Skripal-Fall: Großbritannien stellt Haftbefehle für zwei russische GRU-Agenten aus
Allerdings sind die wirklichen Namen nicht bekannt, wie belastbar die Beweise sind, lässt sich nicht ausmachen, die russische Regierung will die beiden nicht kennen
Lange hat es gebraucht, fast niemand wollte es mehr glauben, dass die britische Regierung überhaupt noch ein Interesse hatte, den Skripal-Fall zu lösen. Immer wieder waren Gerüchte aufgetaucht, die Polizei sei auf die Spur der russischen Täter gekommen, es wurde gemunkelt, die Staatsanwaltschaft bereite internationale Haftbefehle oder Auslieferungsgesuche vor. Heute nun hat die Staatsanwaltschaft (Crown Prosecution Service - CPS) europäische Haftbefehle und eine Red Notice bei Interpol für zwei russische Männer ausgestellt, die dem russischen Geheimdienst GRU angehören sollen.
Die britische Regierungschefin Theresa May trat auch gleich im Unterhaus auf und gab die neue Entwicklung bekannt. Gesucht werden Alexander Petrov und Ruslan Boshirov, die den Nowitschok-Anschlag auf Sergei und Julia Skripal ausgeführt haben sollen. Der CPS stellte kein Auslieferungsgesuch, da Russland, wie auch May hervorhob, keine Staatsbürger ausliefert. Das hatte der Kreml auch schon selbst vor einiger Zeit klar gemacht.
Man habe ausreichend gerichtsfeste Beweise, so der CPS, um die beiden Russen der Verschwörung, Skripal zu töten, des versuchten Mords an Sergei Skripal, Julia Skripal und Nick Bailey, des Besitzes und der Anwendung von Nowitschok und der absichtlichen Verursachung schweren körperlichen Schadens an den beiden Skripals anzuklagen.
Neil Basu , der leitende Antiterrorismusoffizier der Polizei, sagte, man nehme an, die beiden Angeklagten seien um die 40 Jahre alt. Sie seien vermutlich nicht unter ihrem eigenen Namen gereist, was heißt, die Polizei kennt die Identität der Angeklagten nicht. Allerdings wurden Fotos von diesen veröffentlicht, die aus den von diesen benutzten Reisedokumenten und von Überwachungskameras stammen. Die Polizei hofft, aus der Öffentlichkeit mehr über diese beiden zu erfahren.
Maria Sacharowa, die Sprecherin des russischen Außenministeriums, ließ verlauten, dass der russischen Regierung weder die Namen noch die Fotos etwas sagten. Man kenne die beiden nicht. Sie forderte die britische Regierung auf, mit den öffentlichen Anklagen und der Manipulation von Informationen aufzuhören und zur praktischen Kooperation der Strafverfolgungsbehörden überzugehen.
Theresa May erklärte, die Taten der GRU seien "eine Bedrohung für alle unsere Alliierten und alle unsere Bürger". Man müsse die kollektiven Anstrengungen gegen die Bedrohung verstärken. Die britische Regierung werden den Alliierten die entsprechenden Informationen weitergeben. Und sie drohte, dass Großbritannien gegen den GRU "das ganze Spektrum der Mittel unseres nationalen Sicherheitsapparates einsetzen" werde.
Nach May werden die beiden Verdächtigen auch für die Vergiftung von Dawn Sturgess und Charlie Rowley verantwortlich gemacht. Sie sei sich "fast sicher", dass der Anschlag nicht nur vom militärischen Geheimdienst beschlossen wurde, sondern auch von hohen Rängen der russischen Regierung. May sagte, wenn diese das Land verlassen sollten, würde man versuchen, sie festzunehmen. Das klingt so, als wäre nicht bekannt, ob sie noch im Land oder schon wieder ausgereist sind.
Die Polizei hatte allerdings mitgeteilt, man habe deren Spuren verfolgt, als sie am 2. März von Russland nach Großbritannien eingereist und zweimal von London nach Salisbury am 3. und 4. März gefahren seien. Sie seien im City Stay Hotel in Bow Road, East London, untergebracht gewesen. Dann seien sie am 4. März nach er Rückkehr von Salisbury um 22.30 Uhr wieder nach Russland ausgereist. In der Nähe von Skripals Haus habe man die beiden auf Aufnahmen von Überwachungskameras identifiziert. Die Öffentlichkeit wird gefragt, ob die Männer zwischen dem 2. und 4. März irgendwo gesehen wurden.