Solidarität ist mehr als Händewaschen und Klatschen
Seite 2: "Viel muss sich ändern - Corona hat es nur für jeden und jede sichtbar gemacht"
- Solidarität ist mehr als Händewaschen und Klatschen
- "Viel muss sich ändern - Corona hat es nur für jeden und jede sichtbar gemacht"
- "Mobilität für Alle ist systemrelevant"
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Die Zeit ist günstig. Schließlich macht die Corona-Krise besonders deutlich, dass die Beschäftigten im Care-Bereich, wozu auch Gesundheit und Pflege gehört, systemrelevant sind.
Eine Aktivistin von Care Revolution Dortmund hat angesichts der Corona-Krise einen Forderungskatalog vorgelegt, der in vielen Bereichen Überschneidungen zu den Reformvorschlägen der Weddinger Stadtteilinitiative hat.
(…) Nur eine Transformation der vorrangig auf Güterproduktion und Gewinn ausgerichteten Wirtschaft zu einer auf die Befriedigung der sozialen Bedürfnisse, Umwelt und Klima schonenden Wirtschaft kann zur Herstellung von gerechten, den Bedürfnissen aller Menschen entsprechenden Lebens- und Arbeitsverhältnissen beitragen.
Alle Güter der allgemeinen Daseinsvorsorge gehören in die öffentliche Hand. Welche gesellschaftlich notwendigen Güter und Dienstleistungen (Schulen, Kitas, Gesundheitsversorgung, sauberes Wasser, Müllabfuhr, Büchereien und kulturelle Einrichtungen etc.) zentral zu organisieren und herzustellen sind und welche dezentral, muss auf kommunaler, auf Kreis- oder Landesebene unter Beteiligung engagierter Bürger*innen und von Fachleuten, geprüft und transparent neu entschieden werden. Da, wo eine Privatisierung in der Vergangenheit erfolgte, ist diese rückgängig zu machen.
Die allgemeine Mobilität muss durch die kostenfreie Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel und die Abschaffung des privaten PKW-Besitzes gewährleistet werden. Flüge müssen auf umweltschonende Langstreckenflüge beschränkt werden.
Gisela-Ingrid Weissinger, Care Revolution Dortmund
Das sind auch die zentralen Inhalte eines Aufrufs des Netzwerks Care Revolution, das sich 2014 auf einer Konferenz in Berlin gegründet hat. Es hat genau die Themen zu Care als Daseinsvorsorge angesprochen, die jetzt in der Corona-Krise von viel mehr Menschen begriffen werden.
Daher sollten alle politisch aktiven Gruppen und Netzwerke ihre Arbeit bündeln, um in diesem Bereich einen politischen Erfolg zu verzeichnen. Es wird seit Corona sehr allgemein immer wieder erklärt, dass sich nun alles ändern würde und die Welt insgesamt sozialer werde.
Das Ganze hat einen sehr moralischen Unterton und meist werden konkrete politische Forderungen und gesellschaftliche Kräfteverhältnisse total ausgeklammert. Dabei hat der liberale Journalist Daniel Böldt Recht, wenn er in einer Taz-Polemik schreibt, Corona werde gar nichts ändern.
Denn nicht das Virus, sondern politische Bewegungen ändern etwas. Wenn es einer politischen Linken nicht gelingt, ihre Forderungen und Analysen, die sie auf dem Sektor der Care-Politik in den letzten Jahren entwickelt und geschärft hat und die sich jetzt gerade bestätigen, massiv in die Öffentlichkeit zu tragen, behält Böldt insofern Recht, dass sich nach der Corona-Krise nichts für die Mehrheit der Bevölkerung ändern wird.