Solarparks auf Ackerland: Wenn Klimaschutz zum nachhaltigen Problem wird
Die Energiewende setzt auf Wind- und Sonnenenergie. Doch Solarparks benötigen Flächen, die vorher landwirtschaftlich genutzt wurden. Warum das Dilemma größer wird.
Solaranlagen sind ein zentraler Baustein der Energiewende. Um sie zu fördern, hat die Bundesregierung im vergangenen Jahr das Solarpaket 1 auf den Weg gebracht, das nun auch den Bundesrat passiert hat.
Bundesregierung fördert Solarenergie mit ehrgeizigen Zielen
Die Ziele sind ehrgeizig: In diesem Jahr sollen 13 Gigawatt (GW) Solarleistung neu installiert werden. Im Jahr 2025 sollen es bereits 18 GW und ab 2026 22 GW sein. Die Hälfte des Zubaus soll auf Freiflächen, die andere Hälfte auf Dächern erfolgen.
Problematisch beim Ausbau der Solarenergie ist primär, dass immer mehr Ackerflächen verbraucht werden, was auch die Pachtpreise in die Höhe treibt. Die Bundesregierung will den Ausbau jedoch ohne zusätzlichen Verbrauch landwirtschaftlicher Flächen erreichen, z. B. durch Agri-PV-Anlagen, die eine Doppelnutzung der Flächen gewährleisten.
Nachhaltigkeitsfrage: Solaranlagen auf Freiflächen
Dennoch bleibt die Frage nach der Nachhaltigkeit von Solaranlagen auf Freiflächen, wie ein Bericht von Reuters zeigt. Die Nachrichtenagentur beschreibt den Flächenfraß in den USA, wo hochwertige Böden mit Solarparks bebaut werden.
Angelockt von günstigen Grundstückspreisen, der Anbindung an wichtige Stromleitungen und einer Fülle von wirtschaftlichen Anreizen erobert die Solarindustrie den Mittleren Westen der USA. Und sie schädigt die Böden, wie Wissenschaftler, Landwirte und Behörden warnen.
Fallbeispiel: Massive Erosion durch Solarpark in Indiana
Grund sind die dort üblichen Praktiken beim Bau von Solarparks: Große Flächen werden planiert und zum Teil mit feinem Sand bedeckt. Die US-Umweltschutzbehörde warnte deshalb vor einer starken Erosion, bei der fruchtbarer Boden weggespült wird.
Lesen Sie auch
So geschehen in dem Fall, über den Reuters ausführlich berichtete. Ein Landwirt in Indiana verpachtete rund 445 Hektar seines Landes an einen Solarparkbetreiber, eine Tochterfirma des NextEra-Konzerns.
Prognose: Zunehmende Solarprojekte auf fruchtbarem Ackerland
Dieser ebnete die Felder ein, was zu massiver Erosion führte. Der fruchtbare Mutterboden wurde schließlich von gelbbraunem Sand bedeckt, auf dem keine Pflanzen mehr wachsen. Abhilfemaßnahmen will das Unternehmen erst prüfen, wenn der Vertrag ausläuft – im Jahr 2073.
Die meisten neuen Solarprojekte in den USA entstehen auf Acker- und Weideland. Das prognostizieren laut Reuters Forscher des American Farmland Trust, einer gemeinnützigen Organisation zum Schutz von Ackerland. Fast die Hälfte davon werde auf "dem besten Land der Nation für die Produktion von Nahrungsmitteln, Fasern und anderen Feldfrüchten" liegen.
Deutschland und das Dilemma der Flächenkonkurrenz
Deutschland steht vor einem ähnlichen Dilemma: Aus Klimaschutzgründen werden Flächen für Solarparks benötigt, aber auch hierzulande geht dafür Ackerland verloren. Im Jahr 2021 waren bereits rund 32.000 Hektar mit Solaranlagen bebaut. Um die Ausbauziele bis 2030 zu erreichen, werden weitere 63.000 Hektar benötigt.
Für die Landwirte ist diese Entwicklung nicht von Vorteil. Das gilt für die USA ebenso wie für Deutschland. In der Bundesrepublik werden durchschnittlich 274 Euro Pacht pro Hektar und Jahr gezahlt. Pachtangebote für Solarparks liegen dagegen bei über 2.500 Euro pro Hektar und Jahr.
In den fruchtbaren Gegenden der USA zahlen Landwirte den Landbesitzern durchschnittlich 251 US-Dollar Pacht pro Acre (0,4 Hektar) und Jahr. Die Pacht für Solarparks liegt dagegen zwischen 900 und 1.500 US-Dollar pro Acre und Jahr – mit jährlichen Steigerungen.
Ausblick: Flächenkonkurrenz und landwirtschaftliche Produktion
Die Flächenkonkurrenz dürfte sich daher in Zukunft weiter verschärfen. Sollen die Ausbauziele für Solarenergie in den USA bis 2050 erreicht werden, werden etwa fünf Prozent der Gesamtfläche benötigt. Es kommt also darauf an, welche Flächen in Zukunft genutzt werden. Sind es die fruchtbaren Böden, dürfte die landwirtschaftliche Produktion des Landes deutlich zurückgehen.