Starship Testflug 6: Erfolgreiche Generalprobe fürs All
SpaceX feiert den sechsten Starship-Testflug als Erfolg. Nach einem fast perfekten Start gelang erstmals ein Manöver im Orbit. Doch eine Phase verlief anders als geplant.
Am gestrigen Dienstag fand der sechste Textflug des Starship statt. Das Unternehmen SpaceX konnte erneut unter Beweis stellen, dass die Entwicklung der größten jemals gebauten Rakete voranschreitet – auch wenn diesmal nicht alles so reibungslos gelang wie beim fünften Test.
Einfangen des Boosters abgebrochen
Der sechste Testflug sollte im Wesentlichen eine Wiederholung der ingenieurtechnischen Meisterleistung vom 13. Oktober darstellen, als das Einfangen des Boosters direkt beim ersten Versuch gelang. Doch diesmal musste das Einfangen der Super Heavy genannten ersten Stufe in letzter Minute abgebrochen werden. Sie landete anschließend kontrolliert im Golf von Mexiko.
Nach Angaben von SpaceX haben automatische Sicherheitskontrollen im Startturm das Ausweichmanöver ausgelöst. Aus Sicherheitsgründen muss die Rückkehr zum Startplatz manuell freigegeben werden. Damit soll verhindert werden, dass durch eine Fehlfunktion Menschen oder Infrastruktur gefährdet werden.
Die Vorgehensweise erklärt sich dadurch, dass SpaceX aktuell über mehrere Raketen aber nur über einen funktionierenden Startturm verfügt. Sollte dieser beschädigt werden, könnte die Reparatur lange Zeit in Anspruch nehmen und damit das ganze Programm ausbremsen.
Manövertest im Weltraum geglückt
Ansonsten lief der Start nach Drehbuch. Anders als beim fünften Flug war er diesmal um vier Uhr Nachmittags (Ortszeit) angesetzt, um mehr Licht für Beobachtungen zu haben. Alle 33 Raptor-Triebwerke zündeten wie erwartet und beförderten die 120 Meter Hohe Riesenrakete in die Erdumlaufbahn.
Rund 38 Minuten nach dem Start folgte ein wichtiger neuer Test: Erstmals zündete eines der sechs Raptor-Triebwerke der Oberstufe im Weltraum und veränderte die Flugbahn leicht. Obwohl der Schub nur eine Geschwindigkeitsänderung von 77 Stundenkilometer bewirkte, war dies ein entscheidender Schritt.
Damit konnte SpaceX unter Beweis stellen, dass Starship Manöver im All ausführen und sicher aus dem Orbit zur Erde manövrieren kann.
Dies ebnet den Weg für zukünftige Missionen, bei denen das Raumfahrzeug Satelliten für das Starlink-Internetnetzwerk aussetzen oder Betankungsexperimente im Orbit durchführen soll – beides kurzfristige Ziele im Entwicklungsplan von SpaceX für das Starship-Programm.
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Der Ausbau von Starlink soll SpaceX die nötigen Einnahmen bringen, um die Entwicklung von Starship weiter zu finanzieren. Die Betankung im Orbit wiederum ist Voraussetzung für Flüge jenseits des erdnahen Weltraums, etwa zum Mond oder Mars. Dazu gehört auch der milliardenschwere Auftrag der NASA für eine bemannte Mondlandefähre im Rahmen des Artemis-Programms.
Nach rund einer Stunde Flugzeit landete die Oberstufe planmäßig im Indischen Ozean. Die Kameras an Bord lieferten eindrucksvolle Bilder des Hitzeschildes beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre. Trotz probeweiser Entfernung von Kacheln hielt der Hitzeschild dem Plasmafluss weitgehend stand, auch wenn eine der Steuerflächen leicht in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Die Stelle gehört sicherlich zu den größten "Problemzonen" bei der Entwicklung der Rakete und könnte in der kommenden zweiten Version grundlegende Veränderungen erfahren.
Trotz der hohen Hitzeentwicklung blieb das Ruder funktionsfähig und brachte die Oberstufe zum kontrollierten Absturz ins Meer. Der Splashdown schien diesmal zudem abzulaufen als beim fünften Testflug. Damit könnte SpaceX dem Ziel ein Stück näher gekommen sein, in Zukunft beide Raketenteile kontrolliert wieder einzufangen.
Trump und Musk verfolgen Start
Es war der erste Flug seit der Ankündigung des designierten US-Präsidenten Donald Trump, SpaceX-Gründer Elon Musk in eine neue Behörde zu berufen, um die Staatsausgaben zu senken. Der Tech-Milliardär unterstützte Trump im Wahlkampf mit rund 200 Millionen US-Dollar.
Trump war extra nach Texas gereist, um den Start gemeinsam mit Musk nahe der Starbase in Boca Chica zu verfolgen.
Für SpaceX könnte die Allianz mit der neuen US-Administration in Zukunft mehr Entgegenkommen bei der Regulierungsbehörde FAA bedeuten, was die Entwicklung der Rakete weiter beschleunigen dürfte.
Starship V2 soll 2025 abheben
Die nächsten Testflüge werden mit einer verbesserten Version der Starship, dem Block 2, durchgeführt. Sie wird über größere Tanks, überarbeitete Tragflächen und einen besseren Hitzeschild verfügen. Mit 124 Metern wird das Fahrzeug noch einmal gut zehn Meter an Höhe zulegen, berichtet Ars Technica.
Zusammen sollen diese Verbesserungen die Nutzlastkapazität im erdnahen Orbit auf 100 Tonnen erhöhen. Später soll Block 3 die Nutzlast nochmals verdoppeln. Vor allem aber sollen die Modifikationen die Wiederverwendbarkeit von Booster und Raumschiff verbessern. Durch konsequente Mehrfachnutzung will SpaceX die Startkosten drastisch senken.
Doch zunächst stehen weitere Wassertests an. "Wir werden noch eine Landung des Schiffs auf dem Ozean durchführen", schrieb Elon Musk auf der Plattform X. "Wenn das gut geht, wird SpaceX versuchen, das Schiff mit dem Turm einzufangen."
Der vollständig und sofort wiederverwendbare Hitzeschild sei die größte technische Herausforderung, so Musk. Landen, auftanken und ohne aufwändige Überholung sofort wieder starten zu können, sei der entscheidende Härtetest für das Starship-Konzept.
SpaceX hat nun bewiesen, dass seine Riesenrakete den Weltraum zuverlässig erreichen kann. Jetzt muss das Unternehmen zeigen, dass es Booster und Raumschiff auch wirtschaftlich betreiben kann. Mit dem Testflug am Dienstag ist man diesem Ziel einen großen Schritt näher gekommen.