Steilvorlage des Vatikans gegen die Homo-Ehe in Spanien

Der Vatikan reagiert drastisch auf die Legalisierung der Homo-Ehe in Spanien. Die Aufforderung zum Boykott nehmen ultrarechte Bürgermeister auf

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"Auch wenn man mir erlaubt, Homosexuelle zu verheiraten, werde ich es nicht tun," sagte der Bürgermeister der spanischen Stadt Valladolid. Mit diesen Äußerungen in der rechten Zeitung La Razón stellte sich das Mitglied der konservativen Volkspartei (PP), Javier Leon de la Riva, an die Spitze des Widerstands, der von der katholischen Kirche und den Rechten gegen die Gleichstellung organisiert wird und vom Vatikan ausdrücklich unterstützt wird.

Das Gleichstellungsgesetz der sozialistischen Minderheitsregierung hatte am 21. April das Parlament passiert. Da nach Umfragen im spanischen Staat aber nur 26 Prozent gegen das Gesetz sind, argumentiert Leon de la Riva sogar scheinbar progressiv. Homosexuelle Paare sollten die gleichen Rechte erhalten wie heterosexuelle, betonte er. Es sei aber "nicht gut", solch einen Bund als "Ehe" zu bezeichnen. Dabei verschweigt er, dass seine Partei bisher auf regionaler Ebene gegen Gleichstellungsgesetze gestimmt hat und sogar Verfassungsklage gegen das Gesetz im Baskenland einlegte, das auch Adoptionen von Kindern erlaubt. Die beiden Ex-Minister der PP, Celia Villalobos und Federico Trillo, werden nun sogar von ihrer Partei bestraft, weil sie sich nur enthielten, statt das Gesetz abzulehnen.

Inzwischen weigern sich mindestens 12 PP-Bürgermeister, homosexuelle Paare zu trauen. Die Bürgermeister kleinerer Orte drücken sich in ihrer Ablehnung auch deutlicher aus. So sagte Lluís Caldentey aus Pontons: "Das sind erbkranke Personen, die mit einer körperlichen oder psychischen Behinderung zur Welt kamen." Nie habe man "zwei Hundemännchen beim Sex gesehen". Das sei "abnormal". Man müsse "nach dem Gewissen handeln", erklärte Miguel Ángel García Nieto, PP-Bürgermeister von Avila.

Das ist die Sprachregelung, hinter der sich Widerstand gegen das Gesetz formiert, und sie stammt aus dem Vatikan. Der vom neuen Papst Benedikt XVI zum Kardinalbischof und zum Präsident des Päpstlichen Familienrates ernannte Alfonso Lopez Trujillo hat die Beamten aufgerufen, das Gesetz per "Gewissensentscheidung" zu boykottieren. Das fordere man auch "von Krankenschwestern und Ärzten beim Verbrechen der Abtreibung". Er bezog sich ausdrücklich auf die "klaren Äußerungen" des neuen Papstes. Als Kardinal hatte Joseph Ratzinger erst vor zwei Jahren die Homo-Ehe als "unmoralisch und schädlich für die Gesellschaft" bezeichnet.

Damals leitete Ratzinger die Glaubenskongregation. Deren Text ruft katholische Politiker auf, gegen Gesetze zur Homo-Ehe zu stimmen: "Die Ehe ist heilig, während homosexuelle Handlungen gegen das Moralgesetz der Natur verstoßen", heißt es in dem Dokument der Kongregation: "Rechtliche Anerkennung homosexueller Partnerschaften oder ihre Gleichstellung mit der Ehe würden nicht nur die Anerkennung abweichenden Verhaltens bedeuten, ... sondern auch Grundwerte verdecken, die zum gemeinsamen Erbe der Menschheit gehören."

Noch deutlicher wurde Ratzingers Fundamentalisten-Club in der Frage der Adoptionen: "Personen in solchen Partnerschaften zu erlauben, Kinder zu adoptieren, würde in der Tat bedeuten, diesen Kindern Gewalt anzutun", heißt es in dem Text. Die Kinder kämen in ein Umfeld, das ihrer Entwicklung nicht förderlich sei. So wundert man sich nicht, wenn der Vatikan nun klare Schritte von Spaniens Katholiken fordert. "Alle Christen" müssen bereit sein, "auch den höchsten Preis, den Verlust des Arbeitsplatzes, zu zahlen", um sich gegen die "Zerstörung der Familie" zur Wehr zu setzen, forderte Lopez Trujillo.

Die spanische Vizeregierungschefin María Teresa Fernández de la Vega hat inzwischen erklärt, die Beamten "müssen die Gesetze einhalten, die vom Parlament in einer demokratischen Gesellschaft verabschiedet werden". Gewissensgründe könnten nicht angeführt werden. Das Gesetz schädige niemanden und "alle Bürger werden das Recht erhalten, eine Familie zu gründen".

Die Regelung wurde mit 183 zu 136 Stimmen verabschiedet und soll noch im Sommer in Kraft treten, wenn sie das Oberhaus passiert hat. Allerdings könnte es noch "einige Änderungen" geben, um im Senat die nötige Mehrheit zu erhalten schrieb die Tageszeitung El Mundo gestern und bezog sich auf den Sprecher der PSOE im Senat Joan Lerma. Hier verfügt die PP noch über 126 Sitze, die PSOE nur über 96. Entscheidend für eine Mehrheit mit 130 Stimmen seien die moderaten baskischen und katalanischen Nationalisten. Da die Basken längst ein solches Gesetz beschlossen hatten, werden sie zustimmen. Nur die 13 Stimmen der katalanischen Rechtsnationalisten von der CiU sind unsicher, denn die hatten auch im Kongress gegen das Gesetz gestimmt.

Bisher sieht die Regelung die vollständige rechtliche Gleichstellung einer Homo-Ehe mit der von heterosexuellen Paare vor. Vorgesehen ist auch, dass gleichgeschlechtliche Paare nicht nur heiraten, sondern auch Kinder adoptieren dürfen. In Europa gibt es Vergleichbares bisher nur in den Niederlanden. In Belgien ist die Homo-Ehe ebenfalls legalisiert, aber dort wurde über die Frage der Adoption von Kindern noch nicht entschieden. In Deutschland, wie in vielen anderen Ländern, können Paare ihre Partnerschaft amtlich eintragen lassen, aber bisher keine Kinder adoptieren.