Spiel mit der Zeit
Sonys "Ratchet & Clank: A Crack in Time" für PS3
Ratchet & Clank: A Crack in Time von Sony Computer Entertainment setzt die Geschichte von „Tools of Destruction“ und „Quest for Booty“ fort. Wie der Name vermuten lässt, spielt im dritten Auftritt der beiden Helden auf der PS3 die Zeit inhaltlich und auch in den Puzzles eine große Rolle.
Eigentlich sind Ratchet und Clank seit ihrer ersten Begegnung unzertrennlich. Wer die beiden nicht kennt: Ratchet ähnelt einem Wüstenfuchs und ist ein Lombax, eine verschwundenen Rasse vom Planeten Fastoon. Seinem Namen, der auf Deutsch Ratsche bedeutet, macht er alle Ehre, da er stets einen Schraubenschlüssel bei sich trägt und bereits in seinem ersten Auftritt im ersten Teil der Serie an seinem Raumschiff werkelt. Darin trifft er auch auf seinen Freund Clank, einen kleinen Roboter, dessen Spitzname so viel wie „scheppern“ bedeutet, und der mit echtem „Namen“ XJ-0461 heißt.
Bei ihren gemeinsamen Auftritten auf der PS2 reisen die beiden stets zusammen, wobei Ratchet die Hauptfigur ist. Im PS3-Debut „Ratchet & Clank: Tools of Destruction“ kommt dem kleinen Roboter bereits eine größere Rolle zu und der Spieler steuert ihn durch einige Passagen. Sogenannte Zonis, die anfangs nur Clank sehen kann, helfen diesem bei seinen Aufgaben im ersten Teil der PS3-Trilogie und nehmen ihn schließlich am Ende mit – warum bleibt zunächst offen. In „Quest for Booty“ ist Ratchet konsequenterweise allein unterwegs – Clank bekommt nur zwei kleine Gastauftritte.
Die offenen Fragen der ersten beiden Teilebeantwortet „Ratchet & Clank: A Crack in Time“, der letzte Teil der Trilogie. Obwohl die beiden Helden zu Beginn weiterhin voneinander getrennt sind, spielt der Roboter eine relevante Rolle. Er befindet sich innerhalb der Großen Uhr, einer wichtigen Instanz, die nicht nur die Zeit anzeigt, sondern diese kontrolliert und gleichzeitig verhindert, dass das Universum aufgrund von Zeitparadoxen kollabiert. Recht schnell wird klar, dass der hochgradig intelligente und gleichzeitig wahnsinnige Roboter Dr. Nefarious, der seinen ersten Auftritt im PS2-Spiel „Ratchtet & Clank 3“ hatte, hinter Clanks Verschwinden steckt und wieder einmal große, selbstredend böse Pläne hat, die sich gegen die verhassten organischen Lebewesen richtet.
Gleich am Anfang des Spiels tritt zudem Captain Qwark auf. Der selbsternannte Superheld schafft es immer wieder, die Lorbeeren für die Arbeit anderer einzuheimsen, wobei er Feigheit und Gerissenheit mit einer gehörigen Portion Selbstüberschätzung vermischt. Diese Eigenschaften in Kombination mit seinem Auftreten und Äußeren machen ihn zum komischen Nebendarsteller der Serie. In „A Crack in Time“ begleitet er Ratchet auf seiner Suche nach Clank und ist anfangs tatsächlich eine notwendige Hilfe, wobei er recht bald mehr Schwierigkeiten anzieht als sie zu beseitigen.
Der Spieler schlüpft am Start in Ratchets Rolle, nachdem dieser zusammen mit Qwark wie durch ein Wunder einen Absturz überlebt. Seine erste Aufgabe ist es eben jene Zonis, die für Clanks Verschwinden verantwortlich sind, einzusammeln – die Namensähnlichkeit zum Publisher Sony ist sicherlich kein Zufall, die zur deutschen Vergangenheit dagegen schon. Zonis sind Wesen aus reiner Energie, die Ratchet zunächst bei der Reparatur und später bei der Verbesserung seines Schiffs helfen.
Wer schon einen Teil der Ratchet&Clank-Serie gespielt hat, findet viel Altbekanntes in „A Crack in Time“. Ratchet sieht sich auf seiner Suche immer wieder mit einer Vielzahl von Robotergegnern konfrontiert, gegen die er zunächst neben seinem Schraubenschlüssel einen einfachen Blaster einsetzt. Im weiteren Verlauf kann er neue Waffen erstehen, die von klassischen Typen wie einem Scharfschützengewehr oder Granaten bis zu skurrilen Utensilien wie einer Discokugel reicht, die alle Gegner in einem bestimmten Umkreis für eine Weile zum Tanzen zwingt. Zusätzlich muss er in typischer Platformer-Manier Geschicklichkeit beweisen.
Der Großteil des Spiels ist jener Mix aus Jump-And-Run mit Action-Shooter, der auch die bisherigen Titel der Serie ausgemacht hat. Neben den für das Vorankommen entscheidenden Levels auf den Planeten gibt es zahlreiche optionale Ziele in Form von Monden, auf denen Ratchet weitere Zonis, Waffenpläne und goldene Schrauben, das traditionelle Zahlungsmittel für Bonus-Inhalte in den Ratchet&Clank-Spielen, findet. Die Monde konzentrieren sich häufig auf einen speziellen Teilaspekt und bieten beispielsweise besonders auf Geschicklichkeit ausgelegte Passagen oder verlangen das Ausschalten einer festgelegten Zahl von Gegnern.
Wie schon in „Tools of Destruction“ schlüpft der Spieler zwischenzeitlich in die Rolle des kleinen Roboters. In „A Crack in Time“ ist die Zeit ein wichtiger Bestandteil dieser Passagen innerhalb der Großen Uhr. An einigen Stellen ist Clank in der Lage mehrere Aktionen parallel auszuführen, indem er Kopien seiner selbst erstellt und deren Bewegungen aufzeichnet. Auf diese Weise existiert er quasi doppelt, da er beim Abspielen parallel mit seiner Kopie agiert. So kann er sich bei der Aufzeichnung auf einen Druckschalter stellen, die eine Türe öffnet, und dort warten . Während er die Kopie abspielt verlässt er dann den Raum durch den von der Kopie geöffneten Ausgang.
Interessanter und komplexer wird dieses Prinzip, wenn der Spieler mehrere Kopien verwenden darf und teilweise dieselbe Kopie mehr als einmal aufzeichnen muss, weil die Aktionen miteinander verflochten sind und sich gegenseitig bedingen. Auch wenn diese Art von Clanks Herausforderungen vor allem im späteren Teil durchaus interessante Rätsel sind, erreichen sie nie den Schwierigkeitsgrad reiner Puzzle-Spiele.
Auch Ratchet darf die Zeit für sich benutzen, jedoch im Verhältnis einfacher: An zwei Stellen springt er in die Vergangenheit um die Gegenwart zu verändern. Das geschieht jedoch sehr offensichtlich durch die Aussaat von Samen, die in der Gegenwart zu Pflanzen werden und das Erreichen neuer Orte ermöglichen. Als zusätzliche, bereits aus vorherigen Titeln bekannte spielerische Komponente, muss Ratchet sich in seinem Schiff im Weltraum behaupten. Nur wenige Raumkämpfe sind für den Spielverlauf notwendig. Hinzu kommen viele optionalen Missionen, die das Konto auffüllen und somit den Einkauf besserer Waffen und Rüstungen ermöglichen.
Wie bei vielen aktuelle Spielen gibt es in „Ratchet & Clank: A Crack in Time“ zahlreiche Möglichkeiten, die Ausrüstung zu verbessern. Zunächst einmal kauft Ratchet neue Gegenstände ein. Das verfügbare Arsenal wächst im Spielverlauf. Die Währung sind Schrauben, die der Lombax in Kisten und durch das Besiegen von Gegnern findet sowie durch das Absolvieren optionaler Missionen verdient. Jede Waffe hat wiederum fünf Stufen, wobei jeweils beispielsweise Reichweite oder maximale Munition steigen. Die Verbesserung erfolgt durch den Einsatz der jeweiligen Waffe, was den Anreiz erhöht alle auszuprobieren. Einige Waffen modifiziert Ratchet zusätzlich mit der Hilfe von speziellen Erweiterungen, die ähnlich wie die goldenen Schrauben im Spiel versteckt sind. Das Raumschiff wiederum verbessert Ratchet durch das Sammeln der Zonis.
Neben dem spielerischen Part, ist den Entwicklern von Insominac auch die Präsentation gut gelungen: Die Grafik ist sehr schön, gegenüber „Tools of Destruction“ allerdings kaum verbessert und nicht so beeindruckend wie in fotorealistischen Titeln wie Uncharted 2 (vgl.: Großes Kino auf PS3) oder Konamis Metal Gear Solid 4. Die Geschichte ist recht vielschichtig für einen Cartoon-Platformer und schließt die PS3-Trilogie der Freunde schlüssig ab. Sowohl Ratchet als auch der Roboter Clank erfahren viel Neues über ihre Herkunft. Gleichzeitig steht die Freundschaft der beiden auf der Probe.
Die Spielzeit beträgt gut 10 Stunden für den kürzesten Weg zum letzten Boss. Hinzu kommt etwa noch mal dieselbe Zeit für optionale Missionen und die Suche nach versteckten Boni. „A Crack in Time“ ist das abwechslungsreichste Spiel der insgesamt herausragenden „Ratchet&Clank“-Serie. Die neuen Ansätze, allen voran Clanks Zeit-Puzzle, ergänzen das bewährte Konzept ohne es zu verwässern. Die Cartoon-Grafik und der Humor sind eine willkommene Abwechslung zu den sich häufig zu ernst nehmenden Titeln, die momentan die Next-Gen-Konsolen beherrschen, zumal „A Crack in Time“ spielerisch ebenso anspruchsvoll und hinsichtlich der Vielseitigkeit einigen von ihnen deutlich überlegen ist.