Saudi-Arabien will sich selbst in die Luft sprengen...

...und die Geo-Grünen sollen vor Freude tanzen

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Damit hat keiner gerechnet, am wenigsten die Zunft der Miltärexperten: Die Welt staunte nicht schlecht, als Saddam Hussein vor vierzehn Jahren Hunderte von kuweitischen Ölquellen in Flammen aufgehen ließ (vgl. Öl - die andere Massenvernichtungswaffe). Derartige gigantische Sabotageakte gehörten bis dato nicht zum gängigen modernen Kriegsrepertoire.

Brennende Ölquellen in Kuwait im Mai 1991. Foto: Pentagon

Nun kommt am nächsten Dienstag in den USA ein Buch auf dem Markt, das auf Geheimdienstmaterial basierend behauptet, dass sich die saudi-arabische Führung von Saddam Husseins unerhörtem Manöver hat inspieren lassen und eine eigenartige, selbstzerstörerische Strategie zur Abwendung von Invasionen ausgeheckt hat, die ganz neue Dimensionen aufstellt: An allen möglichen Stellen, die mit der Ölproduktion des Landes in Verbindung stehen soll die saudische Regierung Sprengstoffe installiert haben, die im Falle einer Invasion die gesamte Produktion auf Jahre hinaus lahmlegen soll.

Konventionelle Sprengstoffe, wie so genannte Dirty Bombs, sollen von Ingenieuren an zentralen Stellen in Ölfeldern, Förderanlagen, Tanks, Ölplattformen, Pipelines, Raffinerien, Häfen, Steuerungssystemen und im Wasser - und Stromnetz platziert worden sein, um die entsprechende Infrastruktur des größten Öllieferanten der Welt völlig zu zerstören - für viele Jahre, da die "dirty bombs" Saudi-Arabien zu einem nuklear verseuchten Ödland machen sollen, "für niemanden mehr zu gebrauchen".

Enthüllt wird dieser groß angelegte Sabotage-Masterplan in Gerald Posner's Buch "Secrets of the Kingdom: The Inside Story of the Saudi-US Connection", das nächste Woche in den USA erscheint. Für den Gruppenblog mit Prominenten von Arianna Huffington, dem das Buch exklusiv vorab verabreicht wurde, eine gute Gelegenheit für einen Scoop als Starthilfe im Wettrennen um die Aufmerksamkeit im neuen Nachrichtengeschäft.

Als Quellen für seine Enthüllung aus dem nachrichtentechnisch gut abgeschirmten Königreich gibt Posner "elekronisch abgefangene Nachrichten" des amerikanischen Geheimdienstes "National Security Agency" an; dort wird das saudische Projekt seit vielen Jahren unter dem Namen "Petro SE, for petroleum scorched earth" geführt.

Stellt sich natürlich die Frage, ob das Ganze nicht einfach ein Bluff ist, ein "saudisches Theaterstück", wie Daniel Pipes (siehe Der Club der rechten Schlaumeier) in seiner Replik, ebenfalls bei The Huffington Post, zu bedenken gibt. Doch der notorische Warner vor den Gefahren des extremen Islam bleibt auch hier seiner Linie treu und hält, ohne dass er neue Argumente beisteuert, im Zweifelsfall das Schlimmste, wenn es um radikale Muslime geht, für das, womit gerechnet werden muss (vgl. Neue Aufgabe für den "führenden Islamophobiker"). Wobei auch er eine überraschende Feststellung beizusteuern hat: Während Saudi-Arabien bei vielen als rückständig und altvordern gilt, rühmt Pipes die Monarchie als "eine der kreativsten und meist unterschätzten politischen Kräfte in der modernen Geschichte", der folglich alles zuzutrauen ist.

Der Enthüller der saudischen Geheimnisse, Gerald Posner, hat sich in den USA als investigativer Journalist einen guten Namen gemacht, sein Buch zu den Hintergründen der Anschläge vom 11.09.01 "Warum Amerika schlief" ist auch in Deutschland ernst genommen worden. Ob die Saudi-arabische Führung den amerikanischen Geheimdienst blufft, weiss nur die saudische Regierung ganz genau, kommentieren die optimistischen Future-Builder einer "schlaueren, besseren, grünen" Welt die saudische Drohung: "Die "Geo-Greens" sollten vor Freude über diese Nachricht tanzen" und sich Gedanken darüber machen, wie man das Steinzeitalter der bisherigen Energieversorgung endlich hinter sich lassen kann.