Singapur im Schwarzen Meer

Das "Schwalbennest" auf der Krim. Bild: Иерей Максим Массалитин, CC BY-SA 2.0

Die Krim ist einer der Streitpunkte im Ukraine-Krieg. Doch sie könnte sich von Russland und der Ukraine lösen – und in Selbstständigkeit zum Friedensanker der Region werden. Ein Lösungsvorschlag.

Die Krim spielt im russischen Angriffskrieg eine zentrale Rolle. Ohne einen für alle Konfliktparteien akzeptablen Status dieser multiethnischen und von historischen Wirren um ihre Zugehörigkeit geprägten Halbinsel ist ein dauerhafter Frieden kaum denkbar.

Da alle Kriegsparteien vorgeben, am Wohl der Krim und ihrer Bewohner interessiert zu sein, sie aber keinesfalls unter der Macht der Gegenseite sehen wollen, liegt eine Lösung nahe: Die Krim soll ein unabhängiger Staat werden.

Das wäre keine Notlösung, sondern der Aufbruch in eine bessere Zukunft und zentrales Element für die Befriedung der Region. Als unabhängiger Kleinstaat könnte die Krim zum dynamischen Vorbild für die umliegenden Länder werden – wie ein neues, demokratisches Singapur am Schwarzen Meer.

Damit würde die Unabhängigkeit nicht nur den Bürgern der Krim, sondern auch denjenigen der Ukraine und Russlands dienen. Natürlich müssten darüber die Bürger der Krim selbst entscheiden – in einem demokratischen Prozess unter internationaler Aufsicht.

Unabhängigkeit zum Wohle der Bürger der Krim

Die Krim hat ideale Voraussetzungen für eine erfolgreiche Eigenstaatlichkeit. Mit einer Fläche von 26.844 Quadratkilometer und knapp 2,4 Millionen Einwohnern ist sie ein Kleinstaat, vergleichbar mit Slowenien.

Ihre geographische Lage als Halbinsel, die fast vollständig vom Festland getrennt ist, erinnert an Singapur oder Hongkong vor der Einverleibung durch China. Sie verfügt über wenige natürliche Ressourcen, aber eine fantastische Lage für Handel, Dienstleistungen etwa im Finanzbereich, Tourismus und Landwirtschaft sowie ein enormes Potenzial für höchste Lebensqualität.

Genau das sind die Voraussetzungen, um als unabhängiger Kleinstaat schnell und kraftvoll durchzustarten, ein starkes Selbstbewusstsein und eine robuste Demokratie zu entwickeln und langfristig unabhängig zu bleiben. Dies wäre zum Wohle der Bürger der Krim und auch der gesamten Region.

In der gegenwärtigen Kriegssituation ist die Unabhängigkeit nicht nur eine Entscheidung der Bürger der Krim. Auch die Interessen der ukrainischen Regierung und des russischen Regimes spielen eine Rolle. Für beide Seiten dürfte die Unabhängigkeit im Vergleich zu den Alternativen durchaus attraktiv sein.

Trotz möglicher Erfolge einer erneuten ukrainischen Gegenoffensive scheint die ukrainische Regierung nicht auf den Grenzen von vor 2014 zu bestehen. Gleichzeitig ist es vorstellbar, dass das Putin-Regime allein aus Gründen des innenpolitischen Machterhalts auf eine Rückeroberung der Krim durch die ukrainische Armee mit einem Nuklearschlag reagieren könnte.

Klar ist, dass eine Lösung zum Wohl der Bürger der Krim umso schwieriger wird, je mehr sie mit einem Gesichtsverlust gegenüber den innen- und außenpolitisch relevanten Unterstützern der jeweiligen Kriegsparteien verbunden ist.

Insofern dürfte die Unabhängigkeit der Krim realistischerweise sowohl für die Regierung der Ukraine als auch für das russische Regime jetzt und in Zukunft eher akzeptabel sein als ihre Integration in eines der beiden Länder oder gar die Zerstörung der Krim.

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