Sanders führt DFA-Umfrage zur demokratischen Präsidentschaftskandidatur mit 36,14 Prozent an
Joseph Biden mit 14,88 Prozent zweiter, Elizabeth Warren nur einstellig
In gut 14 Monaten beginnen die Vorwahlen, mit denen die amerikanischen Parteien ihre Präsidentschaftskandidaten ermitteln. Die Debatten dazu begannen vor den letzten Jahren bereits im Juni 2015, als Donald Trump seine Mexiko-Rede hielt. 2019 wird es bei den Republikanern wahrscheinlich weniger spannend, weil die regierende Partei nach einer ersten Amtszeit im Regelfall wieder den Amtsinhaber aufstellt. Interessanter dürfte es bei den Demokraten werden, für die die 2004 von ihrem ehemaligen Vorsitzenden Howard Dean gegründete Organisation Democracy for America (DFA) nun eine erste Umfrage durchgeführt hat.
Das Ergebnis dieser Umfrage ist für viele US-Medien überraschend eindeutig: Bernie Sanders, der eigentlich nicht zur Partei gehört und bei seiner Wiederwahl in den Senat gerade erneut betonte, unabhängig zu sein, liegt nämlich mit 36,14 Prozent klar vor dem zweitplatzierten ehemaligen Vizepräsidenten Joseph Biden, der zum Parteiestablishment gehört. Auf Platz 3 findet sich mit 4 Prozent Beto O'Rourke, dem es trotz einer ausgeprägten Medienpräsenz im November nicht gelang, Ted Cruz einen der Senatssitze von Texas abzunehmen (vgl. Republikaner halten Senat, Demokraten gewinnen Repräsentantenhaus).
4,8 Prozent der Stimmen an handschriftlich eingetragene Kandidaten, die die DFA gar nicht zur Auswahl gestellt hatte
Mit 7,89 Prozent auf den vierten Platz kam die Kandidatin, die Donald Trump möglicherweise die liebste wäre: Die von ihm als "Pocahontas" verspottete Identitätspolitikerin Elizabeth Warren (vgl. 1/64 bis 1/1.024 Indianerin). Vor vier Jahren war sie in einer DFA-Umfage noch auf 42 Prozent gekommen.
Ergebnisse über ein Prozent erzielten darüber hin aus die indisch-jamaikanischstämmige Senatorin Kamala Harris (6,95 Prozent), der Freihandelsgegner Sherrod Brown (3,33 Prozent), die Urheberrechtsextremistin Amy Klobuchar (2,72 Prozent), der afroamerikanische Identitätspolitiker Cory Booker (2,16 Prozent), die samoanischstämmige Senatorin Tulsi Gabbard (2,06 Prozent) und die MeToo-Befürworterin Kirsten Gillibrand (1,11 Prozent).
Die wegen diverser Äußerungen und ihrer Verbindungen zum antisemitischen Nation-of-Islam-Führer Louis Farrakhan extrem umstrittene Abgeordnete Maxine Waters landete mit nur 0,31 Prozent auf Platz 20. Insgesamt 4,8 Prozent der Stimmen fielen an handschriftlich eingetragene Kandidaten wie Lawrence Lessig, die die DFA gar nicht zur Auswahl gestellt hatte (vgl. Lawrence Lessig überlegt Vorwahlkandidatur 2019).
"Draft-Beto"-Kampagne
Die Umfrage, für die zwischen dem 29. Dezember und dem 14. Dezember 94.163 Stimmen abgegeben wurden, hat allerdings den Schönheitsfehler, dass sie von einer Organisation der Demokratischen Partei stammt, deren Führung selbst eine Agenda hat und eher dem "progressiven" Flügel zuneigt. In den Stellungnahmen der DFA-CEO Yvette Simpson und des DFA-Executive-Directors Charles Chamberlain zur Umfrage finden sich jedoch dezente Hinweise darauf, dass es ihnen möglicherweise gar nicht so recht ist, dass Sanders so eindeutig führt - zum Beispiel die auffällige Betonung der Bedeutung von Identitätsminderheiten. Simpsons und Chamberlains Anmerkung, sie würden erwarten, dass sich die Ergebnisse in den nächsten Umfragen ändern, dürfte sich unter anderem auf die "Draft-Beto"-Kampagne beziehen, die am Dienstag bekannt gab, dass sie eine Million Dollar sammeln und Soziale Medien zugunsten von Beto O'Rourke beeinflussen will.
In Iowa liegt Biden vor Sanders
In einer am Samstag veröffentlichten Umfrage für den Vorwahlvorreiterbundesstaat Iowa, die die Zeitung Des Moines Register und der Fernsehsender CNN in Auftrag gegeben hatten, liegt der Establishmentkandidat Joseph Biden mit 32 vor Sanders mit 19 und O’Rourke mit 11 Prozent. Elizabeth Warren kommt hier auf neun, Kamala Harris auf fünf und Cory Booker auf vier Prozent. Mit drei Prozent auf sieben landete der von der DFA gar nicht gelistete ehemalige New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg.
Kirsten Gillibrand und Sherrod Brown schafften es in der Umfrage im Hawkeye State (ebenso wie der Marylander Abgeordnete John Delaney, der kalifornische Abgeordnete Eric Swalwell, Obames Justizminister Eric Holder, Obamas Wohnbauminister Julian Castro, Montanas Gouverneur Steve Bullock, Colorados Gouverneur John Hickenlooper, der ehemalige Goldman-Sachs-Banker Tom Steyer und Eric Garcetti, der Bürgermeister von Los Angeles) nicht über die Ein-Prozent-Schwelle.