Second Life für E-Mobil-Batterien
Die Batterien bekommen ein längeres Leben dank Zweitnutzung im Stromnetz
Eine Million E-Mobile sollten bis 2020 auf deutschen Straßen rollen und in der Zeit, in der sie zum Aufladen am Netz hängen, sollten sie vom jeweiligen Netzbetreiber auch als Zwischenspeicher genutzt werden können. Soweit die kühnen Träume der Elektrizitätswirtschaft.
In der Praxis kollidierten sie gleich mehrfach mit der Realität. Erstens fehlt noch Einiges bis zur ersten Million und zweitens hält sich die Begeisterung derer, die ein E-Mobil betreiben, durchaus in Grenzen, dem jeweiligen Netzbetreiber die Möglichkeit zu eröffnen, auf die Batterie des E-Mobils zuzugreifen.
Obwohl in Fachvorträgen auch aktuell noch auf die Option der mobilen Stromspeicher hingewiesen wird, hat sich die praktische politische Umsetzung von dieser Möglichkeit inzwischen verabschiedet. So steht im Merkblatt T3 des 10.000-Häuser-Programm Bayern: "Elektrofahrzeuge gelten im Rahmen dieses Förderprogramms nicht als elektrische Speicher, da diese nicht immer zur Verfügung stehen."
Gebrauchte E-Mobilbatterien als Stromspeicher im Eigenheim
Im Rahmen des bayerischen 10.000-Häuser-Programms wurde bei einem EnergieSystemHaus auch ein Stromspeicher gefördert, der aus einer ehemaligen E-Mobil-Batterie bestand. Derzeit sind jedoch keine Anträge mehr möglich, da die Fördersumme ausgereizt ist. Wie viele gebrauchte E-Mobilbatterien bei den geförderten Projekten zum Einsatz kamen, ist jedoch nicht bekannt.
Ein Problem bei den gebrauchten Batterien besteht darin, dass sie üblicherweise nur noch über eine Restkapazität von 80 Prozent verfügen. Sie gelten damit als technisch tot. Ein einzelner Batteriesatz ist somit durchaus mit einem Glücksspiel vergleichbar. Mehr Sicherheit bieten da nur Batterien die zu mehreren Modulen zusammengeschaltet werden. Bei diesen Anordnungen kann die benötigte Leistung dann von den anderen Batterien bereitgestellt werden.
Ein-Batterien-Sätze kamen bei der Zweitnutzung bislang aus dem Feldversuch nicht so häufig heraus, wie ursprünglich erwartet.
Zweitnutzung in gewerblichen Speicheranwendungen
Deutlich einfacher umzusetzen sind stationäre gewerbliche Einsätze der gebrauchten E-Mobil-Batterien. So hat BMW im vergangenen Jahr gemeinsam mit Bosch und Vattenfall in Hamburg einen Batteriespeicher errichtet.
Im Entwicklungsprojekt "Battery 2nd Life" wurden die gebrauchten Batterien aus BMW-Fahrzeugen zu einem großen Speicher zusammengefügt, um das Stromnetz vor Ort stabil zu halten. Eine weitere Speicher-Anwendung hat BMW gerade im Werk in Leipzig installiert, wo insgesamt 500 Batterien aus der BMW-Fertigung zum Einsatz kommen und der Strom aus den werkseigenen Windkraftanlagen zwischengespeichert wird.
Dort verbringen allerdings nicht nur gebrauchte Batterien ihr zweites Leben. In Leipzig werden auch Neu-Batterien eingesetzt, die später als Ersatzbatterien genutzt werden und über die Nutzung im Batteriespeicher frisch gehalten werden sollen.
Ein vergleichbares Projekt hatte kürzlich auch Daimler mit dem Ersatzteillager für Batterien für den Smart electric drive. In Hannover-Herrenhausen sollen künftig insgesamt 3.240 Ersatzbatterien vorgehalten werden und bis zu ihrem mobilen Einsatz als stationäre Speicher dienen.
Weiternutzung der E-Mobil-Batterien
Die Zweitnutzung von E-Mobil-Batterien gilt im Übrigen nicht als Recycling. Sie erfolgt jedoch im Interesse der abfallwirtschaftlichen Ziele in Deutschland, die der Wiederverwendung eine besondere Bedeutung beimessen. Da es sich in diesem Falle rechtlich nicht um eine Wiederverwendung, sondern um eine bloße weitere Nutzung handelt, ist der verwaltungstechnische Aufwand bei der Umnutzung in der Regel gleich Null.
Die Batteriehersteller müssen ihre E-Mobilbatterien (Industriebatterien) nach dem Batteriegesetz beim BattG-Melderegister des Umweltbundesamtes in Dessau melden und dort angeben, welche zumutbare und kostenfreie Rückgabemöglichkeit für Vertreiber und Behandlungseinrichtungen eingerichtet wurde.
Wird nun eine E-Mobilbatterie in eine Batterie für eine Netzspeichereinrichtung (Industriebatterien) umgewidmet, so erfolgt keine erneute Meldung. Gemeldet werden müssten nur eventuell nachgerüstete Zellen, die im Zusammenhang mit einer Aufarbeitung gebrauchter Batterien zum Einsatz kommen würden. Der Einsatz der E-Mobil-Batterien in stationären Stromspeichern könnte dazu führen, dass erst im Jahre 2035 größere Mengen E-Fahrzeug-Batterien zum Recycling anstehen.