Schockierender Anstieg von Corona-Toten in Frankreich
Frankreich: 1.427 Tote in 24 Stunden sind ein "fataler Rekord". Nun gibt es Kritik an Medien und der Regierung
Es ist merkwürdig, dass im deutschsprachigen Raum ein neuer fataler Rekord in Frankreich kaum zur Kenntnis genommen wird. Denn Frankreich hat am Dienstag einen schockierenden Anstieg von Coronavirus-Toten verzeichnen müssen. Mit 1.427 Coronavirus-Toten in 24 Stunden hat das Land bisherige Rekorde aus Italien oder Spanien um mehr als 50% übertroffen.
Die Zeitung Le Monde musste sich für einen beschönigenden Bericht rechtfertigen und am späten Dienstag dann auf Fragen von Lesern antworten. Die hatten darauf verwiesen, dass Zeitungen im Ausland nicht von 597 neuen Todesfällen wie Le Monde sprachen, sondern die reale Zahl von 1.427 angegeben haben. Mit dem Bericht suggerierte Le Monde eine Absenkung der Zahl statt einer fast Verdreifachung. Und mit einem Schlag stieß auch Frankreich am Dienstag über die Schwelle von 10.000 offiziellen Toten vor.
Man hatte in Paris wieder zu einem Trick gegriffen und diverse Medien sind offenbar bereitwillig darauf eingestiegen, um die Entwicklung der Pandemie zu verschleiern. Erneut wurden Tote in Alten- und Pflegeheimen (Ehpad) verschwiegen. Dabei waren die erst kürzlich in die Statistik aufgenommen worden, weshalb es kürzlich einen klaren Ausreißer bei den Zahlen nach oben gab.
Zuvor waren, wie in anderen Ländern, nur die Toten in die Statistik eingeflossen, die in Krankenhäusern gestorben sind. Nun schreibt Le Monde, dass es eine Untersuchung in den Ehpads gibt. Das ganze Drama dort ist offensichtlich noch unbekannt.
Die neuen Zahlen aus Frankreich bestätigen leider die Einschätzung an dieser Stelle, dass auch Frankreich um einen realen Lockdown kaum herumkommen dürfte. Nur damit konnte Italien es erreichen, die Kurve abzuflachen. Dort sinken die - allerdings auch stark geschönten - Todeszahlen seit einiger Zeit, da seit fast 3 Wochen ein Lockdown gilt. Am Dienstag wurden aus dem Land 604 neue Tote gemeldet.
Angesichts der Entwicklung in Frankreich kommen verstärkt Berichte, dass Präsident Macron immer stärker im Land mit seiner Linie unter Druck gerät. Aber es war zu erwarten, dass Frankreich keine anderen Ergebnisse zeitigen würden, wo Fehler wiederholt werden, die Spanien zuvor gemacht hatte. Infektionsherde wurden auch dort nicht sofort isoliert, um eine Ausbreitung im Land zu verhindern. Und nachdem das verpasst worden war, zog man mit der Ausrufung eines nur zaghaften Alarmzustands auch in Paris nicht schnell die Reißleine.
Das öffentliche Leben wurde nicht sofort auf die Grundversorgung reduziert. Noch immer müssen viele Franzosen zur Arbeit, womit die Ansteckungsketten nicht radikal unterbrochen wurden. In Frankreich waren die Maßnahmen bisher sogar noch lockerer als in Spanien. Eine Stunde Sport im Umkreis von einem Kilometer ist zum Beispiel weiter erlaubt.
Sie wird aber, wie in Paris und anderen Städten, nun entweder eingeschränkt oder ganz verboten. Festzustellen ist, dass Spanien nicht von Italien gelernt und Frankreich nicht von Spanien und Italien gelernt hat.
Spanien: Übersterblichkeit zu beobachten
In der spanischen Hauptstadt Madrid hatte die Regierung die letzten Tage schon verkündet, dass am Wochenende die Todeszahlen gefallen waren und man über den Berg sei. Gesundheitsminister Salvador Illa verkündete sogar schon am 2. April eine angebliche "Abschwächung".
Doch das war weit gefehlt, wie die Daten der letzten Tage zeigen. Da der reale Lockdown erst seit 9 Tagen in Kraft ist, darf man erst nach Ostern mit einer realen Entspannung rechnen. Tatsächlich stieg die offizielle Todeszahl in Spanien am Montag wieder deutlich auf 743. Am Dienstag ging es weiter bergauf, es waren nun sogar wieder 757. Trotz allem spult der überforderte Minister weiter auch am heutigen Mittwoch das Band ab, wonach der "Höhepunkt erreicht" sei und man sich in der Phase der Abschwächung befinde.
Einräumen musste sein Ministerium derweil, dass nur positiv getestete Personen in die Statistik einfließen. Und wir wissen, dass im zentralen Ansteckungsherd Madrid nicht einmal Menschen mit klaren Symptomen getestet werden, weshalb schon darüber die offizielle Totenzahl deutlich geschönt ist.
Wer in Heimen oder in der eigenen Wohnung stirbt, kommt anders als in Frankreich in Spanien ebenfalls nicht in die Statistik. Es ist längst eine klare "Übersterblichkeit" zu beobachten. So berichtet nun die große Zeitung El País, mit Bezug auf die Beerdigungen, dass es in der zweiten Märzhälfte insgesamt mehr als 9.000 Beerdigungen gab.
Im gesamten Monat sind sonst gut 4.000 üblich. Umgerechnet auf die zwei letzten Märzwochen stellt die Zeitung eine Übersterblichkeit von 200 Prozent fest. Es habe im März mehr als 6.000 Tote mehr als im Vorjahr gegeben. Umgerechnet auf die zweite Märzhälfte gibt El País an, dass 6.613 mehr Menschen als im Vorjahreszeitraum verstorben sind.
Und diese Zahl steht im krassen Gegensatz dazu, dass offiziell am Coronavirus in der Region 3.439 Menschen gestorben sein sollen. Darunter sind sicher auch Menschen, die vermutlich nicht einmal positiv waren. Die sind aber an direkten Auswirkungen der Pandemie auf das Gesundheitssystem gestorben. Hätten sie, wie normalerweise üblich, die notwendige Behandlung erhalten, wären sie auch nicht gestorben. Das zeigt, wie wichtig es ist, einen Kollaps zu vermeiden.
Im inoffiziellen Organ der spanischen Regierung werden über diverse Berichte nun die Menschen auf ein Bad in der Realität vorbereitet. So berichtet El País nun auch über die Tatsache, dass Spanien nun längst einen traurigen Spitzenplatz einnimmt. Rechnet man die Zahl der offiziellen Coronavirus-Toten auf 100.000 Einwohner um, waren es im Land schon mit Zahlen vom Montag 28. Damit wäre das Land nach Angaben von El País Weltmeister.
In einem weiteren Bericht wird getitelt, dass "mehr als 90% der Infektionen unbekannt sind". Was an dieser Stelle mit Bezug auf Hochrechnungen von Forschern festgestellt wurde, darauf schwenkt nun auch die größte Zeitung des Landes ein. Auch sie vermutet nun, dass man im Land von Millionen Fällen ausgehen kann. Die Mondzahlen der Regierung sprechen von knapp 150.000 bestätigten Fällen im Land.