Smartphone-Verbot an Schulen: Booster für Konzentration und Lernerfolg?
Studie der Uni Augsburg: Neben der Lernleistung würde ein Smartphone-Verbot das soziale Wohlbefinden steigern. Welche Rolle spielt Cyber-Mobbing?
In Ländern wie Frankreich, Italien, Großbritannien und den Niederlanden sind Smartphones an Schulen bereits verboten. Mit Blick auf digitale Kompetenzen einerseits und negative Effekte andererseits wird kontrovers diskutiert, ob dies auch in Deutschland sinnvoll wäre.
Bereits im vergangenen Jahr ergab eine Studie der Universität Paderborn, dass Erwachsene langsamer und unkonzentrierter arbeiten, wenn ein Smartphone auch nur in Sichtweite ist. Der Drang, sich augenblicklich damit zu beschäftigen, müsse dann unterdrückt werden, hieß es.
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Am Lehrstuhl für Schulpädagogik der Universität Augsburg wurden nun die Auswirkungen auf die Lernleistung von Kindern und Jugendlichen sowie ihr soziales Wohlbefinden untersucht. Die Übersichtsstudie wurde vergangene Woche im Fachjournal Education Sciences veröffentlicht.
Smartphone-Verbot hätte messbare positive Effekte
Das Forschungsteam um Prof. Dr. Klaus Zierer hatte dafür fünf Studien aus Norwegen, Spanien, Tschechien, England und Schweden im "Rapid Review"-Verfahren analysiert, um die gesellschaftliche Debatte zeitnah durch eine wissenschaftliche Position zu ergänzen.
Ein Smartphone-Verbot hat demnach messbare positive Effekte – vor allem auf das soziale Wohlbefinden, in geringerem Maß aber auch auf die Lernleistungen der Schülerinnen und Schüler.
Selbst ausgeschaltet lenkt ein Smartphone ab
Ersteres erklärt sich dadurch, dass Cyber-Mobbing zumindest während des Unterrichts erschwert wird. In Sachen Konzentration wurde ein ähnlicher Effekt wie bei Erwachsenen festgestellt: Schon ein gut sichtbar auf dem Tisch platziertes Smartphone schränkt demnach die Konzentrationsfähigkeit ein.
Das Smartphone in der Tasche oder auf dem Tisch kann Lern- und Bildungsprozesse verhindern. Zudem verschlechtern Smartphones das soziale Klima in Schulen, indem sie zwischenmenschliche Konflikte befeuern.
Tobias Böttger, Universität Augsburg, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Schulpädagogik
Digitale Kompetenzen: Kein Verbot ohne Ausnahme
Die Autoren empfehlen allerdings kein Verbot im Sinne von Basta-Politik, über die nicht diskutiert wird. Vielmehr soll es mit Bildungsmaßnahmen kombiniert werden, die die Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler fördern.
"Es wichtig, mit ihnen über das Verbot zu sprechen, Regeln zu erklären und zu reflektieren und schrittweise Handlungsspielräume zu eröffnen, um sie so Schritt für Schritt in eine Medienmündigkeit zu führen", betonte Prof. Zierer.
Das Potenzial der Geräte zur Informationsbeschaffung wird von Lehrkräften durchaus gesehen. Mit zunehmendem Alter sollten Jugendliche lernen, die Geräte gezielt und eigenverantwortlich zur Informationsbeschaffung zu nutzen. Ein absolutes Verbot wäre demnach nur in den unteren Jahrgangsstufen sinnvoll.
Smartphones und der Druck, immer erreichbar zu sein
Bei der internationalen Pisa-Studie 2022 hatte jeder dritte befragte Jugendliche angegeben, nervös zu werden, wenn das Handy nicht in Reichweite sei. Jeder vierte gab an, die Benachrichtigungen während des Unterrichts nie oder fast nie auszuschalten. Ebenso viele verspürten den Druck, während des Unterrichts auf Nachrichten zu antworten.