Schockwellenreiter

Seite 2: Die Missbildungs-Epidemie

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Wir hören dieser Tage häufig: "In so einer Situation ist die Menschheit noch nie zuvor gewesen." Ich kann etwas anderes erinnern.

Mein Leben begann bereits mit einem gewaltigen Risiko. Die mangelnde Sorgfalt einer Pharma-Firma hatte es verschuldet. Ich stamme aus jenem Jahrgang, in dem eine gute Chance bestand, noch als Ungeborener mit dem Wirkstoff Thalidomid in Kontakt zu kommen.

Am 6. Dezember 1961, genau acht Wochen nach meiner Geburt, veröffentlichte Der Spiegel einen Artikel über eine "bislang unerkannte Missbildungs-Epidemie". Ich bin rückblickend froh, dass meine Mutter trotz meiner blasenhaften Aktivitäten in ihr gut schlafen konnte. So blieb mir das Schicksal etlicher Klassenkameraden und Studienkollegen erspart, die diesen Text mit den Füßen schreiben müssten. Denn ihnen fehlen die Arme.

Unter solchen Umständen geboren, mit solchen frühkindlichen Erfahrungen aufgewachsen zu sein, bedeutet, dass man durch allzu viel "Risiko" geradezu imprägniert ist und wahrscheinlich resistent gegen jede Bedrohung mit neuen Gefahren.

Als ich 1984 dem strubbelhaarigen Musiker aus dem "Tote Hosen"-Umfeld Tommi Stumpf gegenüberstand, um den Wortlaut der Pressemitteilung für sein 12inch-Release von "Contergan Punk" zu besprechen, kam es mir nicht vor, als hätte ich besonders große Überlebensaussichten. Wenn es Thalidomid nicht geschafft hatte, würde sich schon etwas anderes finden, dass uns alle dahinrafft.

"Jung kaputt spart Altersheim" krähten folgerichtig meine Freunde von den "Milchbubis". Damit waren nicht nur selbst verantwortete Risiken gemeint. Nicht, dass ich selbst jemals ernsthaft krank gewesen wäre. Aber - nennen wir es einmal: "die gesamtgesellschaftliche Aussicht" fühlte sich wie "no future" an.

Aus so einer in gewisser Hinsicht privilegierten Position heraus lässt sich der Begriff "Risiko" anders denken. Immerhin arbeitete eine meiner besten Freundinnen hinterm Tresen in dem gleichnamigen Laden in Berlin.

Doch zunächst zurück zur historischen Bewältigung der Katastrophe.

Die Experten, die das Rätsel der Missbildungs-Epidemie lösten, waren jene "einfachen" Doktoren, vor denen in der aktuellen epidemischen Lage die staatlich alimentierten Wissenschaftler warnen. Nicht jeder, der einen Doktortitel trägt, sei vertrauenswürdig, hört man aus Kreisen der regierungsnahen Virologie immer wieder. Insbesondere nicht, wenn er eine vom Kurs des Kanzleramtes abweichende Meinung äußert. Es scheint, die ganze medizinische Wissenschaft sei nachhaltig vergattert worden. Die Ausnahmen, sozusagen die Meinungs-Deserteure, lassen sich an einer Hand abzählen.

Es dauerte seinerzeit drei Jahre, bis einige niedergelassene Ärzte, verteilt über ganz Europa, den Contergan-Skandal aufdeckten. Ein frei erhältliches "Schlaf"-Mittel der Grünenthal GmbH war der Auslöser.

Warum dauerte es trotz Geburt zahlloser missgebildeter Kinder so lange?

Bis dahin waren Kernwaffentests auf der Oberfläche der Erde als Ursache in Verdacht. Die Fachwelt der 1960er war sich einfach sicher, dass die zahllosen Atomwaffen-Oberflächentests (über 400) des "Kalten Krieges" nicht folgenlos bleiben könnten.

Contergan zeigte somit zweierlei: Die trügerische Sicherheit der "harten" Daten. Es zeigte zudem die Anzahl gleichzeitig existierender Risiken, die ein global operierender Pharmazeutika-Vertrieb bereits in seinen Anfängen mit sich brachte.

Es versteht sich von selbst, wie gering die Haftung einer Firma ist, die sich als GmbH hat eingetragen lassen. Sie produziert bis heute weiter. Der Prozess gegen einige verantwortliche Mitarbeiter der Pharmafirma hingegen endete im April 1970 mit der Einstellung des Verfahrens "wegen geringfügiger Schuld der Angeklagten und mangelndem öffentlichen Interesses an der Strafverfolgung".

Die Mittel einer Firmen-Stiftung zur Entschädigung der Opfer sind längst aufgebraucht. Weitere Forderungen werden nicht mehr anerkannt.

Die Opfer leben nun knapp 60 Jahre mit den Folgen. Sie werden, wenn sie dereinst sterben, immer noch die "Missgeburten" (BILD) sein, auf die wir grausamen (oder entsetzten?) Kinder mit den Fingern wiesen.

Isolation

Contergan galt dem Hersteller als ein Allheilmittel gegen allerlei "Zivilisationskrankheiten". Ein Prospekt bewirbt das Mittel als Hilfe gegen vegetative Dystonie - mit einer Sekretärin, die sich sitzend vor der Schreibmaschine quält.

Was wird heute getan angesichts der aktuellen Bewegungseinschränkungen, gegen die massive Belastung der Bevölkerung mit Risiken wie Junkfood, Stress, ganztägigem Vor-dem-Bildschirm-hocken? Vor fast 30 Jahren, 1992-1994, habe ich gemeinsam mit Rob Moonen eine Recherche zu den Folgen "sozialer Isolation und sensorischer Deprivation" durchgeführt und als Buch veröffentlicht.

Die Ergebnisse waren erschreckend. Schon nach kurzer Zeit der Einsperrung unter Sinnesentzug und ohne Kontakt zu anderen Menschen bricht unsere sog. "Identität" zusammen. Denn das, was man meint "zu sein", ergibt sich durch ein komplexes Gefüge von Handlungen und Reaktionen. Fallen diese Impulse weg, wird man zum "weißen Blatt", das leicht neu "beschreibbar" ist. Insofern gesellt sich zu den oben beschriebenen körperlichen Auswirkungen des "lockdown" ein viel schlimmeres Risiko: der psychische Kollaps.

Framing

Am psychischen Kollaps der Nation arbeitet derzeit unsere gesamte Presselandschaft. Die täglichen, in die Hunderte gehenden, massiven Interventionen der Medien quer durch das politische Spektrum, jede Kritik an den laufenden Maßnahmen und Beschränkungen als "rechte Verschwörungstheorie" zu brandmarken, lassen sich als "framing"-Strategie bezeichnen.

Framing ist eine Methode der Verknüpfung von Stichworten, eine Selektion von komplexen Informationen, die in Schubladen sortiert werden, damit man bestimmte gesellschaftliche Vorgänge einfacher verstehen kann. Die Anheftung solcher Attribute funktioniert ein wenig wie ein Brandzeichen: Einmal per "framing" gestempelt, wird man seine Zuordnung nicht wieder los.

Framing als Methode der Stigmatisierung von Personen erschafft durch Auswahl und Hervorhebung bestimmte "Attribute". Die Betonung liegt auf "erschaffen". Denn die Aufladung mit einem bestimmten Inhalt wird erst durch den Vorgang der wiederholten Zuordnung in das Bedeutungsfeld hineingetragen.

Ein deutliches Beispiel lieferte kürzlich der Tagesspiegel, als ein Autor den Koch Attila Hildmann als "Nazi" "frame"-te. Ich führe kurz vor, wie das Prinzip funktioniert.

Der "lifestyle"-Autor Sebastian Leber widmete sich dem "Fall Hildmann" in einer Kurzmeldung, die von seiner Zeitung pompös mit dem Titel "Reportage" überschrieben war - ein Etikettenschwindel erster Ordnung, der offenbar nötig war, um der Meinung des Autors mehr Gewicht zugeben.

Ich habe jetzt mit vier Begriffen ("Kurzmeldung" = nicht viel drin,"lifestyle" = billig, "pompös" = in diesem Kontext "falsch" und "Etikettenschwindel") den Artikel als "minderwertig" ge"frame"t und könnte damit der Botschaft von Hildmann durch reines Zitieren ein anderes Gewicht geben.

Leber widmet sich Hildmanns per Twitter verbreitetem Satz: "Gehe ich im Kampf für unsere Freiheit drauf, dann nur mit Waffe in der Hand und erhobenen Hauptes." Lieber sterbe er, als "ein Leben lang Sklave zu sein!"

Soweit das Zitat des Koches. Dann folgt ohne Übergang Lebers nächster Satz: "Die fixe Idee einer "Neuen Weltordnung" ist eine beliebte Verschwörungstheorie in rechtsextremen Kreisen und oft mit Antisemitismus verbunden. Sie kursiert auch auf den samstäglichen sogenannten "Hygienedemos" am Rosa-Luxemburg-Platz, die unter anderem Holocaustleugner, Esoteriker und Funktionäre rechtsextremer Parteien anziehen." Zitat Ende.

Da haben wir alles beisammen. Es fehlt eigentlich nur der Begriff des "kruden Impfgegners", dann wäre so ziemlich jedes Wort aus dem Feld der Zuordnung von Merkmalen, die Kritiker der Anti-Corona-Maßnahmen der Bundesregierung verpasst bekommen, in einem Satz zusammengepackt. Das Impfen platziert Leber dann über ein weiteres Zitat von Hildmann weiter unten in seinem Text. An diesem Punkt muss er die Impfgegnerschaft aber gar nicht mehr als "krude" stigmatisieren, weil der Leser, falls er ihm bis hier hin gefolgt ist, ohnehin Bescheid weiß: Hildmann spinnt und ist rechts.

Das Beispiel macht deutlich, dass Framing als Strategie (nicht als Sozialwissenschaft) die Anwendung eines simplen Schemas ist. Bestimmte Personen werden immer wieder mit den gleichen Begriffen verbunden. Beweise sind nicht notwendig. Die schiere Zahl der Wiederholungen schreibt das Profil fest. Einhämmern reicht.

Für sich genommen, als Einzelartikel, wäre es wohl ein Fall von "tendenziöser Schreibe". Weil die gleiche Begriffsgruppe aber täglich in den Zeitungen auftaucht, systematisch angewendet auf alle möglichen Fälle von Kritik an der Linie der Bundesregierung im Umgang mit der Pandemie, ist der Begriff "framing" wohl angemessen.

Mit der Erwähnung von Attila Hildmann will ich keineswegs sagen, dass der Koch ein vernünftiger Mensch oder in dem erklärten Willen, für seine Freiheit zu kämpfen -"bis zum Untergang", gar ein Vorbild für die Jugend sei.

Ich interessiere mich nicht für die krausen Ideen von veganen Köchen auf dem Kriegspfad gegen andere Menschen, die er für Grundrechtszerstörer hält. Ich habe auch keine Ahnung, ob Lothar Wieler, wie Hildmann behauptet, Freimaurer ist. Aber dieser letzte Satz ist ein weiteres Beispiel für Framing. Wer mich jetzt zitiert, auch in meinem Zweifel ob der Richtigkeit der Zuordnung, hat dem Chef des Robert-Koch-Institutes bereits die Marke "Geheimbund" angeheftet.

Blicken wir genau ein Jahr zurück. Als die ARD sich weigerte, ein aus öffentlich-rechtlich errungenen Mitteln bei Elisbeth Wehling und ihrem Berkeley International Framing Institute in Auftrag gegebenes "Framing-Manual" zu veröffentlichen, schlugen die Wellen hoch.

Dabei hatte das Manual bei genauerer Betrachtung, als es einmal zugänglich war, gar nicht so besonders viel Aufregendes zu bieten. So schien das vor einem Jahr. Bloß ein weiterer Fall für den grassierenden "Beraterskandal". Eine junge Frau erhebt sich selbst zum Institut und verkauft ihre Marketingvorschläge als "Kognitionswissenschaft".

Selbst ihr Slogan auf S. 85: "Kontrollierte Demokratie statt jeder wie er will" klang vor Corona noch anders - und auch heute kaum klüger.

Es zeigte sich erst am Widerstand der ARD-Intendatin gegenüber der Herausgabe des Papiers, dass deutsche Medien mit der Absicht umgehen, sich professionell instruieren zu lassen, wie man erfolgreich bestimmte Bevölkerungsgruppen durch Wortwahl und Zuordnung stigmatisiert (Zitat: S.84: "Nutzen Sie innerhalb Ihrer faktischen Erklärungen und Darlegungen immer wieder Schlagwörter, die Ihre Hörer oder Leser daran erinnern, welches die moralische Prämisse des Themas ist, über das Sie gerade reden.").

Elisabeth Wehling hatte 2016 dafür den Aufschlag gemacht mit ihrer Publikation "Politisches Framing: Wie eine Nation sich ihr Denken einredet - und daraus Politik macht".

2019 war ich für sicher davon ausgegangen, dass es sich beim Berkeley International Framing Institute um eine jener mikroskopischen, unter dem Radar der Allgemeinbildung fliegenden Institutsanlagerungen an den berühmten Universitätsstandorten handele. Kein Fälscher würde wohl wagen, sich einen Titel anzuheften, der ihn unzulässigerweise mit 100 Nobelpreisträgern aus dem gleichen Haus verbindet.

Ich hatte vor einem Jahr keine Veranlassung, jedem Fall von Hochstapelei nachzugehen, dem irgendeine Intendantin einer öffentlich-rechtlichen Anstalt aufgesessen ist - auch wenn man dies eigentlich jedesmal tun müsste, wenn öffentliche Gelder verschwendet werden. Aber dafür reicht weder die Lebenszeit, noch hat der Auftrag an das ominöse Institut seinerzeit irgendeine bemerkenswerte, sichtbare Wirkung gezeigt.

Das ist heute anders.

Beim Nachschauen enthüllt sich nun Folgendes, das schon 2019 bekannt war: Entweder waren damals Geschäftsadressen in Berkeley preiswert mietbar, oder Google hat seine Algorithmen neu programmiert und den Instituts-Direktorenposten der Frau Wehling aus der Suchmaschinen-Findbarkeit gelöscht, so dass sich heute der Eindruck ergibt, dass die findige Beraterin bei Karl-Theodor zu Guttenberg Scharlatanerie studiert und daraus ein einträgliches Geschäft gemacht hat. Ähnlich sahen das vor einem Jahr schon die "salonkolumnisten". Das "Institut" war jedenfalls eine reine Verkaufs-Marke und in keiner Form an die altehrwürdige Universität angeschlossen.

Wäre Framing nicht aktuell überlebensentscheidend geworden, kein Pangolin hätte sich für ungeheuerliche Sätze wie diesen interessiert:

"… beim 3., 4., 5. Mal ergeben sich Einschleifprozesse im Gehirn und ein Wiedererkennungseffekt, egal ob die Sache wahrhaft ist oder eine Lüge. Und dann sagt das Gehirn irgendwann: Ist mir viel zu anstrengend, das ist für mich jetzt eine Wahrheit." (Elisabeth Wehling: Sprache und Ressentiment hängen zusammen; NDR ZAPP. Hamburg 6. Dezember 2018)

So revolutionär wäre das jedoch alles nicht, wenn man es nicht im Licht der gewaltigen Verleumdungskampagnen dieser Tage betrachtete. Im Grundkurs Linguistik eines jeden Germanistikstudiums erfährt der Student, dass Sprache politisch ist und derjenige, der die politische Macht innehat, auch Definitionsmacht besitzt. Sprachgebrauch ist per se moralisch: eine Herrschaftstechnik.

Sprachgebrauch, das sollten alle Deutschen im Geschichtsunterricht gelernt haben, kann eine Form von struktureller Gewalt annehmen, wenn er sich mit dem nötigen Budget und den geeigneten Techniken verbindet.

Gehirnwäsche

Wer heute jene pauschalen Verleumdungen liest, wie etwa Forderungen nach Einhaltung von Grund- und Menschenrecht seien "faschistoid", erkennt die Nähe des "framing" zu dem, was in den 1950ern unter dem Eindruck des Korea-Krieges als "Gehirnwäsche" bezeichnet wurde.

Wie entstand dieser Begriff eigentlich?

Isolierte Gefangene (der US-Armee) wurden in einem Umerziehungsprogramm zu völlig neuen, konträren Ansichten (Kommunismus sei gut) gebracht. Das "brainwashing" ging relativ zügig vonstatten. Keiner der Betroffenen, die nach ihrer Rückkehr in die Vereinigten Staaten intensiv befragt und untersucht wurden, berichtete von bekannten Techniken physischer Folter.

Alle berichteten übereinstimmend von sog. Tigerkäfigen. Die Kriegsgefangenen wurden "lediglich" für drei Monate isoliert. Ihr einziger Kontakt zur Außenwelt waren diejenigen Personen, die ihnen Essen in den "Käfig" brachten. Nach einer gewissen Zeit fingen diese "Versorger" an, mit den inhaftierten Soldaten Gespräche zu führen - über die "richtige Einstellung".

Man mag diese Parallelisierung als "zu weit hergeholt" oder übertrieben anzweifeln. Jedoch ist zurzeit, auch ohne dass dafür eine gewagte historische Übertragungsleistung notwendig wäre, feststellbar, dass Kritik am "lockdown" mit Ächtung bestraft wird.

Zur stigmatisierenden Wortwahl gehören dabei nicht nur die Begriffe "Verschwörungstheoretiker" und alle möglichen Termini aus dem semantischen Feld von "Faschismus" (anti-semitisch, Neo-Nazi, rechts etc.). Zentral in diesem Feld: der Begriff "Leugner" (Fakten- oder Corona-Leugner, analog zu "Holocaust-Leugner"). Dem gegenüber steht als Kampfbegriff an der "framing"-Front der "ausgewiesene Fakten-Checker", der "inglourious basterd" in seiner Schlacht gegen die "fake news".

Was ist das Geheimnis dieser neuen Berufsgruppe? Sie erspart uns das eigene Nachdenken. Sie macht aus einem "strittigen Anliegen" (Elisabeth Wehling, S.8) durch moralisches Framing eine unabdingbare Notwendigkeit. Vor ein paar Jahren hießen solche Kampagnen noch "spin doctoring". Der Spindoctor gibt der Angelegenheit einen "besonderen Dreh". Das beschreibt den Aspekt der Inszenierung treffender als "framing", das eher an politische Notwehr erinnert.

"Basic Level"

Seit das Bundesgesundheitsministerium am 23. April 2020 mitteilte, dass die "Unterstützung bei der Konzeption und Durchführung von Kommunikationsdienstleistungen" bei der bundesweiten Kommunikation bzgl. Corona "nach Durchführung einer europaweiten Ausschreibung seit 1. April diesen Jahres durch die Agentur Scholz & Friends Berlin GmbH in Berlin" erfolgt, war absehbar, dass die im selben Schreiben kommunizierten 22 Millionen Euro Budget für den Auftrag sicher zum guten Teil für das eingesetzt werden, was die Agentur selbst "Bullshit Bingo, Corona Edition" nennt.

Die beauftragte Agentur zeigt uns, grafisch unmittelbar einleuchtend, ihren geplanten Umgang mit Fakten. Unter #flattenthecurve sieht man einige flotte "friends", die deutlich unter Distanzgebot die Faktenlinie gerade ziehen.

So betrachtet kann man die aktuelle Framing-Kampagne als gezielten Versuch bewerten, eine Ent-Solidarisierung der Bürger zu organisieren. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es in einer Demokratie, die jahrzehntelang das selbständige Denken und Handeln eintrainiert und mündige Bürger erzogen hat, zunächst notwendig, die Bürger von ihren bisherigen Überzeugungen abzubringen, damit sie nicht aufmüpfig werden.

Das beginnt laut "Framing Manual" damit, dass Journalisten, an die sich das Handbuch richtet, den Begriff "Solidarität" aus der Sprache verbannen: "Erstens, nutzen Sie BasicLevel Sprache, wo immer es geht. ... Der Begriff "solidarisch" etwa ist außerhalb der BasicLevel..." (S. 83)

Kennen wir einmal das Programm, das im Hintergrund der aktuellen Kommunikation läuft, verwundert es nicht, dass erwachsene Menschen mit gefestigten Ansichten derzeit massiv verunsichert sind. Sie meinen, sie könnten ihrem "gesunden Menschenverstand" nicht mehr trauen. Zu widersprüchlich sind die Aussagen, mit denen sie täglich konfrontiert werden. Zu wenig direkten Austausch gibt es in der Isolation.

Den Erfolg des "framing" garantiert ein ständig sich verlängernder "lockdown": durch fortgesetzte Uneinschätzbarkeit (was wird passieren?). Aber auch durch künstliche Erzeugung von Zeit-Kontingenten, die eine psychische "Neubeschriftungen" erst ermöglicht.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Rede von der "zweiten Welle": "schlimmer als die erste", ganz anders dar. Wäre die erste Welle, wie sie nun bis Mitte Mai 2020 verlaufen ist, denn eine ausreichende Rechtfertigung für die drastischen Maßnahmen gewesen? Hätten die Bürger ihre eigene "Disziplin" als ausreichenden Grund für den vergleichsweise glimpflichen Verlauf der Infektion anerkannt? Die bereits erfolgten Gesetzesänderungen als notwendig empfunden? Die aberwitzige Geldverschiebung als hinnehmbar? Die endlose Kette von Insolvenzen als zwangsläufig?

Welches Naturgesetz der Ansteckungsketten - außer der Rede von der viel gefährlicheren "zweiten Welle" - hätte sonst als schlüssige Erklärung hingereicht, ohne dass man auf die Idee käme, es könnten sich wohl doch gewisse Interessen mit den Maßnahmen verbinden? Interessen, die vielleicht nicht unbedingt "unsere" sind...? Diesem fatalen Verdacht begegnen unsere Medien derzeit mit dem zuvor beschriebenen wirkungsmächtigen Werkzeug.

Falls die Medien nicht reichen, steht die Nato bereits in den Startlöchern.

Die zweite Welle: ein Fall für das Militär!