Saudi-Arabien: 200 Millionen US-Dollar täglich für den Krieg im Jemen

Zerstörungen in den Wohngebieten in der Nähe des Berges Attan bei Sanaa durch den Luftangriff vom 20. April 2015 während der Operation Decisive Storm. Bild: Ibrahem Qasim / CC BY-SA 4.0

Das WFP bräuchte etwa das Fünffache für den Rest des Jahres gegen die Hungersnot. Die Spendenbereitschaft der kriegführenden Länder ist gering

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Über die genauen Kosten der 59 Tomahawk-Marschflugkörper, die am 6. April auf den syrischen Militärflughafen abgefeuert wurden, gibt es unterschiedliche Angaben. Manche beziffern die Kosten auf 1 Million Dollar pro Rakete. Im Budget der Navy schlagen die neuesten Versionen mit 1,5 Millionen US-Dollar zu Buche.

Nimmt man den niedrigeren Preis, obwohl die älteren Raketen wahrscheinlich durch neuere Modelle ersetzt werden, so kommt man bei einer konservativen Schätzung auf materielle Gesamtkosten des Luftangriffs von etwa 60 Millionen Dollar.

Das liegt rund 7 Millionen Dollar unter der Jemen-Hilfe, wie sie das "Geber-Profil USA" des Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) für das Jahr 2017 ausweist. Die Supermacht stellt demnach in diesem Jahr 66.865.626 Dollar für "sofortige, umfassende und nachhaltige Hungerhilfe" im Jemen zur Verfügung.

WFP-Geber-Profil für Saudi-Arabien: 0 Dollar

Das Geber-Profil des WFP für die Vereinigten Arabischen Emirate weist 27.226 Dollar aus für Hungerhilfe von Flüchtlingen und bedrohter Bewohner in der Nachbarschaft Syriens (Jordanien, Libanon, Irak, Türkei, Ägypten). Zum Geber-Profil Iran gibt es anscheinend keinen allgemein zugänglichen Eintrag.

Das Geber-Profil für Saudi-Arabien weist 0 Dollar aus. Allerdings sieht das Bild der saudi-arabischen Hilfsbereitschaft, das die Zeitung Asharq al-Aswat - finanziert vom Haus Saud - vermittelt, anders aus.

Und doch: 238 Millionen Dollar fur humanitäre Projekte

In dem Artikel von Anfang April ist die Rede von Spenden einer königlichen Stiftung, die 2015 gegründet wurde, in 123 humanitäre Projekte im Jemen, deren Gesamtwert mit 584 Millionen Dollar beziffert wird. Für Projekte, die im Zusammenhang mit der Hungersnot und Unterbringung von Binnenflüchtlingen stehen, stellte das King Salman Center for Relief and Humanitarian Aid (KSRELIEF) 238 Millionen Dollar bereit.

Ende März 2015 begann Saudi-Arabien eine militärische Intervention im Jemen. Für Dezember 2015 bezifferte das amerikanische Wilson-Center in einem Beitrag zum jemenitischen Schlamassel des Königreiches die täglichen(!) Kosten des militärischen Einsatzes der Allianz unter Führung Saudi-Arabiens auf 200 Millionen US-Dollar.

"Ernährungs-Interventionen"

Nicht ganz das Fünffache dieser Summe, 950 Millionen US-Dollar, benötigt das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen noch für das Jahr 2017, um Hungerhilfe mittels sogenannter "Ernährungs-Interventionen" leisten zu können. Nach aktuellen Angaben des WFP ist das Ausmaß der Hungersnot im Jemen ohne Präzedenz.

17 Millionen Menschen im Land werden als "food insecure" eingestuft, d.h. sie haben nur begrenzt Zugang zu adäquater und sicherer Ernährung; 6,8 Millionen unter ihnen, ungefähr jeder vierte, gilt als "severly food insecure" und ist damit völlig auf Hilfe von außen angewiesen.

Der Hunger hängt mit der Trockenheit zusammen, die laut UN-Hilfsorganisationen eine große Hungersnot befürchten lässt, die außer dem Jemen auch den Nordosten von Nigeria, Somalia und Südsudan betrifft, aber eben auch mit dem Krieg im Jemen. Der Stern schreibt von einem drohenden "Massensterben" am Horn von Afrika und einem alarmierend geringen Spendenaufkommen.

Nach der Lagebeurteilung von früheren US-Regierungsmitarbeitern sieht es nicht danach aus, also ob im Jemenkrieg eine politische Lösung favorisiert wird.

Auch Demokraten sind für die Weiterführung des Krieges

Ganz im Gegenteil erhofft sich Saudi-Arabien von der neuen US-Administration verstärkt Unterstützung, um militärisch Vorteile zu erlangen. Die Regierung Trump scheint dazu nach bisherigen Signalen bereit dazu - unterstützt von Abgeordenten der Demokraten, - Saudi-Arabien und seine Koalition, zu der auch die reichen Vereinigten Arabischen Emirate gehören, in der Konfrontation mit Iran zu unterstützen wie auch im Namen des Kampfes gegen al-Qaida.

Bislang, so die beiden Autoren Perry Cammack und Richard Sokolsky, zeigt sich, dass sich sowohl das Engagement Irans im Jemen verstärkt habe wie auch die Präsenz der Dschihadisten im Jemen.