Schweden: Ministerpräsident von Gnaden der Rechten

Seite 2: Lehre für Deutschland?

Wie auch immer man das Ding nennt: Das Konzept, die Schwedendemokraten auszugrenzen, hat in Schweden nicht dazu beigetragen, das Interesse an ihnen zu senken, eher im Gegenteil. Und "Schwedendemokraten verhindern" als kleinster gemeinsamer Nenner erwies sich auch nicht als wirklich erfolgreiches Konzept der früheren Regierung.

Dass Ulf Kristersson nun mit SD-Inhalten regiert, ohne dass die SD in irgendeiner Weise auch offiziell Verantwortung tragen, könnte sich für ihn als Bumerang erweisen: Warum sollten in vier Jahren nicht noch mehr Leute das Original wählen? Man darf getrost davon ausgehen, dass Jimmie Åkesson dann nicht mehr mit der Rolle des Wasserträgers zufrieden ist. Wer braucht dann noch Ulf Kristersson?

Es reicht nicht mehr, "igitt" zu sagen

Darin könnte auch die Lehre für Deutschland aus der Wahl in Schweden liegen. Die AfD hat den Schwedendemokraten gratuliert. Vermutlich träumt man dort davon, auch selbst solche Erfolge zu feiern, zumindest auf Länderebene. Was, wenn sich irgendwann keine Mehrheit jenseits der AfD mehr zusammenkratzen lässt, zum Beispiel im Osten?

Es nützt alles nichts: Um rechte Regierungen zu verhindern, reicht es nicht mehr, "igitt" zu sagen. Man braucht ein glaubwürdiges, besseres Konzept und muss mit Taten überzeugen können. Zugegeben, einfach ist das nicht. Und schlechte Nachrichten, die Angst erzeugen, verkaufen sich einfach besser. Wen interessiert schon, dass in Schweden zum dritten Mal in Folge die Zahl der Menschen sinkt, die berichten, dass sie Opfer von Kriminalität wurden – trotz der publikumswirksamen Schießereien?