Sanktionen gegen russische Metalle könnten China stärken und globale Märkte umgestalten
Westen weitet Sanktionen auf russische Metalle aus. Warenfluss verschiebt sich nach Asien und schwächt Position des Westens. Das sind die Hintergründe.
Die USA und Großbritannien haben ihre Sanktionen gegen russische Metalle ausgeweitet. Ziel ist es – wie bei allen Sanktionen zuvor -, der Regierung in Moskau die Mittel für ihren Krieg in der Ukraine zu entziehen. Doch auch dieses Mal könnten die Sanktionen nicht nur scheitern, sondern die wirtschaftlichen Gewichte weiter nach Asien verschieben.
China: Der mögliche Gewinner im Wirtschaftskrieg gegen Russland
China könnte als großer Gewinner aus dem Wirtschaftskrieg des Westens gegen Russland hervorgehen. Der Finanzdienst Bloomberg schrieb, dass die Sanktionen den russischen Metallfluss nicht stoppen, sondern nach China umleiten könnten. Gleichzeitig dürfte die Metallbörse in Shanghai an globaler Bedeutung gewinnen.
Die Londoner Metallbörse (LME) darf seit Montag keine Metalle aus Russland mehr annehmen. Das hat die Preise dort sofort in die Höhe getrieben. Der Aluminiumpreis stieg um 9,4 Prozent und damit so stark wie nie zuvor. Der Nickelpreis sprang um 8,8 Prozent nach oben. Der Wegfall eines der größten Produzenten vom Markt ließ kaum eine andere Entwicklung zu.
Russland: Ein globaler Riese in der Metallproduktion
Russland gilt sowohl bei Nickel als auch bei Aluminium und Kupfer als einer der weltweit größten Produzenten. Bei Nickel hält das Land einen Weltmarktanteil von sechs Prozent, bei Aluminium von fünf Prozent und bei Kupfer von vier Prozent.
Diese Werte sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Bedeutung Russlands für die westlichen Börsen noch größer ist. Bei Nickel gilt der russische Konzern Nornickel als größter Lieferant von raffiniertem Metall, der einzigen Form, die an der LME gehandelt werden kann.
Russisches Metall macht auch einen großen Teil der im LME-System gelagerten Mengen aus. Laut Bloomberg beträgt der Anteil Russlands an den LME-Beständen an Aluminium über 90 Prozent. Bei Kupfer waren es 62 Prozent und bei Nickel 36 Prozent.
Die wachsende Rolle der Shanghai Futures Exchange
Angesichts dieser Zahlen wird unter Branchenkennern diskutiert, ob die LME in Zukunft noch der Ort sein kann, an dem globale Referenzpreise festgelegt werden. Konkurrent der LME ist die Shanghai Futures Exchange, deren Rolle bei der Preisfindung durch die Sanktionen gestärkt werden könnte, da sie die Lieferung russischer Metalle weiterhin zulässt.
Das Muster der westlichen Sanktionen gegen den russischen Energiesektor könnte sich nun auch bei den Metallen wiederholen: Der Westen koppelt sich von Russland ab und die russischen Lieferungen werden in andere Länder umgeleitet. Auch in diesem Fall zu einem großen Teil nach China.
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So hat Russland Saudi-Arabien als wichtigste Quelle für chinesische Rohölimporte überholt und ist auch bei Kohle die Nummer 2. Es wird erwartet, dass Russland in diesem Jahr zum größten Erdgaslieferanten Beijings wird.
Russlands steigende Aluminiumexporte nach China
Auch ohne formelle Sanktionen haben die russischen Aluminiumimporte nach China ein Rekordniveau erreicht. Der russische Aluminiumriese United Rusal International erwirtschaftete im vergangenen Jahr 23 Prozent seines Umsatzes in China, verglichen mit nur acht Prozent im Jahr 2022.
Rusal hat außerdem einen 30-prozentigen Anteil an einer chinesischen Tonerde-Fabrik erworben, um die durch den Krieg in der Ukraine entstandene Versorgungslücke bei diesem wichtigen Rohstoff zu schließen.
Die Auswirkungen der Sanktionen auf den globalen Metallhandel
Laut dem in Shanghai ansässigen Broker Guotai Junan Futures, berichtet Bloomberg, werden die neuen Sanktionen dazu führen, dass mehr russisches Metall in Länder außerhalb der Gerichtsbarkeit der USA und Großbritanniens exportiert wird, insbesondere nach China. Dieses zusätzliche Angebot wird auch den Export von in China produzierten Metallen fördern, da sich mehr Material innerhalb der chinesischen Grenzen anhäufen wird.
Chinesische Importeure nutzten demnach Beijings strategische Allianz mit Moskau, um Rabatte auf wichtige Rohstoffe zu erhalten und in Yuan zu bezahlen, um den Dollar zu umgehen. Dies hat dem weltweit größten Rohstoffkäufer geholfen, die inflationären Auswirkungen des Krieges in der Ukraine zu bekämpfen und Beijings Bestreben zu unterstützen, den US-Dollar als globale Reservewährung abzulösen.