Stallman wird durch Preis geehrt

Widerstand gegen beabsichtigte EU-Software-Patentierung

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Während der achten International World Wide Web Conference in Toronto wurde dem Gründer und Präsidenten der Free Software Foundation Richard Stallman überraschenderweise der Yuri Rubinsky Memorial Award in Höhe von 10000 Dollar verliehen.

Richard Stallman, dessem GNU-Projekt Linux letztlich seine Existenz verdankt, kämpft seit vielen Jahren für freie Software und gegen die großen Konzerne, die Programme durch Patente und Copyright sichern. Abgelehnt wird von ihm die von Raymond initiierte Open Source Bewegung, weil sie die Idee der freien Software nur noch als andere Produktionsmethode propagiert, aber die dahinterstehende politische Motivation von sich abgestriffen hatte. Zu den Geldgebern des Yuri-Preises, der einer Persönlichkeit verliehen wird, deren lebenslange Arbeit der Pflege und dem Aufbau der globalen Informationsinfrastruktur gewidmet war, gehören unter anderen Microsoft und Sun. "Ich bin über die Ironie belustigt", sagte Stallman laut Wired, "daß sie einen Preis gestiftet haben, der schließlich bei mir ankam. Sowohl Microsoft als auch Sun entwickeln normalerweise proprietäre Software und tragen nur sehr selten etwas zu der Free Software Community bei." Stallman wurde von einer Jury aus ehemaligen Preisträgern, darunter Vint Cerf, Doug Englebart oder Ted Nelson, nominiert.

Stallman engagiert sich derzeit auch gegen die von der EU geplante neue Gesetzgebung, die eine umfassende Patentierung von Software erlauben wird. Eine Patentierung von Software, die bislang nur in den USA und seit kurzem auch in Japan möglich ist, werde laut Stallman "für die freie Software zerstörerisch sein und schlecht für jeden, der in Europa Software entwickeln will."

Bislang sind in Europa Programme nur urheberrechtlich geschützt, während für sie als informationelle Werke, ähnlich wie bei Texten, kein Patent bewilligt werden konnte, das die Verwendungsmöglichkeiten noch stärker beschränkt. "Die Weisheit des europäischen Ansatzes", so FFII, "für Software als solche keine Patente zu vergeben, hat sich in den letzten Jahren besonders durch die steigende Bedeutung der quellenoffenen Software gezeigt. Systeme wie GNU/Linux, FreeBSD usw. sind aus der freien Kommunikation von Fachleuten im Internet entstanden und haben durch ihre Leistungsfähigkeit und Stabilität viele bekannte industrielle Erzeugnisse in den Schatten gestellt." Es ist verständlich, daß einige große industrielle Softwareproduzenten der USA sich angesichts dieser neuen Entwicklung, an der Europa einen Anteil von ca. 50% hat, Sorgen machen", schreibt die FFII.

Zum Widerstand gegen die neuen Regelungen, die Ende Juni auf der Konferenz über geistiges Eigentum verhandelt werden sollen, rufen Free Patents sowie der Förderverein für eine Freie Informationelle Infrastruktur FFII auf, der unter anderem ein "Schutzbündnis gegen Softwarepatente" vorschlägt. Mit einem offenen Brief an den scheidenden EU-Kommissar van Miert wird vor einer "hektischen Stärkung amerikanischer Plattformstrategien durch schlecht beratene EU-Entscheidungsträger" gewarnt.