Steuern für Unternehmen: Warum Ökonomen sie nicht erhöhen wollen

Bild: falco auf Pixabay

Klimawandel, Demografie, Rüstung: Der Finanzbedarf des Staates wächst. Ökonomen gegen höhere Steuern auf Gewinne von Firmen. Wie sie das begründen.

Europäische Länder stehen vor großen Herausforderungen, die Staatshaushalte unter hohem Druck. Die Zeitschrift The Economist bezifferte kürzlich die Zusatzausgaben, die bis 2030 anfallen könnten, auf etwa 3,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Der Kampf gegen den Klimawandel, Aufrüstung, Unterstützung der Ukraine und die steigenden Kosten der Renten- und Gesundheitssysteme müssen finanziert werden. Wie die Lasten verteilt werden, dürfte die politische Debatte der nächsten Jahre beeinflussen.

Unternehmen und ihre Eigentümer zählen nicht zu den Akteuren, die als erstes "Hier" rufen, wenn danach gefragt wird, wer die zusätzlichen Ausgaben finanzieren soll. Und ihre Lobbyisten tragen jedes halbwegs schlüssige Argument zusammen, um zu begründen, warum Firmen nicht mehr Steuern zahlen sollten.

Das German Business Panel (GBP) an der Universität Mannheim hat kürzlich seinen Mai-Bericht vorgelegt. In der Studie wird vorgerechnet, weshalb es schädlich sein könnte, wenn künftig Steuern auf Unternehmensgewinne steigen sollten.

Die Ökonomen schreiben, dass solche Steuern nicht nur die Unternehmen treffen werden, sondern auch ihre Kunden und die Beschäftigten.

"Die Last der Unternehmenssteuer wird nicht unbedingt nur von den Unternehmen getragen", erklärte Studienautor Philipp Dörrenberg, der den Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Betriebswirtschaftliche Steuerlehre an der Universität Mannheim leitet. "Dies sollte bei den Reformbemühungen unbedingt berücksichtigt werden."

In Form von steigenden Preisen würden etwa 20 Prozent der zusätzlichen Steuerbelastung an die Kunden weitergereicht. Aber auch das Personal sei betroffen, weil 15 Prozent der Mehrkosten durch Entlassungen oder Gehaltskürzungen kompensiert werden würden. Weitere 15 Prozent würden eingespart, indem Firmen auf Investitionen verzichteten.

Die Unternehmen würden voraussichtlich in dieser Weise reagieren, weil sich die wirtschaftlichen Aussichten eintrüben. Die erwarteten Gewinne ließen stärker nach als man erhofft hatte. Im Vergleich zum Vorjahr gingen Betriebe im Schnitt nicht mehr von steigenden, sondern von stagnierenden Gewinnen aus.

Die Argumentation der GBP-Studie überzeugt allerdings nicht alle Wirtschaftswissenschaftler. "Die Unternehmensteuer reduziert die Gewinne, die am Ende in der Tasche der Besitzer landen", erklärte der Ökonom und Buchautor Maurice Höfgen gegenüber Telepolis.

Es stimme deshalb: "Um größtmögliche Gewinne zu haben, habe Firmen den Anreiz, die Steuerlast über höhere Preise oder niedrigere Löhne auf Verbraucher oder Beschäftigte abzuwälzen", so Höfgen weiter.

In welchem Ausmaß dies passiere, hänge von der Marktmacht der Unternehmen ab. Je mächtiger eine Firma, desto eher würden die Steuern auf andere überwälzt. "Dazu kommen die etlichen Steuersenkungs- und Umgehungsmöglichkeiten für Großkonzerne, die eine Armee von Beratern arrangieren, um jeden Trick zu nutzen", betonte Höfgen.

Vor diesem Hintergrund sei es einfacher und effektiver, "die Einkommen oder das Vermögen von Personen, statt von Unternehmen stärker zu besteuern."

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