Schwule Sexorgien, Date-Rape-Drogen und gespritztes HIV-Blut
Perverser Einzelfall oder Folge zu laxen Umgangs mit Aids?
Ein bizarrer Fall erschüttert seit einer Woche die Niederlande: In Groningen wurden homosexuelle Männer absichtlich mit HIV infiziert. Um die erfolgreiche Infektion sicherzustellen, wurde dafür sogar HIV-Blut gespritzt.
Am 13. Mai wurden in den Niederlanden vier Personen verhaftet, darunter zwei HIV-infizierte Männer und eine HIV-infizierte Frau. Ihnen wird folgendes vorgeworfen: Sie sollen über das Internet Unbekannte zu Sexorgien eingeladen haben. Diese Opfer hätten sie dann mittels der bekannten Date-Rape-Droge GHB handlungsunfähig gemacht. Der vierte, HIV-freie Angeklagte wird nur beschuldigt, diese Droge den Haupttätern verkauft zu haben. Daraufhin hätten die HIV-infizierten Männer die Hilflosen vergewaltigt und ihnen in mehreren Fällen ein Cocktail aus ihrem gemischten HIV-Blut gespritzt.
Bis zum 30. Mai, an dem dieser Fall schließlich öffentlich wurde, waren bereits fünf Opfer bekannt, die nun selbst HIV-infiziert sind. Eine speziell geschaltete Hotline, bei der sich Opfer anonym melden können, soll bereits rund zehn Anrufe in den ersten beiden Tagen erhalten haben.
An diesem Fall ist mehrerlei bemerkenswert. Erstens das schiere Faktum der absichtlichen HIV-Infizierung. Dergleichen Fälle hat es zwar bereits mehrfach gegeben, auch in Deutschland, aber neu ist, dass wirklich zur Nadel gegriffen wurde, um das Virus ankommen zu lassen. Das erinnert an einen urbanen Mythos, der aus den USA nach Deutschland übersprang. Jemand wird mit der Nadel gepiekst und erhält dann eine Nachricht à la „Willkommen im AIDS-Club“.
Zweitens das Motiv. Das Vermischen von Blut erinnert gewiss an bizarre Sex-Rituale, wie man sie auch aus der Promi-Szene kennt. Aber beim Polizeiverhör gaben die Beschuldigten keine sadistischen Motive an, sondern erklärten, dass sie ihren Opfern einen Gefallen tun wollten, die sich künftig keine Sorgen mehr um geschützten oder ungeschützten Verkehr machen müssten. Frei nach den Motto: Ist man erst mal infiziert, feiert sich’s ganz ungeniert. Dabei werden nicht nur die massiven Lebenseinschränkungen einer HIV-Infektion ignoriert, sondern auch die diversen anderen Krankheiten, die auf sexuellem Wege übertragen werden.
Die entscheidende Frage ist nun, ob die Verbrechen von Groningen die Taten einer kleinen Gruppe von Einzeltätern sind, wie der dem treuen Telepolis-Leser bereits vertraute Henk Krol meint. „Das hat nichts mit Homosexualität zu tun. Diese Menschen waren unter Drogen, es handelt sich also um Vergewaltigung, ganz einfach. Das ist schändlich, eklig und erschreckend. Diejenigen, die das getan haben, sind Verrückte.“
Der niederländische Gesundheitsminister Ab Klink hat jedoch eine Untersuchung über die HVN (HIV Vereniging Nederland) und insbesondere über deren Arbeitsgruppe Poz & Proud eingeleitet. Poz & Proud (deren Website bereits jetzt nur noch im Google-Cache zu finden ist) soll Treffen organisiert haben, bei denen es zum ungeschütztem Verkehr gekommen sein soll bzw. bei denen dieser sogar befördert wurde. Das ist deswegen besonders pikant, weil die Dachorganisation HVN staatliches Geld bezog, um infizierte Personen zu unterstützen und die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Nun könnte man argumentieren, dass es ja ohnehin schon egal sei, wenn HIV-Infizierte untereinander ungeschützten Verkehr haben. Wird dies aber offensiv als Ideologie vertreten – was Poz & Proud vorgeworfen wird –, dann lassen sich durchaus Parallelen zur Gedankenwelt der Täter von Groningen ausmachen. Eines ist jedenfalls klar: Die Zahl der HIV-Neuinfektionen steigt hierzulande Jahr um Jahr schneller, weil die Krankheit nicht mehr ernst genug genommen wird.