Schütteln und Rütteln vor dem Bildschirm
Ab heute ist die neue Nintendo-Konsole Wii erhältlich
Die New Generation des Gaming steht ab heute im Laden. Im Gegensatz zur vielbeschworenen Next Gen setzt Nintendos Wii auf ein komplett neues Konzept, weniger auf Hardward-Power und Grafik-Prunk. Ab heute ist auch in Deutschland das innovative Gerät auf dem Markt. Ob es sich durchsetzen wird, hängt nicht nur von der Steuerung ab. Und bislang blieben auch Meldungen von allzu heftigem Gedränge an den Kassen aus. Zumindest konnten alle Frühaufsteher mit einem Wii unter dem Arm in Richtung Weihnachten marschieren.
Britische Verkäufer warnen bereits: Wer nicht vorbestellt hat, könnte leer ausgehen - und damit den Sprung in eine neue Generation des Gaming verpassen. Nintendos neue Konsole muss sich allerdings noch bewähren – denn bislang ist nicht sicher, wie sich das neue Steuerungskonzept bei den Spielern etablieren wird.
Zumindest scheint die Nachfrage derzeit groß: In Japan wurde bereits die erste Lieferung von an die 400.000 Konsolen verkauft – im Gegensatz zu den 80.000 Geräten aus Sonys Werkstätten ein beachtlicher Erfolg. Dennoch kämpft Wii derzeit vor allem gegen Fakten und Verkaufsargumente: Fehlende HD-Unterstützung, keine vergleichbare Grafikleistung mit Xbox 360 oder PlayStation 3, keine Festplatte. Und: Die bewegungsintensive Steuerung sorgte scheinbar bei einigen enthusiastischen Fans für Glasbruch.
Gekonnte Rückhand gefragt
Das System steht und fällt somit mit der ungewöhnlichen Steuerung: Statt nur mit einem Controller statisch seine Figur zu bewegen, müssen mit dem bewegungssensitiven Wiimote die Bewegungen des Avatars tatsächlich nachgeahmt werden: Eine Rückhand muss als solche ausgeführt werden. Das braucht etwas Eingewöhnungszeit – das genau ist der Knackpunkt der Steuerung. Geht das Schwingen, Säbeln, Schütteln und Rütteln des Wiimot nicht ins Blut über, bleibt ein fader Beigeschmack und das Gerät verliert schnell seinen Reiz.
Nintendo muss die Fans also schnell überzeugen. Die Steuerung muss flüssig laufen, um einen Erfolg zu garantieren. Zudem besteht die Gefahr, dass die Möglichkeiten der Steuerung unausgeschöpft bleiben, wie es derzeit mit dem Touchscreen des DS passiert: Sollten Entwickler nur auf eine etwas andere Light-Gun-Variante zielen, dürfte das schnell das Ende der Innovation bedeuten.
Mangelnde Langzeitwirkung im Software-Lineup
Ebenfalls ein heikles Thema ist das Software-Lineup. Bislang tauchen typische Starttitel auf, die zunächst einmal eine Einführung in die Steuerung geben. Beigelegt ist dem Gerät im europäischen Raum das eingängige „Wii Sports“, das den Einstieg erleichtern und die Hemmungen, vor dem Fernsehgerät mit einer weißen Fernbedienung herumzufuchteln, abbauen soll. Ebenfalls Mini-Spiel-Sammlungen sind „Wii Play“ und „Rayman: Raving Rabbids“. Besonders letzteres überzeugt durch seine abgedrehte Präsentation und einen absurden Humor, das dürfte für einen schnellen Zugang sorgen.
Neben bekannten Umsetzungen wie „Need for Speed: Carbon“, „Madden NFL 07“, „Call of Duty 3“ und „Splinter Cell: Double Agent“, die sich auch schon auf anderen Systemen tummeln, werden es besonders „Red Steel“ und „Zelda: The Twilight Princess“ sein, die eine längere Halbwertzeit als nur die Tage nach dem Launch versprechen. „Red Steel“ gilt als umstritten, sollten sich die befürchteten Steuerungsprobleme bewahrheiten, könnte der Klingenschwinger schnell in der Versenkung verschwinden. Bleibt also wieder der Nintendo-Held Link von „Zelda“, der bereits bei der Nintendo64-Konsole mit „Ocarina of Time“ die Kohlen aus dem Feuer holte – das System aber nicht vor den späteren flauen Verkaufszahlen retten konnte.
Ob Wii dieses Schicksal seiner beiden Vorgänger – auch der GameCube gilt nicht als High-Seller – erspart bleibt, hängt nun von der Akzeptanz der Steuerung ab und ob es Nintendo schafft, die Konnektivität zwischen den Spielern über die Wii-Channels und andere Services zum Laufen zu bringen. Die Situation ist allerdings günstig: PlayStation 3 kämpft noch mit heftigen Startschwierigkeit, während sich die Xbox 360 zwar recht gut am Markt etabliert hat, aber inzwischen nicht mehr als „neu“ gilt. Ob nun also das Konzept sich durchsetzen wird, werden die nächsten Monate entscheiden.