Schweden streitet über brisante Kriminalstatistik
Seite 2: Kriminologen hatten auf Veröffentlichung von Daten gedrängt
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Per-Olof Wikström gehört zu den bekannten schwedischen Kriminologen, die die sozioökonomischen Faktoren weniger berücksichtigen und auf die Verehrung krimineller Charaktere in migrantischen Kulturen verweisen. Auch gehörte er zu den Stimmen, die lange - und schließlich erfolgreich - forderten, dass das "Amtes für Vorsorge gegen Verbrechen" Zahlen zu Einwanderung und Migration auf den Tisch legt.
Der iranischstämmige Mediziner und Kriminologe Ardavan Khoshnood warnt davor, die Debatte um die Herkunft mit dem Verweis auf Rassismus abzuwehren. Auch er gehört zu den Kritikern von Sarneckis Standpunkt.
Die meisten Experten betonen, dass das Phänomen ansteigende Bandenkriminalität bislang zu wenig untersucht wurde und dass es nun zu spät sei, die bestehenden Strukturen effektiv aufzubrechen.
Unklar ist auch, wie die schwedische Regierung auf die Ergebnisse der Studien antworten will.
Schließlich bedroht die ausufernde Gewalt die Glaubwürdigkeit der Regierungsfähigkeit der Sozialdemokraten. Wahlen stehen zwar erst im September kommenden Jahres an. Doch die bürgerlichen Parteien "Moderaten" und "Christdemokraten" hoffen auf eine vorgezogene Abstimmung.
Sie wollen sich von den umstrittenen "Schwedendemokraten" tolerieren lassen, dazu ist die Partei "Die Liberalen" eventuell zu einer Kooperation bereit. Dabei überbieten sich die drei erstgenannten Parteien mit Strafverschärfungsmaßnahmen.
Die Sozialdemokraten müssen hier mithalten: Der amtierende Justizminister will die Verjährungsfrist für Straftaten abzuschaffen, zudem sollte der Polizei mehr Instrumente zur verdeckten Ermittlung in die Hand gegeben werden.
Eine Chance hätte Mitte-Rechts bereits Anfang November. Löfven, seit zehn Jahren Parteivorsitzender und seit sieben Jahren Regierungschef, will dann auf dem Parteitag der Sozialdemokraten zurücktreten.
Nachfolgerin wird vermutlich die Finanzministerin Magdalena Andersson, welche sich bereits mit Steuererleichterungen beim bürgerlichen Lager beliebt machen will. Denn eine Mehrheit ist ihr keineswegs sicher.
Bislang ließ sich Rot-grün in Schweden von "den Liberalen" und der ebenso liberalen "Zentrumspartei" sowie der Linkspartei tolerieren. Ein unstabiles Gefüge, wie der Misstrauensantrag der Linken im Juni und das Drängen der beiden liberalen Parteien nach mehr Marktwirtschaft zeigte.