Steigende Lebensmittelpreise: Könnte ein Preisdeckel Abhilfe leisten?
In ganz Europa sind steigende Preise für Grundnahrungsmittel zu verzeichnen. EU-Länder steuern unterschiedlich entgegen. Welche Erfahrungen mit einem Preisdeckel gemacht wurden.
Die Preise für Lebensmittel sind in Deutschland in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. Aber vor allem die Länder Osteuropas sind noch stärker von der Teuerung betroffen, wie aktuelle Daten der EU-Statistikbehörde Eurostat zeigen.
In diesem Jahr stiegen die Lebensmittelpreise in der Europäischen Union um etwa 16,6 Prozent, berichtete die Financial Times. Es sind hauptsächlich die Grundnahrungsmittel, deren Preise in die Höhe schnellten. Eier verteuerten sich von Januar bis April um 22,7 Prozent, Vollmilch um 25 Prozent und Zucker um 54,9 Prozent.
Eine gemeinsame Linie im Kampf gegen die explodierenden Preise haben die EU-Länder bislang nicht gefunden. Gemeinsam ist ihnen, dass sie versuchen, die Preise zu regulieren; doch dabei agiert jedes Land für sich.
Ungarn und Kroatien haben etwa einen Preisdeckel auf Grundnahrungsmittel eingeführt. Griechenland hat die Gewinnspanne der Einzelhändler bei Lebensmitteln und anderen lebenswichtigen Gütern begrenzt.
In Frankreich hat die Regierung eine lockere Vereinbarung mit den Supermärkten ausgehandelt, um eine Auswahl von Artikeln zum geringstmöglichen Preis anzubieten. Spanien hat dagegen die Mehrwertsteuer auf Lebensmittel gesenkt.
Es gibt zahlreiche Faktoren, welche die Lebensmittelpreise beeinflussen. Die Verbraucherzentrale in Nordrhein-Westfalen verweist etwa auf Frost und Unwetter, die im Februar und März in vielen Ländern im Mittelmeerraum zu Missernten geführt hätten. Bei den Preisen für Kopfsalat, Paprika, Gurken und Tomaten hätte sich das deutlich gezeigt.
Doch manche Preissteigerungen seien weder gerechtfertigt noch nachvollziehbar, heißt es weiter bei den deutschen Verbraucherschützern. Sie bringen damit eine Ansicht zum Ausdruck, die von ihren Kollegen in ganz Europa geteilt wird.
Es wachse der Verdacht, dass vermeintlich gestiegene Produktionskosten manchen Unternehmen nur als Ausrede dienten, "um die Preise in die Höhe zu treiben", sagte Monique Goyens, Generaldirektorin des Europäischen Verbraucherverbands BEUC, der Financial Times.
Goyens ruft die Regierungen der EU-Länder auf, "strenge Maßnahmen zum Schutz der Verbraucher vor der Preisspirale zu ergreifen". Leicht umzusetzen ist das allerdings nicht, wie der Preisdeckel in Ungarn zeigt.
Einzelhändler, auch große Unternehmen wie Lidl und Spar, klagen laut Financial Times, dass sie durch das Gesetz gezwungen sind, mit Verlust zu verkaufen. Im Einkauf müssten die Einzelhändler etwa für ein Kilogramm Zucker umgerechnet 1,35 Euro zahlen. Sie müssten es dann aber zu 0,85 Euro wieder verkaufen.
Ökonomen sehen deshalb in dem Preisdeckel keine gute Idee, auch wenn er die Verbraucherpreise deutlich absenken konnte. Die Einzelhändler würden dadurch aber verleitet, die angebotene Menge zu reduzieren, um den Verlust zu beschränken.
Ungarns Zentralbankgouverneur György Matolcsy hatte deshalb bereits im Dezember erklärt: "Man kann diese Schlacht nicht mit alten Mitteln gewinnen". Preisobergrenzen und ähnliche Ideen hätten sich schon im Sozialismus als unwirksam erwiesen.
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