Säbelrasseln am 38. Breitengrad: Wie weit eskaliert der Konflikt zwischen Nord- und Südkorea?

Südkoreanische Grenzposten am 38. Breitengrad in Panmunjom

(Bild: Holger Kleine/Shutterstock.com)

Seoul und Pjöngjang tauschen Drohungen aus, die Spannungen steigen. Drohnen und Ballons heizen die Lage an. Ein Gastbeitrag.

Eine Reihe eskalierender Ereignisse auf der koreanischen Halbinsel hat in den letzten Wochen die Spannungen zwischen den beiden koreanischen Staaten verschärft.

Zunehmende Spannungen

Am 13. Oktober tauschten Seoul und Pjöngjang scharfe verbale Drohungen mit militärischen Maßnahmen aus, nachdem angebliche Drohnenangriffe von Südkorea auf die nordkoreanische Hauptstadt gemeldet worden waren. Nordkorea behauptet, die südkoreanische Drohne habe regimekritische Propagandaflugblätter über Pjöngjang abgeworfen.

Wer genau hinter den Drohneneinsätzen steckt, ist unklar, Analysten spekulieren jedoch, dass das südkoreanische Militär oder in Südkorea ansässige Anti-Nordkorea-Aktivisten beteiligt sein könnten.

James Park
Unser Gastautor James Park
(Bild: X)

Der Vorfall veranlasste Pjöngjang, seine Grenztruppen auf militärische Vergeltung vorzubereiten, falls südkoreanische Drohnen erneut eindringen sollten, und drohte mit einer "schrecklichen Katastrophe".

Im Gegenzug versetzte auch Seoul seine Streitkräfte an der Front in höchste Alarmbereitschaft und ließ das Verteidigungsministerium verkünden: "Wenn Nordkorea die Sicherheit der Südkoreaner bedroht, wird dieser Tag das Ende des nordkoreanischen Regimes sein".

Die Spannungen nahmen in der vergangenen Woche weiter zu. Am 15. Oktober sprengte Nordkorea auf seiner Seite der Grenze Teile der Straßenverbindungen zwischen den beiden Koreas, die früher, als die innerkoreanische Annäherung noch lebendig war, für den regelmäßigen wirtschaftlichen und sozialen Austausch genutzt wurden.

Dies ist zwar keine militärische Eskalation, aber eine politisch eskalierende Provokation, die eine böswillige Ablehnung der Aussöhnung mit Südkorea signalisiert.

Die Botschaft, die Pjöngjang hier und mit der öffentlichen Anerkennung einer Urananreicherungsanlage im September vermittelt, scheint klar: Es wird sich weiterhin auf die Weiterentwicklung seines Nuklearprogramms konzentrieren, und die nächste US-Regierung sollte nichts anderes erwarten.

Trash-Talk?

Die jüngste Drohnenaffäre ist unterdessen eine Fortsetzung der Ballon-Affäre zwischen den beiden koreanischen Staaten, die Anfang des Jahres begann.

Als Vergeltung für das Verteilen von regimekritischen Propagandaflugblättern durch in Südkorea ansässige Aktivisten schickte Pjöngjang mit Müll gefüllte Ballons nach Südkorea und deutete an, dass es den Versand von Müllballons nur dann einstellen würde, wenn Südkorea seine Flugblattaktionen einstellen würde.

Sowohl Pjöngjang als auch Seoul haben gute Gründe, in dieser Frage hart zu bleiben. Für beide hätte ein Nachgeben negative Auswirkungen auf die innenpolitische Legitimität. Keine Seite will schwach erscheinen oder vor der eigenen Anhängerschaft das Gesicht verlieren.

Pjöngjang reagiert empfindlich auf die Ballons aus Südkorea, da sie typischerweise Flugblätter enthalten, die die nordkoreanische Führung demütigen und in Nordkorea regimekritische Stimmungen schüren sollen. Aus Pjöngjangs Sicht stellen die südkoreanischen Ballons eine direkte Herausforderung an die Legitimität seines Regimes dar, die eine starke Antwort erfordert.

Für Seoul ist es politisch schwieriger geworden, Aktivisten von einer Eskalation ihrer Aktivitäten abzuhalten, seit das südkoreanische Verfassungsgericht im vergangenen Jahr das bestehende Gesetz, das das Verteilen von Flugblättern unter Strafe stellte, aufgehoben hat.

Auch für Präsident Yoon, der sich für die Förderung von Freiheit und Menschenrechten in Nordkorea einsetzt und politisch auf konservative Wähler setzt, die Nordkorea ablehnend gegenüberstehen, dürfte die mit der Unterbindung von Flugblattaktionen verbundene Reputationsbelastung unattraktiv sein – insbesondere angesichts seiner derzeit niedrigen Zustimmungsraten.

Die Ballonkonfrontation wurde von einigen in Südkorea als psychologische Kriegsführung heruntergespielt, die keine ernsthafte Bedrohung für die physische Sicherheit darstelle. Doch mit dem jüngsten Vorfall, der sowohl von Pjöngjang als auch von Seoul aggressivere Ultimaten und militärische Drohgebärden provoziert hat, scheint es offensichtlich, dass die Ballonkonfrontation mehr als nur "Trash Talk" ist.