 2, wurden letzte Woche vier Lecks in den Wirtschaftszonen Dänemarks und Schwedens entdeckt. Die Leitungen waren nicht in Betrieb, aber aus technischen Gründen mit Gas gefüllt.

Kurz darauf waren etliche Staaten von Sabotage ausgegangen. Seismologische Institute in Skandinavien hatten Erschütterungen mit einer Stärke von 2,3 und 2,1 gemessen. Das entspreche "vermutlich einer Sprengladung von mehreren hundert Kilogramm", erklärten die Institute.

Aufklärung ohne Russland

Die Ermittlungen haben nun eine multinationale Taskforce übernommen, deren Mitglieder aus Dänemark, Schweden und Deutschland kommen, sagte der dänische Außenminister Jeppe Kofod am Donnerstag.

Russland wurde nicht an den Ermittlungen beteiligt, was in Moskau auf Unverständnis stieß.

Weder Juristen, noch Ingenieure, noch Finanziers, noch Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens können sich eine solche Untersuchung ohne die Partei vorstellen, der das Ganze gehört. Es stellt sich jedoch heraus, dass dies möglich ist, weil einige Mitglieder des Sicherheitsrates Russland nicht nur nicht einladen, sondern ihm nicht einmal erlauben, an ihren Ermittlungen teilzunehmen

Maria Sacharowa, Sprecherin des russischen Außenministeriums

Sacharowa erklärte weiter: Die Regierung in Moskau werde auf eine "umfassende und offene Untersuchungen bestehen". Dazu müssten russische Beamte sowie Gazprom als Eigentümer einbezogen werden.

Russlands Schuld wird angenommen

Noch bevor die Ermittlungen zu einem greifbaren Ergebnis gekommen sind, wird bereits über die Schuldfrage diskutiert. Der journalistische Mainstream scheint sich bereits auf einen potenziellen Täter geeinigt zu haben: Russland.

Nur wenige Tage nach den mutmaßlichen Explosionen an den Nord-Stream-Pipelines ließ die Tagesschau einen Sicherheitsexperten vom Institut für Sicherheitspolitik der Universität darüber spekulieren.

Russland habe dem Westen ein Zeichen senden wollen, dass auch andere Pipelines ins Visier geraten könnten. Es könnte auch der Druck auf Deutschland aufgebaut werden, um die noch intakte Röhre von Nord Stream 2 im Winter zu nutzen. Dass die USA hinter der Sabotage stehen könnten, schloss der Experte aus.

Ein Motiv kann man den USA aber nur schlecht absprechen. Auch jenseits von Verschwörungstheorien gibt es gewichtige Stimmen, die auf eine mögliche Täterschaft der USA verweisen.

In der Wochenzeitung Freitag umschrieb Jan Opielka dieses Herangehen deutscher Medien kürzlich so:

Man schaut auf ein zeitlich, geografisch und geopolitisch klar abgestecktes Feld, und zudem mit der Manier von Frontkämpfern, die nur in eine (Feindes)Richtung zielen.

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