Schwarze Flagge weht in Kenia
Al-Shabaab-Dschihadisten auf dem Vormarsch
Gestern tötete die salafistische al-Shabaab-Miliz etwa 70 Kilometer nördlich der kenianischen Stadt Garissa (wo sie im April 148 christliche Studenten ermordete) mindestens 20 Polizisten. Die ersten davon kamen ums Leben, als ihr Fahrzeug in der Ortschaft Yumbis auf eine Landmine fuhr - zahlreiche weitere folgten ihnen in den Tod, als sie ihren Kameraden zu Hilfe eilten und dabei in einen Hinterhalt gerieten, bei dem vier Fahrzeuge ausbrannten.
Letzte Woche hatten die somalischen Dschihadisten Yumbis und zwei andere Ortschaften im somalisch besiedelten Ostkenia besetzt und auf Häusern und Moscheen ihre schwarze Flagge gehisst. Ein anonymer Informant aus Yumbis teilte der kenianischen Zeitung The Standard mit, dass die Dörfler, die nicht mehr fliehen konnten, Angst hatten, als "Verräter" getötet zu werden, wenn sie bei den Zwangspredigten und politischen Belehrungen der salafistischen Besatzer einschlafen.
Derzeit ist unklar, wer das Gebiet derzeit kontrolliert: Die kenianische Regierung verlautbarte, die Sicherheitskräfte hätten "schnell eingegriffen" und die Pläne der Dschihadisten "vereitelt". Von Seiten der al-Shabaab heißt es dagegen, die Milizionäre hätten Yumbis nach den Zwangspredigten aus eigenem Antrieb verlassen und würden die "Operationen zur Befreiung des christlich besetzten Northern Frontier Districts [NFD]" fortführen.
Auch in Somalia befindet sich al-Shabaab auf dem Vormarsch: Dort eroberte die Miliz den Bezirk Awdigle und das Dorf Mubarak in der Shabelle-Region südlich der Hauptstadt Mogadischu. Dabei sollen Dutzende Menschen ums Leben gekommen sein - unter ihnen Oberst Dahir Shekaal, der Kommandant der Regierungstruppen in Awdigle. Bei zwei Anschlägen in Mogadischu kamen am Wochenende außerdem ein Abgeordneter, ein Polizist und drei Mitarbeiter des Verkehrsministeriums ums Leben, als Mitglieder der Terrorgruppe zwei Straßen sperrten und die Fahrzeuge ihrer Opfer mit Kugeln durchsiebten.
Vanda Felbab-Brown vom US-Think-Tank Brookings Institution, die das Kriegsgebiet im März in Augenschein nahm, gibt der AMISOM-Friedenstruppe der Afrikanischen Union (AU) eine Teilschuld an diesen militärischen Erfolgen der Terroristen, in deren Reihen mindestens 15 deutsche Salafisten kämpfen: Die Regierungen und Kommandeure der 13 Teilnehmerländer arbeiten ihrem Eindruck nach häufig eher gegen- als miteinander. Vor allem Somalias Nachbarländer Kenia und Äthiopien beteiligen sich Ihrem Eindruck nach nur ungenügend am Aufbau staatlicher Strukturen in Somalia.
Allerdings ist unklar, ob das in diesem Gebiet überhaupt möglich ist: Auch Felbab-Brown muss einräumen, dass die Strukturen des Landes ganz auf Clan-Zugehörigkeit beruhen und dass der Präsident Hassan Sheikh Mohamoud und andere Politiker die Armee und andere staatliche Institutionen aufgrund dieser kulturellen Gegebenheit nur sehr bedingt und indirekt beherrschen.
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